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Wirtschaft: In den Firmen weihnachtet es wieder

Die Unternehmen richten wieder üppigere Weihnachtsfeiern für ihre Mitarbeiter aus – ein untrügliches Zeichen für den Aufschwung

Für Weihnachtsfeiern geben die Unternehmen in diesem Jahr wieder mehr Geld aus als im Vorjahr. Die Firmen seien wesentlich spendabler als im vergangenen Jahr, melden die Restaurants und Gaststätten. 61 Prozent der deutschen Gastronomen seien mit dem bisherigem Weihnachtsgeschäft zufrieden, sagt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband auf Anfrage. Fast ein Drittel rechne gar mit steigenden Umsätzen. Der Verband hoffe, dass das Weihnachtsgeschäft den lang ersehnten Impuls für das Gewerbe in Deutschland bringt.

Wenn Anzahl und Ausmaß von Weihnachtsfeiern als Zeichen dafür gewertet werden, welche Entwicklung die Unternehmen in der nächsten Zukunft erwarten, geht es auch der Hauptstadt wieder besser. Eine Umfrage des Tagesspiegel bei Unternehmen, Restaurants und Gaststätten ergab, dass auch hier die Unternehmensfeierlichkeiten in diesem Jahr wesentlich üppiger ausfallen als noch vor einem Jahr.

Die Chefs der Restaurants sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Vorweihnachtszeit. „Das Geschäft läuft Klasse!“ freut sich Joe Laggner, Geschäftsführer vom Restaurant Lutter & Wegner. Im Vergleich zum Vorjahr habe das Restaurant in der Adventszeit 20 Prozent mehr Feiern ausgerichtet. „Im vergangenen Jahr mussten viele Firmen einen Teil ihrer Mitarbeiter entlassen und haben lieber auf eine Feier verzichtet“, sagt Laggner. Dieses Jahr seien aber auch wieder große Firmen wie Universal, Sony und Coca-Cola bereit, ein großes Fest für ihre Belegschaft auszurichten.

Deff Haupt, Chef vom Restaurant Tucher am Brandenburger Tor, freut sich ebenfalls: „Gewaltig zugenommen“ habe die Partylaune – besonders bei den Firmenchefs und Führungskräften. Immer häufiger würden sie wieder zu Weihnachtsfeiern im großen Stil eingeladen, das heißt inklusive Getränke. „Das ist fast wie zu der Zeit vor dem 11. September 2001.“ Damals brach der Umsatz der Berliner Hotels und Gaststätten drastisch ein. Viele Firmen hatten ihre Feiern abgesagt, da die bedrückende Stimmung vom Feiern abhielt. Noch zu Beginn des Jahres, während des Krieges im Irak, machten sich die Gastronomen ähnliche Sorgen. „Die verflüchtigen sich aber angesichts der aktuellen Zahlen“, sagt Haupt.

„Das ist im Augenblick fast wie eine Trotzreaktion“, sagt ein Mitarbeiter vom Restaurant Borchardt, „als ob es die Menschen leid gewesen sind, sich zurückzuhalten.“ Allerdings hätten die Firmen in den Jahren davor längerfristiger gebucht. „Viele planen nicht mehr so weit in die Zukunft.“ Und: Gerade die Unternehmen, die besonders gut verdienen, üben sich in Bescheidenheit. „Da wir ein schwäbisch-bodenständiges Unternehmen sind, feiern wir zurückhaltend“, Albrecht Bamler, Sprecher des Sportwagenherstellers Porsche. Allerdings würde jetzt wieder befreiter gefeiert als in den Vorjahren. Weil die Firma „gut im Rennen" liege, sehe der Konzern keinen Grund, Weihnachtsfeiern ausfallen zu lassen. „Wer hart arbeitet, muss auch feiern dürfen“, sagt Bamler

Die Restaurants in Berlin profitieren besonders davon, dass viele Weihnachtsfeiern in den Unternehmen eher auf der Abteilungsebene stattfinden. Wenn eine Abteilung zum Feiern in ein Restaurant geht, zahlen die Mitarbeiter oft aus ihrer eigenen Tasche dazu. Mit betrieblichen Feiern halten sich Berliner Firmen hingegen noch zurück - obwohl sie die Kosten dafür von der Steuer absetzen können.

So verzichten große Unternehmen wie Schering und Daimler-Chrysler auf zentrale Weihnachtsfeiern. Beim Elektronikkonzern Siemens wäre das schon deshalb schwer zu organisieren, da am Berliner Standort immerhin 15 000 Mitarbeiter arbeiten. Dafür haben die einzelnen Abteilungen einen bestimmten Teil des Budgets für solche Anlässe reserviert.

Sören Kittel, André Kühnlenz

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