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Zwei Oldtimer auf einen Blick. Einen Plymouth Fury inszenierte die Künstlerin Eva Castringius vor der Kulisse von Dreilinden. Das Foto war Teil der Ausstellung „In Transition. Das Dreilindenprojekt“, die sie 2010 in der ehemaligen Raststätte zeigte.

© Eva Castringius

Raststätte: In Dreilinden wird weiter gewartet

Pläne für den Ausbau der ehemaligen Raststätte als Oldtimerzentrum sind immer noch nicht umgesetzt. Der Architekt hat seinen Auftrag zurückgegeben.

Eva Castringius muss es irgendwie geahnt haben. Künstler sind ja feinfühlig. Unter dem Titel „In Transition. Das Dreilindenprojekt“ stellte Castringius 2010 in der ehemaligen Raststätte Dreilinden aus. Die Fotoserie dazu hieß „Waiting“. Warten also.

Damals bezog sich das natürlich auf die Geschichte des Ortes. In Dreilinden verließ man West-Berlin gen West-Deutschland. Tramper warteten darauf, mitgenommen zu werden. Autofahrer warteten darauf, ins Staatsgebiet der DDR eingelassen zu werden.

Heute wartet Dreilinden selbst immer noch auf eine neue Nutzung. „Es ist bedauerlich, dass es da noch kein Ergebnis gibt“, sagt Frank Mückisch (CDU), Bezirksstadtrat für Soziales und Stadtentwicklung in Steglitz-Zehlendorf. Dabei sei Dreilinden ein Tor zur Stadt – und genau so war es auch gemeint. Die Architektur und die poppigen Farben waren auch als demonstratives Gegenstück zur tristen DDR-Grenzarchitektur gedacht. Heute steht es unter Denkmalschutz.

Ausstellung von Baumaschinen wurde nicht genehmigt

Pläne zur Wiederbelebung gibt es durchaus. 2012 hatte der Unternehmer Werner Scharwächter das Gebäude für 535 000 Euro ersteigert. Der Vorbesitzer Thomas Drechsel („Wurstmaxe“) hatte einen weitaus geringeren Preis dafür bezahlt: Für 45 000 Euro hatte der Liegenschaftsfonds Berlin die Immobilie angeboten.

Scharwächter verdient sein Geld mit Bohr- und Rammtechnik. Damit werden weltweit Fundamente von Hochhäusern gebaut. Ursprünglich wollte er die Freiflächen zur Schaustelle für Baumaschinen machen. Doch der Bezirk verweigerte dafür die Genehmigung.

Im Oktober 2014 segnete der Stadtplanungsausschuss einen neuen Plan Scharwächters ab, in Dreilinden Oldtimer auszustellen. Dazu wurde im Oktober 2014 ein Bauvorbescheid für das rund 5000 Quadratmeter große Areal mit dem Pop-Art-Turm erteilt. „Er enthält die Zustimmung für die Reparatur, den Verkauf und die Ausstellung von Oldtimern inklusive eines Restaurantbetriebes“, sagt Sabine Lappe vom Stadtentwicklungsamt in Steglitz-Zehlendorf.

Solche Vorbescheide sind dazu da, planungsrechtliche, denkmalrechtliche und bauordnungsrechtliche Fragen im Vorfeld einer konkreten Planung zu klären. Bauen darf man damit nicht, dafür muss ein Bauantrag gestellt werden. Bauvorbescheide haben eine Geltungsdauer von drei Jahren und können dann auf Antrag jeweils um bis zu ein Jahr verlängert werden. Im Fall Dreilinden aber sei bis heute „keine der überlegten Nutzungen vertieft worden“, teilt Sabine Lappe auf Anfrage mit.

"Der muss ja machen, was ich will."

Planerisch ins Werk setzen sollte das Oldtimercenter für Investor Scharwächter das Architektenbüro SHSP. Ihr Entwurf, der Gegenstand im Stadtplanungsausschuss gewesen war, sah rechts und links des bestehenden Gebäudes zwei gläserne Anbauten vor. Inzwischen gaben die Architekten den Auftrag aber an den Eigentümer zurück. Sie konnten sich offenbar nicht mit Schwarwächter über die genaue Planung verständigen: „Der Bauherr weiß nicht, was er will, und hat jeden Tag etwas Neues“, sagt Hannes Sauer von SHSP auf Anfrage. „Er ist nicht in der Lage, konstruktiv mitzudenken.“

Was sagt Werner Scharwächter dazu? „Der Architekt kann ja nicht machen, was er will. Der muss ja machen, was ich will.“ So geht seine Version. Er habe inzwischen einen neuen Architekten und einen neuen Plan, sagt der Unternehmer auf Anfrage. Welchen, will er nicht verraten. Auch nicht, wann er ihn vorstellen will. So heißt es für Dreilinden wohl weiterhin warten.

Vielleicht spekuliert Scharwächter mit dem dreigeschossigen Stahlbetongebäude: „Er könnte auch verkaufen – schon jetzt mit sattem Gewinn“, heißt es in einem wohlwollenden Blogbeitrag über die Boramtech Drilling Piling GmbH (Karlshorst): „Anfragen gab es reichlich. Aber noch ist nichts entschieden.“

Oldtimerfreunde könnten demnächst Eiswerder besuchen

Zwei Oldtimer auf einen Blick. Einen Plymouth Fury inszenierte die Künstlerin Eva Castringius vor der Kulisse von Dreilinden. Das Foto war Teil der Ausstellung „In Transition. Das Dreilindenprojekt“, die sie 2010 in der ehemaligen Raststätte zeigte.
Zwei Oldtimer auf einen Blick. Einen Plymouth Fury inszenierte die Künstlerin Eva Castringius vor der Kulisse von Dreilinden. Das Foto war Teil der Ausstellung „In Transition. Das Dreilindenprojekt“, die sie 2010 in der ehemaligen Raststätte zeigte.

© Eva Castringius

Und so werden sich die Freunde gepflegter Oldtimer wohl weiter gedulden müssen – nicht nur in Dreilinden. Das Oldtimerzentrum Meilenwerk in Alt-Moabit – eine Adresse für alle, die schöne Autos lieben – wollte schon in diesem Jahr ein neues Meilenwerk auf der Havelinsel Eiswerder eröffnen.

Nahe der Zitadelle Spandau will Immobilienentwickler Martin Halder ein deutlich erweitertes Angebot präsentieren. Auf dem historischen Areal des „Königlichen Feuerwerkslaboratoriums“ wurden früher einmal Munition, Schießpulver und Artillerie hergestellt. Obgleich Halders Konzept in Moabit zündete, könne das Ziel der Fertigstellung auf Eiswerder in diesem Jahr wohl nicht gehalten werden, hieß es auf Anfrage aus dem Unternehmen.

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