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Immobilien: Verscheuern oder abreißen

Spanien: Banken bieten Immobilien zu Spottpreisen an.

Mit Kampfpreisen versucht die spanische Sparkasse Cajamar ihre Luxuswohnungen an der Costa del Sol doch noch loszuwerden. 400 000 Euro kostete ein Zwei-Zimmer-Apartment in der Anlage Mirador de Benalmádena nahe Málaga einst – mit Meerblick und Zugang zu einem riesigen, zwischen Gärten gelegenen Pool. Dasselbe gibt es heute schon für 250 000 Euro und obendrauf bis zu 30 Prozent Rabatt, wie Immobilienmakler Joaquín Luque erzählt. „Wenn Interessenten ein Angebot vorlegen, prüfen wir es“, sagt Luque. Trotzdem stehe die Hälfte der Wohnungen leer.

Wie Bleikugeln hängen vielen spanischen Banken die Immobilien am Hals, die schon für ihre Schuldner die Pleite bedeutet haben. Viele Bauunternehmer konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen, als die Immobilienblase auch in Spanien platzte. Ihre Apartmentkomplexe und Feriensiedlungen fielen an die Banken. Um sich zu retten, versuchen die Kreditinstitute nun selbst, möglichst schnell zu verkaufen – zu Spottpreisen.

Mit bis zu 70 Prozent Rabatt sollen Käufer angelockt werden. Und die Preise fallen weiter. Das wird zum Problem für die spanischen Banken, die bereits mit 100 Milliarden Euro von der EU gestützt werden müssen. Spaniens größte Bank Santander hat angekündigt, bis 2013 alle toxischen Immobilien abzustoßen – also alle, die schwer oder sehr schwer zu verkaufen sind. Die BBVA, die zweitgrößte Bank des Landes, gibt sich dafür 18 bis 21 Monate. Aber die Spanier selbst können auch zu Billigpreisen kaum noch kaufen. Bei einer Arbeitslosenquote von 24,6 Prozent vergeben die Banken immer weniger Kredite. Zielgruppe sind also vor allem Ausländer, besonders in den Tourismusregionen. Dort steht auch ein Drittel der 676 000 neuen Immobilien, die derzeit angeboten werden.

„Wir schauen auf die Länder der Europäischen Union, aber auch auf Schwellenländer wie Russland und China“, sagt der Präsident des spanischen Verbands der Bauträger, José Manuel Galindo. Sein Verband kooperiert mit der spanischen Regierung, um die Immobilien des Landes auch anderswo anzupreisen.

Paradoxerweise gehört zur Strategie der Banken auch, weitere Apartments zu bauen. Der Forschungsbeauftragte des Internetimmobilienportals Idealista, Fernando Encinar, begründet das so: „Es gibt Banken, die Bauland besitzen, auf dem derzeit niemand investiert. Und wenn dieses Land in reichen Städten liegt oder sie wissen, dass sie billige Apartments verkaufen könnten, fangen sie an zu bauen.“ Trotzdem entstehen in Spanien bei Weitem nicht so viele neue Gebäude wie noch 2006. Damals stampften Bauunternehmer 737 186 Wohnungen aus dem Boden. 2011 waren es nur 76 005.

Und wenn alles nichts mehr hilft, dann werden inzwischen auch neue Häuser wieder abgerissen. AFP

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