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Wirtschaft: Inder ans Netz

Jeden Morgen verbringt der Collegestudent Hitesh Joseph etwa eine halbe Stunde damit, im Internet-Café "i-way" seiner Heimatstadt Pune, 184 Kilometer südöstlich von Bombay, im Internet zu surfen. Es kostet ihn 25 Rupien (58 Cents) pro Stunde, Songs von den "Grateful Dead" herunterzuladen und seinem Onkel in Dubai E-Mails zu schicken.

Jeden Morgen verbringt der Collegestudent Hitesh Joseph etwa eine halbe Stunde damit, im Internet-Café "i-way" seiner Heimatstadt Pune, 184 Kilometer südöstlich von Bombay, im Internet zu surfen. Es kostet ihn 25 Rupien (58 Cents) pro Stunde, Songs von den "Grateful Dead" herunterzuladen und seinem Onkel in Dubai E-Mails zu schicken. Ein paar Türen weiter ist ein anderes Internet-Café, das nur 10 Rupien pro Stunde nimmt. Aber dort setzt er keinen Fuß rein. "Dieses Café ist billiger, aber langsam", sagt der 20-jährige Joseph. "Es macht mir nichts aus, 15 bis 20 Rupien mehr zu zahlen, wenn ich dafür schneller fertig werde."

Damit steht Hitesh Joseph nicht allein. Das i-way ist oft voll, während das günstigere Internet-Café kaum besucht wird. Das zeugt vom Erfolg der Firma Satyam Infoway, Indiens größtem unabhängigem Internet-Anbieter und Inhaber der i-way-Kette.

Es zeigt auch, welches Potenzial das Internet in Indien hat. Bislang haben nur etwa ein Prozent der Inder einen Internet-Anschluss. Aber dank seiner großen englischsprachigen Mittelschicht und seiner wachsenden Hightech-Industrie kann sich Indien zu einem riesigen Markt entwickeln. Analysten der Marktforschungsfirma Gartner schätzen, dass die Zahl der privaten Internet-Anschlüsse von fünf Millionen im Jahr 2001 auf 21 Millionen im Jahr 2005 ansteigen wird. Sie erwarten, dass noch mehr Menschen das Internet am Arbeitsplatz und in Cybercafés nutzen werden, was den potenziellen Markt auf etwa 56 Millionen Anwender wachsen lässt. Angeblich hat auch der US-Medienkonzern AOL Time Warner ein Auge auf den indischen Markt geworfen. Bei einem Indienbesuch Anfang März kündigte AOL-Generaldirektor Gerald Levin an, AOL wolle "sehr offensiv" vorgehen. Zu Satyam Infoway hat der Konzern allerdings jeden Kommentar abgelehnt. Grund: Satyam Infoway steht praktisch zum Verkauf, da der Mehrheitsaktionär seinen Anteil veräußern will. Satyam Infoway gehört mehrheitlich der Gesellschaft Satyam Computer Services. Sie hat die US-Investmentbank Merrill Lynch beauftragt, ihren Anteil von 52 Prozent oder Teile davon an Satyam Infoway in diesem Jahr zu verkaufen.

Trotz des schwierigen asiatischen Marktes könnte sich Satyam als Volltreffer erweisen. Er ist der einzige Anbieter von Internet-Dienstleistungen, der in der Lage war, erfolgreich mit der staatlichen indischen Telekommunikationsfirma Videsh Sanchar Nigam zu konkurrieren. Satyam hat 600 000 Kunden und 616 Internet-Cafés in Indien.

Satyam Infoway, 1996 als Anbieter von Internet-Dienstleistungen für Unternehmen gegründet, stieg als erste Firma in den privaten Internet-Markt ein, als dieser 1998 für den Wettbewerb geöffnet wurde. Das Unternehmen hat seinen Sitz in einem glänzenden Hochhaus im südindischen Madras.

Satyam Infoway war in dem heftig umkämpften indischen Internet-Markt auch deshalb so erfolgreich, weil es die Preise erhöht hat, als alle anderen sie gesenkt haben. In Indien, wo die relativ arme Bevölkerung extrem preisbewusst ist, war diese Strategie riskant. Doch Satyam Infoway hatte Erfolg, weil es für seinen höheren Preis schnellere Verbindungen und einen besseren Kundenservice anbot. "Wir hatten entschieden, uns dem Trend zu widersetzen", sagt ein Sprecher von Satyam Infoway. "Es war hart. Aber wir haben konstant die Preise erhöht und keinen Marktanteil verloren."

Julia Angwin

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