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Wirtschaft: Inder sollen Jaguar wiederbeleben

Verkäufer Ford favorisiert Billiganbieter Tata

London - Der indische Hersteller Tata Motors könnte schon bald die billigsten und einige der teuersten Autos der Welt unter einem Dach produzieren. Der US-Konzern Ford, der seine Traditionsmarken Jaguar und Land Rover verkaufen will, gab dem indischen Unternehmen am Donnerstag offiziell den Status des bevorzugten Bieters. Wenn Tata das Rennen macht, ist das ein historischer Moment für die Autoindustrie: Zum ersten Mal würde ein indischer Konzern einen großen westlichen Autobauer übernehmen. In Großbritannien ist der Mutterkonzern Tata Group, ein riesiger Mischkonzern, der von Tee bis Lastwagen alles herstellt, kein Neuling – und ein angesehener Geschäftspartner.

Ford will die beiden Marken seit dem späten Frühjahr 2007 loswerden. Doch während der Geländewagenhersteller Land Rover profitabel ist und als Perle gilt, kränkelt die Schwestermarke Jaguar seit Jahren. Die Hoffnung ist, dass Tata mit seinen prall gefüllten Kassen den Mythos wiederbelebt. Seit Ford die Luxusmarke Jaguar im Jahr 1989 erwarb, versenkten die Amerikaner schätzungsweise rund zehn Milliarden Dollar in dem Geschäft. Doch die Qualität der Autos litt trotz der Investitionen. Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA im September in Frankfurt am Main präsentierte Jaguar dann den neuen Hoffnungsträger, den Viertürer XF. „Ich weiß, dass Jaguar eine sehr lichte Zukunft hat“, sagte Jaguar-Chefin Bibiana Boerio damals.

Vor allem in den USA herrscht aber die Sorge, dass Tata das Image der Nobelmarken beschädigt und Luxuskunden mit einem Billig-Image verschreckt. Wenig vorteilhaft ist es da, dass der familiengeführte indische Konzern gerade jetzt ein „Volksauto“ für umgerechnet 1700 Euro einführen will. Zum Vergleich: Der kleinste Jaguar (X-Type 2.2 Liter Diesel Classic) kostet 31 500 Euro.

Derzeit beschäftigen Jaguar und Land Rover rund 16 000 Menschen im Vereinigten Königreich. Tata will angeblich alle drei Werke erhalten. Deshalb – und weil der ebenfalls interessierte Finanzinvestor One Equity wohl größere Angst verbreitet hatte – unterstützen die Gewerkschaften schon seit Wochen eine Übernahme durch Tata, die ein Volumen von bis zu 2,2 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) haben soll. dpa

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