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Industrie: Einigung auf neue Tarifverträge

In der Chemie- und in der Druckindustrie haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf neue Tarifverträge geeinigt. Damit ist die Tarifrunde 2005 für die gewerblichen Branchen in Deutschland bereits beendet. Verhandlungen gibt es in diesem Jahr noch im Versicherungsgewerbe und im Handel.

Lahnstein/Wiesbaden (16.06.2005, 21:38 Uhr) - Für die rund 550.000 Beschäftigten in der chemischen Industrie erhöhen sich die Einkommen um 2,7 Prozent bei einer Laufzeit von 19 Monaten. Außerdem verständigten sich beide Seiten in Lahnstein (Rheinland-Pfalz) auf eine Einmalzahlung von 1,2 Prozent des Monatsentgelts bezogen auf die tarifliche Laufzeit - also multipliziert mit 19. Die Einmalzahlung muss spätestens im Februar 2006 geleistet werden. Für diese Vereinbarung gibt es allerdings eine Öffnungsklausel: Sie kann aus wirtschaftlichen Gründen verschoben oder gekürzt werden oder ganz wegfallen. Der Tarifvertrag gilt bundeseinheitlich, tritt aber regional unterschiedlich zwischen 1. Juni und 1. August in Kraft.

Im seit eineinhalb Jahren dauernden Tarifkonflikt in der Druckindustrie einigten sich die Gewerkschaft ver.di und der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) in Wiesbaden auf eine moderate Anhebung der Einkommen für die 200.000 Beschäftigten. Im Gegenzug bleibt die 35-Stunden-Woche nach Angaben von ver.di erhalten. Die Verhandlungen waren wiederholt von Warnstreiks begleitet worden.

Der neue Tarifvertrag für die Druckerei-Beschäftigten sieht unter anderem auch die Einführung von Arbeitszeitkonten und eine Ausweitung der Samstagsarbeit vor. Von April 2005 bis März 2006 gibt es eine Einmalzahlung von 340 Euro, was einer Anhebung von einem Prozent entspricht. Von April 2006 bis März 2007 ist eine prozentuale Erhöhung von 1,0 Prozent vereinbart. Die Tarifkommission stimmte dem Kompromiss nach Angaben eines ver.di-Sprechers «mit überwältigender Mehrheit» zu. Ursprünglich war ver.di mit der Forderung nach 3,7 Prozent mehr Geld in die Tarifrunde gegangen.

Der bvdm hatte zunächst Öffnungsklauseln im Flächentarif verlangt, damit Betriebe die Arbeitszeit auch ohne Lohnausgleich auf bis zu 40 Wochenstunden erhöhen können. Zum Ergebnis sagte bvdm-Verhandlungsführer Wolfgang Pütz: «Mit dem Tarifvertrag haben wir für unsere Betriebe wesentliche Erleichterungen erreicht.» Verdi-Verhandlungsführer Frank Werneke sagte: «Bei den Arbeitszeitkonten sind wir an die Grenze dessen gegangen, was für uns machbar ist.»

In der Chemieindustrie wurde der Manteltarifvertrag überarbeitet und um zwei Jahre verlängert. Er regelt unter anderem die Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden. Einigung gab es auch bei Fragen der Ausbildung und der Altersvorsorge: Von 1. Januar 2006 an gilt in der Chemieindustrie ein Vertrag über die verbindliche tarifliche Altersvorsorge. Die Arbeitgeber erhöhen die Zahl der Ausbildungsplätze 2006 um 1,6 Prozent und 2007 um weitere 1,7 Prozent. «Die Arbeitgeber sind mit der Belastung des Tarifpaketes an die Grenzen des Machbaren gegangen», sagte Verhandlungsführer Hans-Carsten Hansen für den Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC). Die Entgelterhöhung entspreche wegen der langen Vertragslaufzeit einer jährlichen Belastung von zwei Prozent. (tso)

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