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Wirtschaft: In den kommenden Jahren soll der umstrittenen Zweisitzer Smart als Grundstock für eine komplette Kleinwagen-Familie dienen

Voraussichtlich zum Genfer Automobil-Salon Anfang März kommenden Jahres wird die DaimlerChrysler AG ihre neue Kleinwagen-Strategie präsentieren. Das verlautete am Wochenende aus gut informierten Kreisen des deutsch-amerikanischen Automobilkonzerns.

Voraussichtlich zum Genfer Automobil-Salon Anfang März kommenden Jahres wird die DaimlerChrysler AG ihre neue Kleinwagen-Strategie präsentieren. Das verlautete am Wochenende aus gut informierten Kreisen des deutsch-amerikanischen Automobilkonzerns. Innerhalb des Unternehmens werden nach wie vor unterschiedliche Konzepte diskutiert. Die Ansatzpunkte reichen von einem möglichen Teilebezug von einem anderen Hersteller bis hin zu einer Fusion mit einem Automobilkonzern.

"Sowohl eine europäische als auch eine japanische Lösung sind nach wie vor möglich", sagte ein hochrangiger DaimlerChrysler-Vertreter. In Europa gelten der französische PSA-Konzern (Peugeot/Citroën) und Fiat als mögliche Partner, in Asien werden Honda und Mitsubishi als Favoriten gehandelt. Ein Zusammengehen mit einem japanischen Unternehmen würde dem Stuttgarter Konzern sofort den Zutritt zum asiatischen Markt bescheren, mit Fiat oder PSA bliebe das Engagement zunächst auf Europa beschränkt.

DaimlerChrysler will in den kommenden Jahren den umstrittenen Zweisitzer Smart als Grundstock für eine komplette Kleinwagen-Familie nutzen. Weit fortgeschritten sind bereits die Pläne für einen Viersitzer, der in etwa drei bis vier Jahren auf den Markt kommen könnte. Der deutsch-amerikanische Konzern will durch die Zusammenarbeit mit einem anderen Unternehmen vor allem Zeit sparen, die die komplette Eigenentwicklung einer Kleinwagen-Familie kosten würde. Kleine Autos gelten als das künftig am stärksten wachsende Segment.

Händlernetze neu strukturiert

Während die Neuordnung der meisten Händlernetze zu großen Problemen zwischen Automobilherstellern und Händlerbetrieben geführt hat, ist die Umgestaltung bei Mercedes verhältnismäßig geräuschlos über die Bühne gegangen. Nach etwa zwei Jahren Vorbereitungszeit sind in Deutschland inzwischen von 248 Händlerbetrieben 100 übrig geblieben. Zusätzlich werden Mercedes-Pkw und -Lkw über 20 eigene Niederlassungen der DaimlerChrysler AG vertrieben. Unberührt von der Neuordnung ist das Netz der Vertragswerkstätten. "Wir haben den individuellen Veränderungsbedarf gemeinsam mit unseren Partnern entwickelt", fasst Walter Missing, Leiter Vertriebsnetze bei DaimlerChrysler, die vergangenen zwei Jahre zusammen. Innerhalb der gesamten deutschen Vertriebsorganisation gebe es eine "außergewöhnliche Kultur des Miteinander", die für eine hohe Veränderungsbereitschaft unter den Händlern gesorgt habe. Dadurch sei es dem Mercedes-Vertrieb erspart geblieben, dass es zu massiven Konflikten zwischen Händlerbetrieben und Hersteller gekommen ist.

Vor allem in klein- und mittelständischen Regionen der Bundesrepublik hat DaimlerChrysler darauf gedrängt, dass sich bis dato unabhängige Händler zusammenschließen. Typische Orte waren etwa Passau oder Villingen-Schwenningen. In der Regel sind drei Betriebe zu einem neuen Unternehmen vereinigt worden. "In 80 Prozent der Fälle war es eine klassische Fusion", erläutert der Essener Unternehmensberater Dirk Mollenhauer, der einen Großteil der Zusammenschlüsse auf Händlerebene begleitet hat. Die Übernahme eines Händlers durch einen regionalen Konkurrenten habe es nur in einer kleinen Zahl von Fällen gegeben. Kooperationen seien von Anfang an nicht zugelassen gewesen, da DaimlerChrysler diese Form der Zusammenarbeit als zu wenig effizient abgelehnt habe. Auch Mollenhauer bescheinigt dem DaimlerChrysler-Konzern, zumindest in der Anfangsphase außerordentlich behutsam mit seinen Händlern vorgegangen zu sein. "Kein anderes Unternehmen hat eine solche Strategie gewählt", sagt Mollenhauer. Dieses Vorgehen habe dazu geführt, dass etwa 90 Prozent der Händler mitgezogen hätten. Der Unternehmensberater weist allerdings auf etwas anderes hin: Am Ende der Zweijahresfrist habe DaimlerChrysler dann doch den Druck erhöht. Bis zum 31. Dezember dieses Jahres sollte die Neuordnung des Händlernetzes abgeschlossen sein.

In der Regel sind Betriebe mit 50 bis 150 Mitarbeitern zu neuen, größeren Einheiten zusammengefasst worden. Auf Pkw oder Lkw spezialisierte Betriebe gibt es nicht, jede Mercedes-Niederlassung soll heute das komplette Konzern-Fahrzeugprogramm anbieten. Größere Händler mit mehr als 150 Mitarbeitern blieben von der Neustrukturierung ausgeschlossen - sie waren aus Sicht der DaimlerChrysler AG schon groß genug. In Süddeutschland war die Tendenz zu einer Fusion stärker ausgeprägt, im Norden der Bundesrepublik entschieden sich die Händler öfter für eine Übernahme. DaimlerChrysler hat nach den Worten von Unternehmensberater Mollenhauer darauf gedrängt, dass es auch in den neuen fusionierten Unternehmen stets nur einen Geschäftsführer gibt. "Wenn sich die Altinhaber nicht auf eine Person einigen konnten, wurde jemand von außen geholt", nennt Mollenhauer ein praktisches Beispiel des Kooperationsmodells von Mercedes. Im Jahr 2000 wird die Zusammenarbeit zwischen Mercedes und Smart noch weiter intensiviert. Wie es im Unternehmen heißt, wird die Zahl der Smart-Händler in Deutschland auf 80 verdoppelt. DaimlerChrysler erreicht diese Erweiterung dadurch, dass Mercedes-Händler zusätzliche Verkaufsräume für den kleinen Zweisitzer eröffnen.

zel

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