zum Hauptinhalt

Wirtschaft: In der Rendite-Liga ganz unten - Kaufargumente sind eher psychologischer Art

Wer in der Vorweihnachtszeit eine Geldanlage in Gold erwägt, der muss vor Fallenstellern auf der Hut sein. Anbieter von Gedenkmünzen, Medaillen und Erinnerungstalern versuchen sich per Direktmarketing und über klassische Werbemedien unter die seriösen Anbieter von Anlagemünzen zu mischen.

Wer in der Vorweihnachtszeit eine Geldanlage in Gold erwägt, der muss vor Fallenstellern auf der Hut sein. Anbieter von Gedenkmünzen, Medaillen und Erinnerungstalern versuchen sich per Direktmarketing und über klassische Werbemedien unter die seriösen Anbieter von Anlagemünzen zu mischen. Und in diesem Jahr wittern viele Hersteller besondere Chancen auf das schnelle Geld, weil der Datumswechsel ins neue Jahrtausend zusätzliche Geschäfte verspricht. Doch zur Geldanlage geeignet sind nach wie vor nur die so genannten Bullion-Coins, die unter Bezeichnungen wie Krügerrand, Maple Leaf oder American Eagle in den Banken und Sparkassen erhältlich sind und für die börsentägliche An- und Verkaufspreise veröffentlicht werden. Hier hat der Anleger die Gewissheit, dass bei diesen Goldmünzen staatlicher Prägeanstalten die Spanne zwischen Metallwert und Verkaufspreis relativ gering ist.

Als Hauptargument für Goldmünzen wird oft die Wertbeständigkeit des gelben Edelmetalls in Krisenzeiten angeführt. Sollten also einmal alle Dämme des internationalen Finanzsystems brechen, so hätte der Besitzer von Goldmünzen in diesen düsteren Zeiten einen Liquiditäts- und Renditevorteil, lautet die unterschwellige Botschaft. Wer sich in den vergangenen Jahren auf diese Argumentation verlassen hat, musste allerdings einen hohen Tribut zahlen. Denn die Tendenz bei den Goldnotierungen kennt spätestens seit Anfang der achtziger Jahre - mit kurzen Ausreißern nach oben - nur noch eine Tendenz: talwärts. So sackte der Feinunzenpreis auf Basis des Londoner Fixings von fast 700 Dollar im Jahresdurchschnitt 1980 auf jetzt rund 280 Dollar. Und da die Münzpreise logischerweise ganz eng an den Goldpreis gekoppelt sind, ging es auch hier stetig nach unten. Goldmünzen konkurrieren mit Barrengold, das von den Kreditinstituten mehrwertsteuerfrei in verschiedenen Stückelungen angeboten wird. Der direkte Vergleich ist schwierig, da man beispielsweise Barren von 1000 Gramm bis fünf Gramm bekommen kann. Goldmünzen aber von einer Unze bis ein Zehntel Unze offeriert werden, wobei eine Unze 31,103 Gramm entspricht.

Roman Schneider, Leiter des Deutschlandsgeschäfts der Münze Österreich AG, empfiehlt, Anlagen bis 5000 Mark in Münzen zu tätigen, dagegen sei es bei größeren Geldbeträgen günstiger, in Barren zu investieren. Ähnlich sieht es auch der Goldhändler einer Großbank in Frankfurt: "An kleinen Stückelungen wird man im Leben nicht reich", meint er, da bei den Mini-Münzen die Prägekosten überproportional zu Buche schlagen. Wer also bei Goldmünzen einsteigen will, der sollte nicht unter die Ein-Unzen-Stückelung gehen.

Bullion-Münzen sind jedoch kein sonderlich transparenter Markt. Bekannt sind im Wesentlichen nur die Produktionszahlen, die umlaufende Menge in den einzelnen Ländern wird nirgendwo erfaßt. Breitkopf von der Dresdner Bank schätzt, dass in so genannten Hortungsphasen in Deutschland wohl rund acht bis zehn Millionen Unzen in den Schließfächern und Schatullen schlummern, in Enthortungsphasen geht es runter bis auf fünf Millionen Unzen. Aktuell befinde man sich in einer Abgabeperiode, da die Erbengeneration mit den Glanzstücken ihrer Eltern wenig anzufangen wisse.

Sind Goldmünzen also nur Opas Geldanlage, der damit das Trauma einer erlebten Währungsreform bändigt? Nicht unbedingt, denn auch mit Goldmünzen ließen sich in diesem Jahr ansehnliche Gewinne realisieren, man muss sich allerdings als aktiver Anleger betätigen. Zwischen Ende September und Mitte Oktober legte der Feinunzenpreis von rund 255 Dollar auf gut 320 Dollar zu.

Auf Goldprognosen sollte sich der Anleger dagegen nicht unbedingt verlassen. Zwar gilt bei einigen Beobachtern ein Unzenpreis von 300 Dollar als fundamental gerechtfertigt, die Politik kann aber schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Vor allem die Goldverkäufe der Zentralbanken hängen wie ein Damoklesschwert über dem Markt.

Zentrale Bedeutung hat auch die Preisentwicklung. "Inflationstendenzen sind der entscheidende Punkt. Ohne höhere Teuerung sind Goldpreisanstiege auf mittlere Sicht zum Scheitern verurteilt", sagt ein Branchenkenner bei einer Großbank. Wegen der doch beachtlichen Risiken gelte deshalb für Anleger die Devise: "Wer Gold - egal ob als Barren oder Münze - kauft, muss die Summe vergessen können."

Peter Köhler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false