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Wirtschaft: In diesem Jahr bestenfalls Null-Wachstum in Asien

PEKING (sz/mg/HB).Nach einem massiven Einbruch im Asiengeschäft versucht der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses (APA), Heinrich von Pierer, der deutschen Wirtschaft Terrain zurückzugewinnen: Er fordert von Bonn flankierende Maßnahmen.

PEKING (sz/mg/HB).Nach einem massiven Einbruch im Asiengeschäft versucht der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses (APA), Heinrich von Pierer, der deutschen Wirtschaft Terrain zurückzugewinnen: Er fordert von Bonn flankierende Maßnahmen.Im Anschluß an eine 14-tägige Rundreise durch Asien mit Gesprächen mit praktisch allen Präsidenten und Regierungschefs der Region hat der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG eine Bilanz über das Ausmaß der Asien-Krise gezogen und gleichzeitig versucht, neue Projekte anzuschieben.In seiner Eigenschaft als APA-Vorsitzender will von Pierer aber auch dafür sorgen, daß die neue Bundesregierung und insbesondere Außenminister Joschka Fischer, der deutschen Industrie "flankierende Unterstützung gibt".In einem bereits terminierten Gespräch zwischen dem Bundeskanzler und dem Asien-Pazifik-Ausschuß werde er sich dafür einsetzen, daß die bisherigen erfolgreichen Asien-Konzepte fortgeführt werden, sagte von Pierer in einem Handelsblatt-Gespräch in Peking."Die Amerikaner machen ganz andere Lobby-Arbeit für ihre Firmen," sagte von Pierer.

Der Siemens-Chef hatte in dem ihm eigenen Stil - ohne Firmenflugzeug wie bei den Chefs amerikanischer Großkonzerne üblich - und ohne Delegations-Begleitung Singapur, Indonesien, Thailand, die Philippinen und China besucht.In Peking traf er KP-Chef und Staatspräsident Jiang Zemin, in Thailand König Bhumibol und den Premierminister Chuan Leekpai, in Singapur Regierungschef Goh Chok Tong und Senior Minister Lee Kuan Yew, in Indonesien Präsident B.J.Habibie und auf den Philippinen Präsident Estrada.Was China und die Diskussion über die Menschenrechtssituation anbelangt, so hob von Pierer hervor, daß gerade die massive Präsenz der westlichen Industrie den Menschen zu besseren Lebensbedingungen verhelfe."Die politischen Rechte sind immer den wirtschaftlichen Freiheiten gefolgt und die sind in China weit fortgeschritten," sagte von Pierer.Er wies auf die sich rasant verbessernden Lebensbedingungen in China hin.Gerade multinationale Unternehmen wie Siemens - mit jetzt 45 Firmen und 17 000 Mitarbeitern in China - trügen zu diesem Wandel bei.Ein Kernpunkt für Siemens sei in China die Management-Ausbildung.Der Konzern will die große Zahl von Ausländern durch einheimische Führungskräfte ersetzen.

Der Siemens-Umsatz in Asien ist aufgrund der Asien-Krise 1997/98 geschmolzen.Nach "einem außergewöhnlich erfolgreichen Jahr 1996 mit 16 Mrd.DM Umsatz" fiel das Asiengeschäft einschließlich China zuletzt um ein Viertel auf zwölf Mrd.DM zurück.Für das laufende Geschäftsjahr erwartet von Pierer einen Asienumsatz "etwa auf der Höhe vom letzten Jahr oder etwas darunter".Das Geschäft in China soll konsolidiert werden.Zwar wird am 22.Januar das 46.Unternehmen für den Bau elektrischer Lokomotiven, finanziert mit österreichen Vorzugskrediten, in der Stadt Zhouzhu gestartet.Aber einige Siemens-Projekte sollen beendet werden, kündigte von Pierer an, ohne konkret zu werden."Wir haben den Markt teilweise überschätzt und nicht immer richtige Partner gehabt," meinte von Pierer.Strategisch trete man in eine neue Phase im China-Geschäft, das von Pierer weiterhin positiv beurteilt wird."Wir sind nun schon einige Zeit hier, wir müssen Geld verdienen," sagte von Pierer.

Gerade im hart umkämpften Telekommunikations-Bereich sieht er weitere enorme Wachstumschancen: Bei elf Telephonapparaten auf 100 Chinesen (50 auf 100 Deutsche) gäbe es einen erheblichen Bedarf, zumal China in der digitalen Vermittlungstechnik enorme Fortschritte und Weltstandards übernehme.Siemens China-Präsident Behrens bezifferte den Anteil von Telekommunikationsausrüstungen im China-Geschäft mit 35 Prozent.

Die Entwicklung in den asiatischen Ländern insgesamt betreffend mahnte von Pierer Differenzierung an.Bis zur ordentlichen Durchführung der Wahlen bleibe Indonesien der Problemfall.In Singapur, wo Siemens auch in ein Werk für Handy-Oberflächenfilter investiert hat, zeige man in der Führung Besorgnis, aber die Regierung drücke die Kosten und mache ohnehin die richtige Politik.In Thailand sieht von Pierer Ansätze einer Erholung.Auf den Philippinen stünden drei Siemens-Projekte zur Diskussion, darunter ein Großprojekt für den Telephonanschluß in über 1000 ländlichen Bezirken.

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