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Der Immobilienmarkt in Deutschland boomt. Immer mehr Deutsche investieren ins Eigenheim.

© Picture Alliance / dpa

Immobilienboom in Deutschland: Preiswerte Wohnungen fehlen

Bundesweit wird mehr und mehr gebaut, doch preiswerte Wohnungen fehlen, bemängelt der Deutsche Mieterbund. Die Baubranche sieht dagegen keinen Handlungsbedarf und verweist auf die für dieses Jahr geplanten mehr als 200.000 Wohnungen.

Von Carla Neuhaus

Der Immobilienboom in Deutschland hält an. Im vergangenen Jahr sind hierzulande rund 200 500 neue Wohnungen fertiggestellt worden, gut zehn Prozent mehr als noch 2011. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Die Baubranche profitierte dabei vor allem von den niedrigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt, die die Immobilienfinanzierung günstig machen. Weil gleichzeitig die Anlagealternativen fehlen, investieren auch Verbraucher zunehmend ins Eigenheim. So stieg die Zahl der neu gebauten Eigentumswohnungen 2012 überproportional um 23 Prozent auf 40 000 an. Auch in Berlin, wo im vergangenen Jahr 5417 neue Wohnungen entstanden – 20,6 Prozent mehr als im Vorjahr – ist der Anteil der Eigentumswohnungen mit gut einem Drittel recht hoch.

Genau das sei allerdings ein Problem, sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. „Eigentumswohnungen entstehen vor allem im hochpreisigen Segment.“ Gebraucht würden dagegen aber in erster Linie günstige Wohnungen, die sich auch Menschen mit niedrigem Einkommen leisten könnten. Das gelte insbesondere für Ballungszentren wie Berlin sowie für Universitätsstädte. Wer nur über ein Nettoeinkommen von 1000 bis 1300 Euro verfügt, müsse schon jetzt in Städten 45 bis 50 Prozent seines Gehalts für die Miete aufwenden, rechnet der Mieterbund vor. Der Verband fordert deshalb, dass bessere Anreize für den sozialen Wohnungsbau geschaffen werden müssten. Denkbar sei zum Beispiel, im städtischen Bereich freie Baugrundstücke nur unter der Bedingung zu vergeben, dass darauf ein gewisser Anteil an günstigen Wohnungen geschaffen werden muss.

Gleichzeitig bemängelt Ropertz, dass zu wenige Mietwohnungen geschaffen würden. Derzeit steige die Zahl der Mietwohnungen im Jahr nur um etwa 65 000 bis 70 000. „Wir brauchen jährlich aber gut 150 000 neue Mietwohnungen“, moniert Ropertz. Zum einen ziehen immer mehr Menschen in die Ballungszentren. Zum anderen wohnen immer mehr Menschen allein. Der Mieterbund hatte zuletzt vorgerechnet, dass bis 2025 eine Million Wohnungen fehlen könnten.

Die Baubranche selbst sieht das anders und verweist auf die steigende Zahl der Neubauten. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) rechnet allein für 2013 mit 230 000 neuen Wohnungen in Deutschland. Im Wohnungsbau peilt der Verband für 2013 ein Umsatzplus von 3,5 Prozent an. Allerdings hatten der lange Winter und starker Regen sowie Hochwasser im Juni viele Baustellen lahmgelegt. „Jetzt müssen wir schauen, wie viel wir aufholen können“, sagt ZDB-Chefökonom Andreas Geyer. Der Verband ist aber optimistisch, die Umsätze würden sich allenfalls zeitlich verzögern.

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