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Lebendiges Zehlendorf, zum Beispiel beim Markt am Mexikoplatz.

© Uwe Steinert

Zwischen Schlossstraße und Schlachtensee: Im Paradies sind noch Plätze frei

In Steglitz-Zehlendorf wohnt es sich gut – und meistens ziemlich teuer. Diverse Bauprojekte vergrößern bald das Angebot.

Hier darf geträumt werden: „Rêverie“ (Französisch für Träumerei) hat das Theodor-Wenzel-Werk sein Projekt im Pfeddersheimer Weg im Ortsteil Nikolassee getauft. Wenn die aus fünf Häusern mit 32 Wohneinheiten bestehende Anlage im Sommer 2014 fertiggestellt sein wird, werden hier gut betuchte Seniorinnen und Senioren ein wohlbehütetes Zuhause finden. Betreutes Wohnen heißt das Konzept – oder, wie es der Bauherr formuliert: „Das anspruchsvolle Mietangebot richtet sich an Menschen, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter führen und dabei bestimmte Serviceleistungen in Anspruch nehmen möchten.“

Dass dieses Angebot gerade in Steglitz-Zehlendorf geschaffen wird, ist kein Zufall. Denn es ist nicht nur der wohlhabendste Berliner Bezirk, sondern mit einem Durchschnittsalter von 46 Jahren zusammen mit Charlottenburg-Wilmersdorf auch derjenige mit den ältesten Einwohnern. Dahlem, Nikolassee, Wannsee, Zehlendorf, mit Abstrichen auch Lichterfelde: Das sind Gegenden, die traditionell zu den angesehensten Wohngebieten Berlins zählen. Und natürlich auch zu den teuersten. Gerade erst hat der Immobilienmakler Christian Gérôme, Chef der Allgemeinen Immobilien-Börse, freudig mitgeteilt, erstmals seit Mitte der neunziger Jahre sei beim Verkauf einer Villa in Dahlem der Preis von 9000 Euro pro Quadratmeter überschritten worden.

Allerdings muss der Makler einräumen, dass dieser Preis einen „deutlichen Ausreißer nach oben“ darstellt. Das sieht auch Steffen Schnoor vom Maklerunternehmen Schnoor Immobilien in Lichterfelde so. Nach seinen Worten kostet in Dahlem ein Einfamilienhaus mit etwa 200 Quadratmetern Wohnfläche in der Regel rund 850 000 Euro, eine Villa in Toplage meist zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro. Im nicht ganz so edlen Lichterfelde-West ist Schnoor zufolge ein 150 Quadratmeter großes Einfamilienhaus für etwa 470 000 Euro zu haben, während für eine Villa mit 200 Quadratmetern in der Regel um die 750 000 Euro zu bezahlen sind. Dabei, konstatiert Schnoor, haben sich die Preise in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich erhöht.

In Nikolasee baut das Theodor-Wenzel-Werk die Seniorenwohnanlage "Rêverie".
In Nikolasee baut das Theodor-Wenzel-Werk die Seniorenwohnanlage "Rêverie".

© promo

Ähnliches beobachtet Nikolaus Ziegert vom Maklerunternehmen Ziegert Bank- und Immobilienconsulting in Bezug auf Eigentumswohnungen. „Die Preise sind in den zurückliegenden Monaten kräftig gestiegen“, sagt er. „Für nicht vermietete Eigentumswohnungen sind in Zehlendorf derzeit im Schnitt 3300 Euro je Quadratmeter zu zahlen“. Das sind 900 Euro mehr als noch vor zwei Jahren. Das Preisniveau in Steglitz beziffert Ziegert auf 2500 bis 2800 Euro pro Quadratmeter, während es Mitte 2011 noch 2250 Euro gewesen seien.

