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Wirtschaft: In Frankreich entsteht ein neuer Einzelhandelsriese. Das gibt der gesamten Branche neue Fantasie

Casino - so heißt zurzeit ein heißer Tipp für Anleger mit ausgeprägtem Spieltrieb. Dabei geht es nicht um Roulette, sondern eher um Monopoly: Die französische Einzelhandelskette Casino gilt in Branchenkreisen als der nächste Übernahmekandidat, nachdem die großen Konkurrenten Carrefour und Promodès kürzlich ihren Zusammenschluss angekündigt haben - ein Deal mit immerhin 13 Mrd.

Casino - so heißt zurzeit ein heißer Tipp für Anleger mit ausgeprägtem Spieltrieb. Dabei geht es nicht um Roulette, sondern eher um Monopoly: Die französische Einzelhandelskette Casino gilt in Branchenkreisen als der nächste Übernahmekandidat, nachdem die großen Konkurrenten Carrefour und Promodès kürzlich ihren Zusammenschluss angekündigt haben - ein Deal mit immerhin 13 Mrd. Euro Volumen.

Der Coup der Franzosen kam nicht aus heiterem Himmel, auch wenn viele Experten, wie beispielsweise Emmanuelle Thollon-Pommerol vom Wertpapierhaus Oddo in Paris, ihn als positive Überraschung werten. Schon im Juni hatte der US-Riese Wal-Mart in Großbritannien zugeschlagen und für 6,7 Mrd. Pfund den Filialisten Asda übernommen. Die Franzosen wollen mit ihrem eigenen Zusammenschluss dem Expansionsdrang der Amerikaner, denen in Deutschland schon knapp hundert SB-Warenhäuser gehören, ein eigenes Schwergewicht entgegensetzen: Die neue Carrefour wird mit knapp mehr als 47 Mrd. Euro Umsatz weltweit die Nummer zwei der Branche hinter Wal-Mart.

Die anderen großen Europäer, wie Metro in Deutschland oder Ahold in den Niederlanden, kommen nun in Zugzwang: Der Kreis möglicher Übernahmekandidaten wird kleiner. Mit dem französischen Coup kommt Fantasie in eine Branche, die bisher nicht gerade strotzte vor Börsencharme. In Deutschland sieht es besonders trist aus: Mit dem Verkauf von Lebensmitteln zum Beispiel wird hier eine Umsatzrendite von kümmerlichen 0,7 Prozent erzielt. Die Volkswirte kündigen immer wieder eine Belebung der Konjunktur an, spürbar ist sie aber eher im Export als beim Konsum. Ausländische Manager, die nach attraktiven Übernahmezielen Ausschau halten, schrecken zudem zurück, wenn sie das deutsche Wort "Ladenschlussgesetz" buchstabieren müssen.

In Frankreich läuft die Binnenkonjunktur etwas besser, und die Öffnungszeiten sind liberaler. Doch liegt westlich des Rheins auch kein Handelsparadies: Bestimmungen zum Schutz von kleineren Läden verhindern die Öffnung großer Supermärkte. Für die französischen Handelskonzerne ist daher klar: Wachstum ist nur über Zukäufe möglich - oder im Ausland.

Vor allem in Schwellenmärkten, wo die Bevölkerung und der Wohlstand wachsen, sind die französischen Konzerne stark vertreten. Der bisherige Carrefour-Konzern machte 1998 mehr als 20 Prozent seines Umsatzes von insgesamt gut 27 Mrd. Euro in Lateinamerika und über sechs Prozent in Asien. Der neue Großkonzern Carrefour-Promodès wird daher nicht nur in Frankreich, Spanien und Belgien Marktführer sein, sondern ebenso zum Beispiel in Brasilien, Argentinien und Indonesien. Damit ist die Gesellschaft auch für Anleger interessant, die über eine solide europäische Aktie zugleich langfristige Gewinnchancen in Schwellenländern suchen.

Frank Wiebe

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