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Immobilien: Wer auf Nummer sicher gehen will, muss dafür zahlen

Immobilien stehen für Sicherheit. Da will mancher auch bei der Finanzierung auf Nummer Sicher gehen.

Immobilien stehen für Sicherheit. Da will mancher auch bei der Finanzierung auf Nummer Sicher gehen. Das ist bei einem Kredit für die eigenen vier Wände durch eine langjährige Festschreibung der Zinsen möglich. Dieser Tage ist das besonders verführerisch. Denn derzeit sinken nicht nur die Kurse an der Börse, sondern auch die Hypothekenzinsen. Doch lohnt es sich wirklich, einen Kreditvertrag mit 20 Jahre unveränderten Zinsen abzuschließen?

Die Versuchung, die aktuellen Zinsen viele Jahre festzuschreiben, ist deshalb groß, weil die Mehrkosten im Verhältnis zu kürzeren Zinsfestschreibungen zuletzt sanken. Wer Zinssicherheit für zwanzig Jahre wählt, der zahlt dafür nur 0,8 Prozentpunkte mehr, als für einen Vertrag, der nach fünf Jahren ausläuft. Im Vergleich zu zehnjährigen Zinsbindungen beträgt der Unterschied 0,4 Prozent.

Der scheinbar kleine Unterschied wirkt sich jedoch bereits bei einem Darlehen in Höhe von 100000 Euro gewaltig aus: Die langjährige Zinssicherheit kostet den Schuldner jeden Monat 66 Euro extra. In zehn Jahren kommt da so einiges zusammen. Danach gilt dann die Wette: Bekommt der Schuldner, der sich für die kürzere Laufzeit entschied, einen neuen Kredit für weniger als 6,9 Prozent, dann steht er besser da, als der, der auf Sicherheit setzte. Wie groß aber ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen in zehn Jahren unter 6,9 Prozent liegen?

Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Nur so viel: In der Vergangenheit - da gab es allerdings noch keine europäische Währungsunion - war ein Zinssatz von 6,9 Prozent für zehnjährige Hypothekarkredite günstig. Allerdings stiegen die Kapitalkosten seit Einführung der Währungsunion kaum, so dass Erfahrungswerte aus der Vergangenheit nicht für die Zukunft gelten müssen.

Liegen die Zinsen in zehn Jahren niedriger als heute, dann haben beide Schuldner etwas davon: Denn nach dem zehnten Jahr kann sich auch der Kreditnehmer mit dem zwanzig Jahre laufenden Vertrag auf Paragraf 609 a BGB berufen und sein Darlehen vorzeitig zurückzahlen – indem er zum Beispiel einen neuen Kreditvertrag mit niedrigeren Zinsen abschließt.

Derzeit sind bei einer zwanzigjährigen Festschreibung jährlich 5,9 Prozent Zinsen effektiv fällig, bei zehnjährigen Verträgen 5,5 Prozent. Nicht alle Banken bieten jedoch die ganz langen Zinsfestschreibungen an. Vor allem Sparkassen und Volksbanken sind selten bereit, solche Anfragen an die angeschlossen Landesbanken oder Hypothekenbanken weiterzugeben. Die Antwort heißt meistens: Bieten wir nicht an!

Der FMH-Finanzberatung ( www.fmh.de ) sind über 30 Anbieter bekannt, die bereit sind, eine zwanzigjährige Zinssicherheit zu geben. Fünf Banken in Deutschland bieten sogar eine Festschreibung der Zinsen für eine Finanzierungsdauer von über 30 Jahren an. Diese Angebote kosten dann jedoch rund 6,6 Prozent effektiv. Max Herbst

Der Autor ist Finanzierungsberater und erstellt die Zinstabellen für den Tagesspiegel.

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