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Montgomery, Alabama, war in den 60er Jahren ein Zentrum des Kampfs gegen die Rassentrennung in den USA.

© The LIFE Picture Collection/Gett

Segregation: Weniger Streit in durchmischten Kommunen

Eine Studie der Universitäten Köln und Yale zeigt: Probleme gibt es in unscharfen Randbereichen

Wenn ethnische Gruppen in Städten räumlich getrennt leben, gibt es mehr Nachbarschaftskonflikte als in durchmischten Kommunen. Dies ergab die Auswertung von 4,7 Millionen Nachbarschaftsbeschwerden der Stadt New York, teilte die Universität Köln mit.

Die vermehrten Streitfälle seien an den Grenzen zwischen den ethnischen Gruppen zu beobachten, heißt es in der Untersuchung des Soziologen Merlin Schaeffer und seines New Yorker Kollegen Joscha Legewie (Yale University). Die Trennung (Segregation) befördere ethnische Gruppenidentitäten und damit das Gefühl eines Territorialanspruchs, der vor allem an unscharfen Grenzen für Konflikte sorge.

„In gut durchmischten Städten gibt es dieses Phänomen eher nicht“, betonte Schaeffer. New York sei keineswegs der „Melting Pot“ (Schmelztiegel), als der die Stadt am Hudson immer bezeichnet werde. Die räumliche Segregation von ethnischen Gruppen sei dort sehr stark ausgeprägt, sagte Merlin Schaeffer von der Universität Köln) auf Anfrage. Anders in der Bundesrepublik: „Abgesehen von wenigen Ausnahmen gibt es in Deutschland keine China Towns und Little Italies.”

In Deutschland gebe es im internationalen Vergleich ein relativ geringes Segregationsniveau, auch Tendenzen dazu bestehen. Erst das Vorhandensein abgetrennter Bereiche schaffe die Voraussetzung für „Grenzkonflikte“ wie Streit über zugeparkte Ausfahrten, Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit, Lärmbelästigung durch Musik oder illegale Untervermietung.

Von den Auswertungen ausgeschlossen wurden Beschwerden, die nicht auf Privatpersonen zurückgingen.

Die Wissenschaftler untersuchten nach Angaben der Universität Köln Nachbarschaftsbeschwerden, die im Jahr 2010 bei der Behördenhotline 311 in New York eingingen. Zu Streit sei es dort gehäuft gekommen, wo von Weißen bewohnte Gebiete an Häuserblocks afroamerikanischer Bewohner unscharf angrenzen. Die Beschwerdezahl sei hier um 26 Prozent höher als in Gegenden mit klaren Grenzen oder Gebieten mit nur einer Ethnie.

Mit Blick auf die Unterbringung von Flüchtlingen könne man in Deutschland aus der Studie durchaus lernen, sagte Merlin Schaeffer: „Kurzfristig mag es zu Konflikten kommen, wenn Flüchtlinge über alle Stadtviertel verteilt neue Nachbarn werden. Unseren Ergebnissen zufolge ist aber mit einer stärkeren Zerrüttung der Nachbarschaftsverhältnisse zu rechnen, wenn sich Gruppengrenzen räumlich manifestieren.“

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