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Wirtschaft: Indonesien einigt sich mit dem IWF

Reformen sollen Monopolbetriebe zerschlagen / Kredite in Höhe von 43 Mill.Dollar geplantVON DANIEL KESTENHOLZ BANGKOK.

Reformen sollen Monopolbetriebe zerschlagen / Kredite in Höhe von 43 Mill.Dollar geplantVON DANIEL KESTENHOLZ BANGKOK.Nach drei Anläufen haben Indonesien und der Internationale Währungsfonds IWF gestern ein neues, drittes Reformpaket angekündigt, um die vorübergehend eingefrorene Finanzhilfe an Indonesien im Gesamtwert von 43 Mrd.US-Dollar wiederaufzunehmen.Im Gegenzug verpflichtete Indonesien sich, innerhalb der nächsten Monate fast alle Monopolbetriebe des Landes aufzulösen.Der IWF will die Gelder in kleinen Raten auszahlen, die Höhe der Beträge werde laut Stanley Fischer, Vizedirektor des IWF, von den Reformfortschritten Jakartas abhängig gemacht."Wir werden abwarten müssen", sagte Fischer, "ob das System Indonesiens als Ganzes fähig ist, die Reformen auszuführen".Detaillierte Informationen über das neue Reformpaket werden am heutigen Donnerstag veröffentlicht.Ginandjar Kartasasmita, der Top-Wirtschaftsminister in Suhartos Kabinett, sagte gestern vor Journalisten lediglich: "Wir werden alle Verpflichtungen vollständig befolgen." Derlei Töne aus Jakarta sind altvertraut.Ob auf die Worte Taten folgen, muß sich zeigen.Dennis de Tray, der zuständige Weltbank-Vertreter, sagte gestern in Tokyo, neue Mechanismen seien geschaffen worden, um zu überprüfen, ob "unsere Gelder so gebraucht werden, wie sie sollten." Die Kredithilfe werde sofort gestoppt, wenn Jakarta einen genauen Zeitrahmen nicht erfülle. Ein erstes IWF-Hilfsprogramm für Indonesien war im letzten Oktober unterzeichnet worden.Im Januar wurde es überarbeitet.Im Februar war es dann bereits überflüssig geworden, nachdem Indonesiens Finanzmärkte eingebrochen waren und Hyperinflation drohte. Indonesiens Präsident Suharto bezweifelte die Effizienz der IWF-Radikalkur unumwunden.Indonesiens Konstitution verlange eine Wirtschaft, die auf "Familienprinzipien" basiere, während die IWF-Reformen auf Liberalismus abzielten.Der IWF seinerseits beschwerte sich über die gebrochenen Reformversprechen Suhartos.Jakarta sei mehr an der Erhaltung eines Familienregimes interessiert als daran, die Vetternwirtschaft abzuschaffen.Das Hauptzugeständnis des IWF im neu ausgehandelten Paket ist zweifellos, Zuschüsse auf Treibstoff und Grundnahrungsmittel wie Reis und Sojabohnen vorerst beizubehalten.Diverse Subventionen hätten nach dem alten Reformpaket per 1.April gestrichen werden sollen.Doch Jakarta befürchtete ein Wiederaufflammen der blutigen Plünderungen, die den Archipel im Januar erschütterten.Ökonomen warnten zudem vor einem explosionsartigen Anstieg der Inflation.Im neuen Grundsatzvertrag sind zudem eine Reihe von Finanzproblemen angesprochen, unter anderem, wie die rund 68 Mird.Dollar Auslandschulden des Privatsektors umgewälzt werden könnten.Minister Ginandjar schloß aus, daß die Regierung Sicherheitsleistungen für angeschlagene Unternehmen bereitstelle.Gespräche mit mindestens 13 internationalen Banken sind ab Mitte des Monats in New York geplant.Daneben sind im neuen Reformpaket die Punkte Strukturreform und die Abschaffung von Monopolen deutlich angesprochen.Zwölf Staatsbetriebe aus Schlüsselsektoren sollen dieses Jahr privatisiert werden - nicht zuletzt, um dem sogenannten "Kumpanenkapitalismus" der Suharto-Sippe einen Riegel vorzuschieben.Ferner sollen die Geldumlaufmenge gesenkt und das Zinsniveau erhöht werden, um die Landeswährung Rupie zu stärken.Jakarta hatte am Wochenende sieben insolvente Banken geschlossen, sieben weitere operieren jetzt unter der Obhut einer Sonderbehörde. Trotz der positiven Signalen aus Jakarta stehen der Bevölkerung peinvolle Monate bevor.Das Arbeitslosenheer wächst, ganze Industrien liegen lahm, Medikamente und Elektrizität werden teurer.Die Wirtschaft schrumpfe dieses Jahr laut Prognosen um fünf Prozent.Eine Inflation von etwa 50 Prozent ist nicht auszuschließen.Die Rupie, die Mitte 1997 noch bei einem Kurs von 2400 zu einem Dollar lag, war gestern bei 8500 stabil.Real bedeutet das noch immer eine Verdreifachung der Auslandschulden.

DANIEL KESTENHOLZ

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