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Wirtschaft: Immobilienfinanzierung: Unterm Strich: Vor- und Nachteile des Entnahmemodells von Riester

Noch ist die Immobilienfinanzierung mit der "Riester-Rente" nur graue Theorie und in erster Linie eine Herausforderung für Finanzmathematiker. Da diese bei ihren Rechenbeispielen immer mit einer Fülle von Annahmen operieren müssen, versorgen sie sowohl die Befürworter als auch die Gegner des Modells mit Argumenten.

Noch ist die Immobilienfinanzierung mit der "Riester-Rente" nur graue Theorie und in erster Linie eine Herausforderung für Finanzmathematiker. Da diese bei ihren Rechenbeispielen immer mit einer Fülle von Annahmen operieren müssen, versorgen sie sowohl die Befürworter als auch die Gegner des Modells mit Argumenten. Nur dem Verbraucher helfen sie in der Regel nicht weiter, da ihre Ergebnisse meist gar nicht miteinander vergleichbar sind und nur die Wenigsten überhaupt die komplizierten Rechenschritte nachvollziehen können.

Zu einem für das "Riester-Modell" positiven Rechenergebniss kommt das rheinlandpfälzische Finanzministerium. Danach kann ein 35-Jähriger verheirateter Mann mit einem Jahresbruttogehalt von 55 000 Mark beim Kauf eines Hauses im Wert von 350 000 Mark seine monatliche Belastung aus Zins und Tilgung um rund 150 Mark mit dem Entnahmemodell mindern. Dazu muss er 50 000 Mark von seinem "Riester-Konto" als Darlehen entnehmen, statt sich das Geld bei einer Bank zu einem Zinssatz von sieben Prozent zu leihen.

Zu einem anderen Ergebniss kommt hingegen Walter Weiler, Bereichsleiter bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall, in der Financial Times Deutschland. Der Diplom-Mathematiker rechnet vor, dass ein Bauherr mit einem Bausparvertrag unterm Strich besser fahre als mit dem Entnahmemodell des Bundesarbeitsministers. Begründung: Im Rentenalter hätte der Bausparer aufgrund der unterschiedlichen Besteuerung letztlich mehr Geld in seinem Portemonnaie.

Weiler geht bei seinen Berechnungen von einem 29 Jahre alten, verheirateten Arbeitnehmer mit einem Kind aus. Dessen Bruttogehalt beträgt 92 000 Mark per anno. Der künftige Bauherr überweist monatlich den höchstmöglichen Betrag auf sein "RiesterKonto", den Rest spart er als Eigenkapital an. Im Jahr 2009 entnimmt er das "RiesterGeld" und setzt es zusammen mit dem Eigenkapital, der Eigenheimzulage und einer Hypothek über 274 000 Mark zur Finanzierung des 400 000 Mark teuren Hauses ein. In den kommenden Jahren tilgt der Hausbesitzer die Hypothek, zahlt die "Riester-Entnahme" zurück und spart weiter. Bei Renteneintritt stehen 258 000 Mark auf seinem "Riester-Kontoauszug".

Einen Betrag in dieser Größenordnung würde der Bauherr mit 65 Jahren auch auf seinem Bankkonto haben, wenn er sein Haus über einen konventionellen Bausparvertrag finanziere, rechnet der Experte von Schwäbisch Hall vor. Im Jahr 2009 hat sich das angesparte Bausparguthaben - bei einer monatlichen Einzahlungen von 700 Mark plus Förderung - auf 74 000 Mark summiert. Der Bauherr leiht sich 286 000 Mark. Mit 57 Jahren hat er seine Schuld getilgt, ohne dass sein Aufwand höher als der des "Riester-Sparers" war. Außer seinem schuldenfreien Haus hat der Bausparer aber noch keine private Altersvorsorge. Deshalb baut er bis zum Eintritt ins Rentenalter ein Bankguthaben auf. Mit 2300 Mark im Monat zahlt er genauso viel auf sein Sparkonto ein, wie der "Riester-Bauherr" in Rente und Hypothekentilgung steckt. Am Ende stehen auf dem Bankkonto ebenfalls 258 000 Mark.

Vor Steuern stehen beide Kandidaten jetzt gleich da. Bei einem angenommenen Einkommensteuersatz von 15 Prozent bekommt der "Riester-Bauherr" 1340 Mark Privatrente pro Monat. Weil die Versteuerung des Ertragsanteils des verrenteten Bankguthabens geringer ist, kommt laut Schwäbisch Hall der Bausparer monatlich auf gut 200 Mark mehr. Für das Riester-Modell spricht allerdings die Tatsache, dass die Rente - wenn auch bescheidener - bis ans Lebensende fließt. Ein Bankkonto aber ist irgendwann leer.

Jörn Pestlin

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