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Immobilien: Wenn der Keller zum Salzstock wird

Sind Kristalle auf Innenwänden Indizien für eine misslungene Neuabdichtung gegen Feuchtigkeit?

WAS STEHT INS HAUS?

Im vergangenen Jahr haben wir die Kelleraußenwände unseres Einfamilienhauses abdichten lassen, da keine Abdichtung vorhanden und die Wände feucht waren. Dazu wurde der Keller außen freigelegt und eine Bitumendickbeschichtung aufgetragen. Die Innenoberflächen der Kelleraußenwände erhielten zum Teil einen Sanierputz. Jetzt zeigen sich auf den Flächen, die keinen Sanierputz haben, Ausblühungen und Salzkristalle. Wir vermuten, dass die Abdichtung bereichsweise nicht funktioniert. Wie kann man das prüfen? Können sich die Schäden auch an anderen Putzflächen zeigen?

WAS STEHT IM GESETZ?

Soweit nachträgliche Abdichtungen nicht nach DIN 18195 hergestellt werden können, sind die WTA-Richtlinien anzuwenden. Da Ihr Mauerwerk bisher keine Abdichtung hatte, konnte es jahrzehntelang durchfeuchten. Aus dem anliegenden Erdreich wurden gelöste Salze in das Mauerwerk transportiert, wodurch sich die Salzkonzentration im Mauerwerk dramatisch vergrößerte. Da Wasser kapillar bis zur Kellerwandinnenoberfläche transportiert wird und erst verdunstet, kristallisiert das mitgeförderte Salz dort aus. Wird die Abdichtung nun auf der Außenseite erneuert, spricht man zwar umgangssprachlich von einer „Trockenlegung“, das Mauerwerk wird jedoch deswegen nicht sofort trocken sein. Der Austrocknungsprozess kann nur durch natürliche Diffusion nach innen in den Keller erfolgen und führt so zwangsläufig dazu, dass während des Austrocknungsprozesses Salze weiter an die Innenputzoberfläche transportiert werden und sich dort ablagern. Sind vor Beginn der Instandsetzungsmaßnahme keine detaillierten Feuchtigkeitsmessungen durch Darrproben etc. durchgeführt worden, sind im Nachhinein keine rechtssicher verwertbaren Feuchtigkeitsmessungen möglich, um anhand der Messwerte entscheiden zu können, ob die Neuabdichtung vollständig funktioniert. Die Wirksamkeit der neuen Abdichtung kann über langfristige qualitative Feuchtigkeitsmessungen an gleichen Orten mit stationären Messelektroden hinreichend genau nachgewiesen werden.

UND WIE STEHEN SIE DAZU?

Wenn es die Kellerraumnutzung erlaubt, sollte auf einen Innenputz verzichtet werden, da mit einer Schädigung des Putzes infolge des Salztransportes gerechnet werden muss. Die Anwendung eines Sanierputzes ist unter Fachleuten umstritten, da die Salze sich zwischen Mauerwerk und Putz sammeln und erst bei hohen Salzkonzentrationen teilflächige Putzabsprengungen sichtbar werden. Deshalb kann sich in Ihrem Keller das bisherige Schadensbild auch noch erweitern. Dieses Schadensbild ist kein Hinweis darauf, ob die Abdichtung funktioniert, da auch die sichtbaren Putzschäden sich natürlicherweise einstellen können, wenn die Abdichtung fachgerecht errichtet und wirksam ist. Selbst bei Verwendung eines Sanierputzes können sich Schäden zeigen. Deshalb wird auch traditionell der Sanierputz als „Opferputz“ bezeichnet.

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