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Wirtschaft: In die Flucht geschlagen

Viel Sicherheit für wenig Geld: Falsche Vögel und Alarmanlagen haben häufig den gleichen Effekt wie die echten Exemplare

Dieter Bohlen hätten auch SicherheitsAttrappen nicht mehr geholfen, als Einbrecher im Dezember letzten Jahres generalstabsmäßig seine Villa ausräumten. Als die nämlich auszogen, seine goldenen Schallplatten zu holen, wussten sie genau, dass der Musikproduzent live im Fernsehen auftrat. Und sie waren gut genug gerüstet, sogar einen neu eingebauten Tresor herauszuhebeln. Für alle anderen, deren Lebenswandel nicht so öffentlich zugänglich ist und die eher die Gelegenheitsdiebe abschrecken wollen, kann schon die Attrappe einer Alarmanlage den abschreckenden Dienst tun.

Eine Sirene mit roter Leuchte für das Einfamilienhaus ist schon ab 49,89 Euro zu haben, während für ein funktionierendes elektronisches Sicherungssystem mindestens 2000 Euro anzulegen sind. Die Firma Indexa benutzt für die Sirenen die Gehäuse der echten Alarmanlagen. „Dadurch kann niemand sie mit bloßem Auge von den funktionierenden Anlagen unterscheiden“, sagt Jens Lüpkes von der Herstellerfirma (www.indexa.de).

Urban Bauer, Geschäftsführer des Bundesfachverbandes der Errichterfirmen von Sicherheitssystemen (BHE), bemerkt, dass seltsamerweise der deutsche Gesamtumsatz für elektronische Sicherungssysteme in den letzten Jahren von 692 Millionen im Jahr 2000 auf 622 Millionen Euro im Jahr 2002 zurückgegangen ist. Und das, obwohl nach allen Umfragen das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung vor allem nach dem 11. September ständig zugenommen habe.

Keine Angaben waren darüber zu erhalten, ob die Einbrecher bei Dieter Bohlen auch in den Vorratsschränken nachgesehen haben. Vermutlich hätte eine Suppendosenattrappe dem Millionär noch genützt. Der Suppendosensafe (siehe Bild), zeichnet sich nicht durch besondere Materialfestigkeit, sondern durch Unauffälligkeit aus. Mit den Herstellern der echten Suppen hält die Firma Kontakt, um immer mal wieder die Etiketten durch aktuelle auszutauschen – die Hersteller hoffen auf einen Werbeeffekt, wenn ihre Marke von den „Safes“ grüßt (von Indexa 7,99 Euro).

Gelegenheitsdiebe in Läden lassen sich häufig schon von einer Kamerattrappe abschrecken (ab 19,95 Euro, etwa bei Indexa). Vorausgesetzt, diese vermittelt glaubhaft ihre Funktionstüchtigkeit. Die Hersteller bieten zum Beispiel rote Leuchtdioden, die Betrieb simulieren. Tatsächlich wird nur diese Leuchte über eine Batterie betrieben, das Kabel verschwindet blind in der Wand. Die Kamera sollte aber unbedingt ein Kabel aufweisen, um glaubhaft zu versichern, dass die Kamera auch funktioniert. In den Anleitungen für die Kameras raten die Hersteller, dass für größere Geschäfte neben der Attrappe auch immer eine funktionstüchtige eingesetzt werden sollte. Für jeden sichtbar sollte auf einem Überwachungsmonitor ein Bild zu sehen sein, um zu zeigen, dass der Bereich tatsächlich überwacht wird.

Leichter noch als Einbrecher und Ladendiebe lassen sich nur noch Tauben täuschen und vertreiben: „Der Anblick von Raben löst bei ihnen einen Fluchtreflex aus“, sagt Patrick Christopher, der auch professionelle Vogelabschreckdrachen für Landwirte verkauft. Ob der Rabe jedoch echt ist oder wie seiner aus wetterfestem Polyäthylen, spielt für die Tauben keine Rolle. Stadtwohnungen und Stadtbalkone lassen sich damit vom Taubenkot freihalten, der Krankheiten überträgt. Bei Christopher kann man einen solchen Raben bestellen (15,30 Euro plus Versand, www.vogelscheuche.com). ded

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