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Wirtschaft: In Gottes Hand

Khamis, ein Geschäftspartner aus Bahrain, zückt Kalender und den teuren Füller. „Der Termin steht.

Khamis, ein Geschäftspartner aus Bahrain, zückt Kalender und den teuren Füller. „Der Termin steht. Wir treffen uns morgen um elf Uhr wieder. Inschallah, so Allah will“, sagt er. Am gleichen Tag ruft die Bank an, das neue Scheckheft sei abholbereit. „Wir sind heute bis zum Nachmittag da, Inschallah, so Allah will.“ Abends verspricht die Hotel-Rezeption den pünktlichen Weckanruf am nächsten Morgen um sieben. „Das werden wir tun, Inschallah!“

Inschallah – jeden Tag hört man dieses Wort 100 Mal und mehr. Nicht nur von Moslems, auch von Christen. Schließlich ist Allah nur ein anderes Wort für den- selben Gott. Vor einigen Tagen habe ich mich selbst das erste Mal erwischt, als ich mich von meiner Frau auf eine kurze Reise verabschiedete: „Bis morgen, Inschallah!“

Der Anfangsverdacht war vom Vorurteil genährt: Die Araber, notorisch unzuverlässig, bauen sich mit „Inschallah“ eine wasserdichte Ausrede im Voraus. Wer beschwert sich schon über eine Unzuverlässigkeit, wenn Gott persönlich verantwortlich ist? Die Wahrheit erklärt mein Freund Schuckri aus Saudi-Arabien so: „Mit Inschallah zeigen wir unsere Demut vor Gott. Schließlich ist alles in seiner Hand.“

Mit anderen Worten: Khamis aus Bahrain will mich wirklich morgen um elf Uhr treffen – aber er weiß nicht, welche Pläne der Allmächtige mit ihm hat.

Neulich auf dem ausgebuchten Flug nach Muskat: Kurz vor dem Start dröhnt von den Deckenlautsprechern: „Allah Akbah! Allah Akbah! Allah Akbah!“ Allah ist groß, Allah ist groß, Allah ist groß. Etwas später annonciert der Kapitän: „Bitte schnallen Sie sich wieder an. In 15 Minuten landen wir in Muskat. Inschallah!“ Zum Glück weiß ich inzwischen, dass der Pilot sich auch auf seine Instrumente verlässt.

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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