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Kühlen Räume aus, schlägt sich Luftfeuchtigkeit an kalten Wänden nieder, was Schimmel begünstigt. Moderne Fensterrahmen, die luftdicht abschließen, können diesen Zug verstärken, wenn die Außen- und Innenwände nicht gedämmt sind.

© ZVSHK/fotolia

Wärmedämmung: Wände können nicht atmen

Wer in seinem Räumen Wärmeverluste und Wärmebrücken aufspürt, hat im Sommer wie im Winter stets die richtige Betriebstemperatur.

„Nach dem Dämmen droht Schimmel, schließlich können die Wände dann ja nicht mehr atmen.“ Solche Bedenken sind weit verbreitet und verunsichern Bauherren, die ihr Haus energetisch sanieren wollen. In Wirklichkeit atmen Wände natürlich nicht. Nur ein ganz kleiner Teil der Feuchtigkeit, die im Haus durch Kochen, Waschen und Schwitzen entsteht, diffundiert durch Wände ins Freie.

Bis zu zehn Liter Wasser pro Tag entstehen in Innenräumen. Schimmel bildet sich immer dann, wenn diese Feuchtigkeit an einer kalten Wand kondensiert. Logisch ist also, dass Dämmen Schimmel vermeidet, weil die Wände an der Innenseite wärmer bleiben.

Was aber stimmt: Hundert mal mehr Luft als durch die Mauern wandert durch Ritzen und Fugen hinaus. Wenn warme Luft entweicht, kühlt sie sich ab und lädt ihre Feuchtigkeitslast an der Wand ab. Schimmel kann an solchen Wärmebrücken entstehen, weil nicht luftdicht gedämmt wurde.

„Wärme fließt durch die Wand wie Wasser“, bringt Udo Schuhmacher-Ritz das Problem auf den Punkt. Der Ingenieur und seine Kollegen vom Verein zur Qualitätscontrolle am Bau spüren auf, wo Fehlstellen entstehen. Oft ist „handwerkliches Ungeschick“ die Ursache, sagt der Experte. „Im Dach beispielsweise müssen die dampfbremsenden Folien elastisch mit einer kleinen Schlaufe verlegt werden. Wenn sich der Dachstuhl im Wind leicht bewegt, kann die Folie die Bewegung aufnehmen und bleibt trotzdem dicht.“ Ein weiterer kritischer Punkt ist der Übergang von der Fensterlaibung zur Dämmung. Hier müssen die Dichtungsbänder sehr sorgfältig geklebt werden.

Ein Blower-Door-Test hilft, die Schwachstellen aufzuspüren

Wer technisch mitreden möchte, sollte das Buch „Hinzunehmende Unregelmäßigkeiten bei Gebäuden“ von Rainer Oswald und Ruth Abel anschaffen: „Ich lege es jedem Bauherren an Herz, weil es auch genau sagt, welche Unregelmäßigkeiten man nicht mehr hinnehmen muss“, sagt Schumacher-Ritz. Mit einem Preis von 80 Euro ist das Buch nicht billig, im Vergleich zur Rieseninvestition für ein Eigenheim aber auch nicht teuer.

Um zu prüfen, ob ein Haus wirklich luftdicht eingepackt ist, empfiehlt Hugo Starken von Kombinierte Energiespar- und Beschäftigungsprojekte aus Berlin (Kebab) einen sogenannten Blower-Door-Test. Dabei wird ein Ventilator in eine Außentür eingebaut und saugt Luft nach draußen. „Lecks findet man dann oft in Rollladenkästen und Versorgungsschächten“, berichtet er. Eine Thermografieaufnahme zur Kontrolle sei ebenfalls eine gute Möglichkeit, Schwachstellen in der Dämmung aufzuspüren.

Neben Lecks sind baustoffbedingte Wärmebrücken eine Ursache von Schimmel. Fensterstürze aus Beton etwa leiten die Wärme sehr viel besser als das umgebende Ziegelmauerwerk. Aussteifende Elemente wie Ringanker auf dem obersten Geschoss müssen also besser gedämmt werden als benachbarte Wände. Schließlich gibt es geometrische Wärmebrücken an Hausecken. Sie entstehen, weil das Mauerwerk an der Außenseite minimal mehr Masse hat als an der Innenseite. Das reicht schon, um Wärme abzuführen.

In sanierten Altbauten ist das Lüften wichtig

Eine große Rolle spielt außerdem das immer komplexere Geschehen am Bau. „Viele Handwerker denken nicht gewerkeübergreifend“, sagt Udo Schumacher-Ritz. Wenn beispielsweise der Trockenbauer die dampfbremsende Folie anbringt, sollte er vorher überlegen, wie der Elektriker später seine Leistungen hindurch verlegen kann, ohne dass sie beschädigt wird.

Anders als beim Neubau machen Wärmebrücken bei der Altbausanierung nur 20 Prozent aller Schimmelfälle aus, sagt Schumacher-Ritz. Ursache sind stattdessen oft neue Fenster und das Lüftungsverhalten der Bewohner: „Fenster schließen heute immer dichter. Wenn nicht gleichzeitig auch die Dämmung der Wände von außen verbessert wird, bleiben die Wände kühl und Feuchtigkeit aus der Raumluft kann sich daran niederschlagen“, erklärt Barbara Hoffmann vom Leibniz-Institut für Umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf.

Unter diesen Umständen müssen die Bewohner „mühselig neu lüften lernen“, sagt sie. Zehn Minuten Querlüften morgens und abends empfiehlt das Umweltbundesamt. Zum Überprüfen der Werte kann man sich ein Hygrometer mit Temperaturanzeige oder einen sogenannten Feuchtelogger anschaffen.

Einen guten Überblick zum Thema mit vielen Links bietet die Deutsche Umwelthilfe auf ihrer Website www.duh.de

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