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Ein Daybed für zwei. 1,4 Meter Breite reichen für ein Pärchen. Besuch ist für die Betreiber dieses Apartment-Hotels kein Problem.

©  Felix Löchner / GBI AG

Serviced Apartments: „Wie ein Hotel, aber preiswerter“

In Berlin öffnen zwei weitere Serviced Apartment-Hotels. Zielgruppe sind Reisende.

Hardy Alter ist schwer zufrieden. „Wir hoffen natürlich, dass der Kaffee weiterhin kostenlos bleibt“, sagt der 29-Jährige und deutet auf die Maschine in der Lobby des neu eröffneten „Smartment business“, direkt am S-Bahnhof Landsberger Allee. Alles hier riecht noch neu. 183 Apartments hat die GBI AG an der Storkower Straße geschaffen, es ist inzwischen ihr dritter Standort in Berlin. Blocks mit möblierten Wohnungen für junge Berufstätige und Reisende sind schnell ausgebucht: Es gibt ein wachsendes Klientel, dass sich entweder nur zeitweise in der Stadt aufhält oder ausweichen muss, bis eine Wohnung gefunden wurde.

Alter absolviert in Berlin seit Anfang Oktober noch bis zum März 2018 eine Weiterbildung zum Betriebswirt. Dann geht es zurück nach Heidelberg. 26 Euro kostet sein Apartment pro Nacht. Er hat es ja für längere Zeit gebucht. „Vor allem ist die Kaution mit 200 Euro günstig“, sagt er. Das Wohngefühl sei prima: „Man kann kochen, duschen, hat einen Fernsehapparat, genug Schränke, ein großes Bett, einen Schreibtisch – alles ist sehr modern.“ Besonders freut er sich, dass das Apartment alle zwei Wochen gereinigt wird. Und zwar nicht von ihm. Auch Bettwäsche und Handtücher werden dann gewechselt. „Sehr angenehm“, sagt Alter. Er ist mit drei Koffern eingezogen, Drucker und Laptop inklusive.

Es funktioniert wie ein Hotel, ist aber preiswerter

Bei der Unterkunft am Prenzlauer Berg reduziert sich der 47 Euro Standard-Preis pro Tag für bis zu 23 Quadratmeter bei längeren Aufenthalten über 30 bis hin zu 26 Euro bei der Drei-Monats- Rate. In den Apartments dürfen auch zwei Menschen wohnen, was den Preis pro Kopf weiter reduziert.

Zu den Gästen dieser möblierten Apartments gehören vor allem Projektmitarbeiter, Berater, Berufseinsteiger, Pendler, Künstler mit befristeten Engagements sowie Reisende, die ausgedehnte touristische Aufenthalte planen.

Zu dieser Spezies gehört Kristian Espinosa aus Kolumbien. Der 33-jährige ist mit seiner Frau nach Berlin gekommen. Beide haben in Frankreich und England Medizin studiert. Nun wollen sie Deutsch lernen, die Stadt erobern und gerne bleiben. Vielleicht findet sich an der Charité ja ein Job. Auch Herr und Frau Espinosa sind begeistert über ihre Bleibe. „Es funktioniert wie ein Hotel, ist aber preiswerter“, sagt Kristian. Von der Anmietung einer Airbnb-Ferienwohnung hätten sie Abstand genommen. „Wenn es billig sein soll, fährt man weit raus“, sagt der Kolumbianer. 800 Euro zahlen sie pro Monat. Eine Wohnung für mindestens 700 Euro Kaltmiete sei wesentlich teurer, weil ja noch die Nebenkosten hinzukämen, rechnet er.

"Wer eine möblierte Wohnung auf Zeit mietet, will sich sofort zu Hause fühlen“

Die Nachfrage nach Wohnungen auf Zeit nimmt seit Jahren stetig zu. In Berlin gibt es eine große Nachfrage vor allem von Unternehmen, die ganze Kontingente mieten. Die Anforderungen der temporären Bewohner unterscheiden sich jedoch deutlich von den Bedürfnissen herkömmlicher Mieter. „Wer eine möblierte Wohnung auf Zeit mietet, will sich sofort zu Hause fühlen und einfach mit seinem Koffer einziehen“, sagt zum Beispiel Norbert Verbücheln, Geschäftsführer von Mr. Lodge. Das Unternehmen zählt seit 25 Jahren zu den führenden Anbietern möblierter Wohnungen auf Zeit in München.

Neben der üblichen Möbeleinrichtung legt der Mieter auf Zeit besonderen Wert auf die Ausstattung mit Haushaltsgeräten, wie etwa einer Spülmaschine. Geschirr, Besteck, Töpfe, Bettwäsche und Handtücher müssen natürlich ebenso vorhanden sein wie der obligatorische Highspeed-WLAN-Zugang.

Die GBI AG startete im März in der Fasanenstraße in der City-West im ersten Berliner Haus mit 35 Serviced Apartments. Inzwischen gibt es mit den am Donnerstag eröffneten Gebäuden an der Treskowallee 115 (Karlshorst) und dem Haus in Prenzlauer Berg weitere Angebote. Zu den drei Berliner Projekten wurden zwei weitere „Smartments business-Hotels“ in Hamburg und München etabliert. Ein weiteres Haus soll Anfang Dezember in Wien eröffnen.

wenn man entsprechende Kapazitäten hat, lässt sich viel Geld verdienen

Muttergesellschaften der GBI AG sind mit jeweils 50-prozentiger Beteiligung die Moses Mendelssohn Stiftung und die FDS gemeinnützige Stiftung.

Das Objekt in Karlshorst übernahm die HanseMerkur Grundvermögen AG für das Sondervermögen HanseMerkur Grundwerte Deutschland. Die Immobilien am Prenzlauer Berg gingen an ein berufsständisches Versorgungswerk, über den Asset Manager Immobilienwerte Hamburg. In diesem Segment lässt sich viel Geld verdienen, wenn man entsprechende Kapazitäten hat. Das haben die Investoren von Vision Apartments (Zürich) schon vor Jahren erkannt. In Nähe des Alexanderplatzes haben sie ein höherpreisiges Angebot am Markt.

Erik Wlodasch von der „Smartment business Betriebsgesellschaft“ kennt die Angebote des Konkurrenten aus der Schweiz genau: „Bessere Lage, teurer, größere Zimmer, hochwertiger“, sagt er und nennt gerne noch einige Defizite: „Kein öffentlicher Bereich, begrenzte Ansprechbarkeit, keine Dienstleister.“

Für das Erdgeschoss des Apartment Hotels an der Storkower Straße wird nun noch der Betreiber einer Kaffeehaus- Kette gesucht, denn mit dem Getränke- und dem Kaffeeautomaten allein geht es auf Dauer nicht weiter. Und mit Gratis-Kaffee soll auch bald Schluss sein. „Es hängt davon ab, wann der Dispenser kommt“, sagt Wlodasch, „aber der Kaffee wird dann nicht die Welt kosten.“

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