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Wirtschaft: Industrie will Kombilöhne nur auf Probe

Berlin – Die Industrie warnt vor einer flächendeckenden Einführung von Kombilöhnen. Dadurch könnte es zu „Milliardenlöchern“ in den öffentlichen Haushalten kommen, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, am Donnerstag in Berlin.

Berlin – Die Industrie warnt vor einer flächendeckenden Einführung von Kombilöhnen. Dadurch könnte es zu „Milliardenlöchern“ in den öffentlichen Haushalten kommen, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, am Donnerstag in Berlin. In bestimmten Fällen könnten Kombilöhne aber dazu beitragen, die Arbeitslosigkeit in Deutschland zu reduzieren. Thumann regte an, Kombilöhne als Pilotprojekt in einzelnen Regionen zu erproben oder auf feste Zielgruppen zu fokussieren – etwa auf junge Langzeitarbeitslose unter 25 Jahren.

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sprach sich dagegen für eine bundesweite Einführung von Lohnzuschüssen aus. „Der deutsche Weg der Lohnersatzleistungen ist gescheitert“, sagte Sinn bei der Vorstellung seines aktualisierten Konzepts der aktivierenden Sozialhilfe. Jeder Arbeitsfähige müsse in Zukunft arbeiten, „zu welchem Lohn auch immer“. Falle dieser zu gering aus, solle der Staat ein zweites Einkommen zahlen. Wichtig sei es, die Hinzuverdienstmöglichkeiten beim Arbeitslosengeld II (ALG II) zu verbessern. Statt wie bisher 100 Euro sollten Betroffene künftig bis zu 500 Euro abzugsfrei behalten dürfen. Gleichzeitig müssten die Leistungen des ALG II um rund ein Drittel abgesenkt werden, forderte Sinn.

Schon wer etwas mehr als vier Stunden am Tag arbeite, erzielt laut dem Ifo-Präsidenten „unterm Strich das gleiche Einkommen“ wie durch die gegenwärtigen Regelungen von Hartz IV. Nach den Instituts-Berechnungen ließen sich so rund drei Millionen zusätzlicher Jobs für Geringqualifizierte schaffen. Zur Kritik an möglichen Kosten sagte Sinn, mit seinem „Modell zur Überwindung der Armutsfalle“ könnten mittelfristig fast acht Milliarden Euro jährlich eingespart werden. ce/jul

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