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Wirtschaft: Infineon beendet Verlustserie

Halbleiterproduzent macht nach neun Quartalen wieder Gewinn – Vorsichtige Prognose für 2004

München (nad). Nach neun Geschäftsquartalen mit Verlust hat der Halbleiterhersteller Infineon im vierten Quartal seines Geschäftsjahres 2002/03 wieder Gewinne geschrieben. Für das Gesamtjahr präsentierte der sechstgrößte Chipproduzent der Welt jedoch zum dritten Mal in Folge rote Zahlen. Für das laufende Geschäftsjahr gab sich Infineon verhalten optimistisch. Insgesamt soll dieses Jahr wieder ein Gewinn verbucht werden.

Die Aktie verlor bis Handelsschluss sechs Prozent auf 12,82 Euro. „Die Zahlen sind enttäuschend“, sagte WestLBAnalyst Karsten Iltgen. Insgesamt haben Infineon-Titel seit März aber rund 150 Prozent zugelegt, so dass Händler von Gewinnmitnahmen sprachen.

„Sofern die Marktbedingungen stabil bleiben, sind wir aus heutiger Sicht überzeugt, dass wir einen Gewinn erzielen werden“, sagte Konzernchef Ulrich Schumacher in München. „Unsere Strategie der Kostensenkung und Produktivitätssteigerung hat angeschlagen.“ Mit Marktanteilsgewinnen in allen vier Geschäftsbereichen sei Infineon im vierten Quartal „auf dem richtigen Weg“ gewesen. Der Konzern erzielte einen Quartalsüberschuss von 49 Millionen Euro (Vorjahr: minus 506 Millionen Euro). Analysten hatten mit einem etwas höheren Gewinn gerechnet.

Fortschritte machte Infineon im Schlussquartal vor allem in den Bereichen Sichere Mobile Lösungen und Speicherprodukte – dem Zugpferd des Konzerns. Den positiven Trend bei der lange Zeit schwächelnden Speichersparte begründete Schumacher mit Produktivitätssteigerungen, einer deutlichen Erhöhung der Stückzahlen und gesunkenen Herstellungskosten von Chips. Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz zufolge kostete die Herstellung eines Speicherchips im abgelaufenen Quartal 4,50 Dollar; im laufenden Quartal soll sie auf bis zu 4,30 Dollar sinken.

In der Automobil- und Industrieelektronik konnte Infineon trotz der Konjunkturschwäche in der Autoindustrie zulegen. Ein leicht negatives Ergebnis meldete Infineon nur noch in der Drahtgebundenen Kommunikation. Die Sparte, die unter der anhaltenden Telekommunikationsflaute leidet, soll laut Schumacher aber demnächst wieder profitabel sein. Belastet wurde das Ergebnis durch Rückstellungen in Höhe von 28 Millionen Euro, die der Konzern wegen eines Wettbewerbsverfahrens in den USA vorgenommen hat. Eine Justizbehörde untersucht derzeit mögliche Wettbewerbsverletzungen in der Speicherchipindustrie. Gegen Infineon und andere Firmen seien 24 Sammelklagen eingegangen. Unterliegt Infineon, könnte es zu „erheblichen finanziellen Verpflichtungen und anderen nachteiligen Folgen“ für das Unternehmen kommen.

Die Gewinnerwartung für das laufende Geschäftsjahr begründet Schumacher mit „eindeutigen Erholungstendenzen“ am weltweiten Halbleitermarkt. Zugleich warnte er vor zu großem Enthusiasmus. Im abgelaufenen Jahr machte Infineon unter dem Strich noch einen Verlust von 435 Millionen Euro. In den beiden Vorjahren waren die Verluste sogar in die Milliarden gegangen. Infineon geht für das kommende Jahr von einem weltweiten Marktwachstum von etwa 18 Prozent aus. Ursache für diese eher konservative Prognose sei der voraussichtlich anhaltende Preisdruck. Branchenverbände prognostizieren teilweise Margen von bis zu 20 Prozent. Auch Infineon-Konkurrenten wie Intel hatten sich zuletzt optimistischer geäußert.

Zu den Spekulationen um eine Verlagerung der Konzernzentrale ins Ausland hielt sich Schumacher bedeckt. Er bestätigte lediglich, dass Infineon weiter die Absicht habe, seine Steuerlast zu senken.

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