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Stadtpalais "The Wilhelm". Im Erdgeschoss sollen elegante Geschäfte einziehen, darüber Full-Service-Luxusapartments und Penthäuser errichtet werden.

© Grafk: Patzschke & Partners

Wilhelmstraße 56-59: Luxuswohnprojekt "The Wilhelm" hat neuen Besitzer

Die Schweizer SSN Group AG kauft das Projekt in Nähe des Brandenburger Tors - und das ist nicht ihr einziges Engagement in Berlin.

Das unweit des Brandenburger Tors und der Britischen Botschaft geplante Luxuswohnprojekt „The Wilhelm“ wird nach Tagesspiegel-Informationen von der SSN Group AG mit Hauptsitz im schweizerischen Zug übernommen. Sie kaufte in Kooperation mit Norbert Ketterer im Rahmen eines Share-Deals die Anteile an der Projektgesellschaft Wilhelmstraße 56-59 in Berlin-Mitte von der österreichischen Obholzer-Gruppe. Über den Kaufpreis vereinbarten die Vertragspartner Stillschweigen. Das Gesamtvolumen des Share-Deals belaufe sich auf mehr als 100 Millionen Euro, einschließlich der Übernahme der Fremd- und Mezzaninekapitalfinanzierung, Zahlungsverrechnungen und Kaufpreis- sowie Bonuszahlungen. Dies hatte die Münchener Rechtsanwaltskanzlei Lutz Abel vor einer Woche mitgeteilt. Sie hatte Obholzer beraten.

Tagesspiegel-Informationen zufolge war das Projekt in eine finanzielle Schieflage geraten, weil hohe Abfindungen an einen „harten Kern“ von Mietern gezahlt werden mussten, um sie zum Auszug zu bewegen. Insgesamt sollen über fünf Millionen Euro an Abfindungen gezahlt worden sein.

Bis 2019 sollen gemäß der vorliegenden Baugenehmigung nun auf dem inzwischen beräumten Grundstück 165 Wohnungen entstehen. Es werden die voraussichtlich teuersten Wohnungen in Berlin. Der auf dem Areal Ende der achtziger Jahre gebaute DDR-Plattenbau wurde im November des vergangenen Jahres abgerissen. Ursprünglich hatte der Abriss bereits im April 2016 beginnen sollen. Doch der Investor musste warten, bis Spatzen und Mauersegler ihre Brutzeit im Gebäude beendet hatte. Dies war die letzte Verzögerung nach vorausgegangenen jahrelangen Streitigkeiten um die einst 100 Mietwohnungen auf dem Grundstück.

Die nun abgerissene „sozialistische Edelplatte“ gehörte zu den letzten Plattenbauten, die in diesem Quartier fertig wurden. Die ersten Mieter zogen erst 1991 ein.

Bezirk Mitte will weitere Altbauten unter Schutz stellen

Für die Architektur des neuen Gebäudes zeichnet das Architekturbüro Patzschke & Partner verantwortlich. Bekannt wurde das Büro für zeitgenössische Bauten im klassischen Stil, besonders durch das 1997 fertiggestellte Grand Hotel Kempinski Adlon in Mitte. Die mit den Patzschke-Entwürfen verbundene Projektpräsentation von „The Wilhelm“ im Internet wurde im Zuge des Verkaufs an die SSN Group AG unterdessen aus dem Netz genommen. Geplant war ursprünglich ein Stadtpalais mit 23 000 Quadratmeter Nutzfläche.

Damit aus dem Plattenbau-Ensemble an der Wilhelmstraße nicht weitere Altbauten zugunsten von Luxusbauten herausgebrochen werden, erwägt der Bezirk Mitte sie unter Schutz zu stellen: Das Bezirksamt beschloss 2016, im Gebiet zwischen Voßstraße, Behrenstraße und Wilhelmstraße die „Erhaltung der städtebaulichen Eigenart“ prüfen zu lassen. Allerdings sind in besonderen Fällen auch Ausnahmen, selbst Abrisse, möglich. Das Wohngebiet zwischen Holocaust-Mahnmal und der heutigen Wilhelmstraße gilt als wichtiges Beispiel für den Einsatz von Betonplatten der weiterentwickelten DDR-Wohnungsbauserie 70 (WBS 70).

2018 sollen die Bagger anrollen

Die 2004 gegründete SSN Group AG realisiert als Erwerberin der Grundstücke Wilhelmstraße 56-59 in Berlin bereits das prestigeträchtige Quartier Bundesallee, das bereits an die Berliner Volksbank verkauft wurde (der Tagesspiegel berichtete exklusiv). Mit dem Projekt Wilhelmstraße 56-59 hat die SSN Group AG allein im Februar zwei namhafte Projekte in der Hauptstadt angekauft. Vor einer Woche hatte der Schweizer Immobilienentwickler den Kauf des Areals Franklinstraße 26 a (Charlottenburg) bekannt gegeben. Das von der Kilian Gruppe erworbene Grundstück verfügt über eine Gesamtfläche von zirka 3600 Quadratmetern und befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Hauptstadtniederlassungen der Autobauer Porsche, VW, Audi und Mercedes. Auf dem Areal soll ein modernes Bürogebäude entstehen, das über zirka 10 800 Quadratmeter Büromietfläche verfügt, verteilt auf sechs Geschosse und ein Staffelgeschoss. Ein positiver Baubescheid liegt bereits vor, der Baubeginn ist für das erste Quartal 2018 geplant, für die Fertigstellung des Objekts ist das dritte Quartal 2019 anvisiert.

Nach Informationen dieser Zeitung wird die SNN Group AG ihr Engagement in Berlin über die nun drei benannten Großprojekte hinaus ausweiten. Michael Tockweiler, CEO der SSN Group AG, sagte: „Wir freuen uns, unser Engagement in der Hauptstadt weiter voranzutreiben. Neben unserem Milestone Projekt Quartier Bundesallee, mit dem wir unsere Visitenkarte in Berlin bereits abgegeben haben, werden wir auch das Projekt in der Franklinstraße mit Expertise und unter Berücksichtigung der Umgebung einer neuen Nutzung zuführen.“

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