zum Hauptinhalt

Immobilien: Schöne Bauten in zerstörten Städte

Ernüchternde Bilanz auf der Leipziger BaumesseVON MANFRED SCHULZE Mitunter empfinde ich das, was sich auf der grünen Wiese und den Innenstädten der neuen Bundesländer abspielt, als düsteres Trauerspiel, das sich mit mehr politischem Weitblick hätte verhindern lassen", sagt Andreas Gottlieb Hempel, Präsident des Bundes Deutscher Architekten.Mit diesem Statement drückte er aus, daß das Kind längst in den Brunnen gefallen ist.

Ernüchternde Bilanz auf der Leipziger BaumesseVON MANFRED SCHULZE Mitunter empfinde ich das, was sich auf der grünen Wiese und den Innenstädten der neuen Bundesländer abspielt, als düsteres Trauerspiel, das sich mit mehr politischem Weitblick hätte verhindern lassen", sagt Andreas Gottlieb Hempel, Präsident des Bundes Deutscher Architekten.Mit diesem Statement drückte er aus, daß das Kind längst in den Brunnen gefallen ist.Diese ernüchternde soziale und städtebauliche Bilanz zog er anläßlich der Verleihung des Bauherrenpreises "Modernisierung 1997" auf der Baumesse Leipzig, die immerhin mit den prämierten Projekten einige positive Gegenbeispiele vorweisen konnte. "Wir haben in der Leipziger City 80 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, allein der Saalepark an der Autobahn jedoch hat mehr als 120 000, und die Stadt ist von solchen Konsum- und neuerdings Freizeittempeln geradezu umringt", so Leipzigs Planungsbeigeordneter Engelbert Lüttke-Daldrup.Die Folge sind Steuerausfälle, verödende Innenstädte und seit einigen Jahren auch eine vermehrte Stadtflucht.Während sich im Speckgürtel Leipzigs die Einwohnerzahlen einiger Gemeinden durch Wohnungsneubau mehr als verdoppelten, verlor die Metropole mehr als 50 000 Einwohner, allein 11 000 im letzten Jahr. Die Stadtflucht traf auch kleinere Kommunen, vor allem dort, wo die Industrie wegbrach."Wenn wie in Hoyerswerda oder Weißwasser bis zu 2000 Wohnungen leerstehen, dann entstehen Slums, wenn hier nicht städteplanerisch entgegengewirkt wird", so Albrecht Buttolo, Staatssekretär im Sächsischen Innenministerium.Da ein Zuzug von Bewohnern nicht absehbar sei, bleibe nur die Möglichkeit, durch Grundrißerweiterung oder auch Rückbau die Zahl der Wohnungen der Nachfrage anzupassen.Immerhin übernimmt Buttolo die Verantwortung für manche Fehlplanung der Boomjahre 1990 und 1991: "Wir hätten dem Handel damals befristete Genehmigungen erteilen sollen," sagt er heute. Mit Fördermitteln oder Steuervorteilen wird sich das Problem der ostdeutschen Städte nicht lösen lassen, auch wenn heute bereits mehr als 50 Prozent der Wohnungsaltbestände saniert sind und allein die Wohnungsunternehmen hierfür mehr als 70 Mrd.DM aufbrachten."Wir benötigen für den restlichen Bestand selbst bei vorsichtiger Rechnung noch einmal 100 Mrd.DM", sagt der Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungsunternehmen, Jürgen Steinert.Die Politik allerdings tut sich nachwievor schwer damit, eindeutig die Weichen gegen eine weitere Zersiedelung der Landschaft zu stellen. Am Bauherrenpreis, der seit 1986 und künftig während der Leipziger Baumesse verliehen wird, beteiligten sich 276 Projektträger.Unter den sechzehn ausgezeichneten Projekten befindet sich auch die Hauptstraße 20 / 24 in Dresden, wo die Nordwest Wohnbau einen sechsgeschossigen Plattenbau modernisierte.

MANFRED SCHULZE

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false