Von einem Boom wie in der Innenstadt spricht Ziegert indes nicht, lediglich von einer „anhaltend positiven Marktentwicklung“. Auch bei Jürgen Kriegisch, der mit seiner Firma Part-B Immobilien Eigentumswohnungen verkauft, laufen die Geschäfte in Steglitz-Zehlendorf nicht ganz so gut wie beispielsweise in Kreuzberg. Die relativ großen Wohnungen in bereits bestehenden Gebäuden, die Kriegisch für gut 3000 Euro pro Quadratmeter anbietet, richten sich nach seinen Worten hauptsächlich an Eigennutzer – und „Eigennutzer, die mehr als 400 000 Euro für eine Wohnung bezahlen können, sind nicht die große Masse“.

Hinzu kommt, dass in Steglitz-Zehlendorf viele neue Angebote auf den Markt kommen. In der Steglitzer Albrechtstraße beispielsweise will das Unternehmen Project Immobilien im dritten Quartal dieses Jahres mit dem Bau von 67 Eigentumswohnungen beginnen. „Steglitzer Höfe“ heißt das Projekt, das nach Worten des Entwicklers „entspanntes Wohnen mitten im Kiez“ verspricht.

Zwischen Idylle und Straßenlärm

Im Ramsteinweg entstehen 15 barrierearme Mietwohnungen der Hilfswerk.Siedlung.
Im Ramsteinweg entstehen 15 barrierearme Mietwohnungen der Hilfswerk.Siedlung.

© promo

Bereits der Fertigstellung nähern sich die 55 Wohnungen im „Dahlem Paradise“, unweit von Waldfriedhof Dahlem und U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim. Das Projekt des österreichischen Unternehmens Conwert beweist, dass sich Eigentumswohnungen in Berlin nicht immer wie von selbst verkaufen: Wenige Monate vor Fertigstellung sind erst 65 Prozent der Wohnungen (Preis: überwiegend zwischen 4100 und 4400 Euro pro Quadratmeter) verkauft oder reserviert.

Zum großen Teil veräußert sind hingegen die 42 Wohnungen des Projekts „Wohnen am Bäkepark“, das Hochtief Solutions am Bäkepark in Lichterfelde realisiert. In der zweiten Jahreshälfte werden die neuen Eigentümer ihre Wohnungen beziehen. Hochtief Solutions entwickelt – in diesem Fall zusammen mit Kondor Wessels – auch das Projekt „Cedelia“, das mit 280 Wohnungen zu den größten Wohnungsbauvorhaben Berlins zählt. Es befindet sich am ehemaligen Standort der von-Steuben-Kaserne im Dahlemer Weg.

Vom idyllischen Straßennamen sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen: Der Dahlemer Weg ist eine viel befahrene Straße, und die nächsten Nachbarn sind ein Umzugsunternehmen und ein Self-Storage-Lagerhaus. Trotzdem sind laut einer Hochtief-Sprecherin bereits knapp die Hälfte der 134 Eigentumswohnungen (Preis: 2667 bis 3612 Euro pro Quadratmeter) verkauft. Den Baubeginn kündigt die Sprecherin für die zweite Jahreshälfte an.

Bei der Mehrheit der „Cedelia“-Wohnungen handelt es sich jedoch nicht um Eigentums-, sondern um Mietwohnungen, die für durchschnittlich zehn Euro pro Quadratmeter vermietet werden sollen. Es ist nicht das einzige Mietwohnungsprojekt im Bezirk: Im Zehlendorfer Ramsteinweg erhört die Hilfswerk-Siedlung, ein zur Evangelischen Kirche gehörendes Wohnungsunternehmen, die Appelle der Politik und baut 15 barrierearme Mietwohnungen. Wie hoch die Miete sein wird, steht laut Hilfswerk-Siedlung noch nicht fest; fertig sein werden die Wohnungen ohnehin erst im Frühjahr 2014.

In einem anderen Segment werden sich die künftigen Bewohner der Wohnanlage „Rêverie“ in Nikolassee bewegen. Sie dürfen sich freuen auf einen Conciergeservice, einen 24-Stunden-Notruf und zahlreiche Zusatzleistungen bis hin zur Maniküre. Was das kostet? Die Höhe der Miete beziffert das Theodor-Wenzel-Werk noch nicht – nur so viel: Sie werde sich „im Hochpreissegment“ bewegen. Sich einen Traum zu erfüllen, hatte eben schon immer seinen Preis.

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