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Wirtschaft: Infineon: Kapitalerhöhung soll Vorsprung sichern

Die Infineon AG, München, will 60 Millionen neue Namensaktien ausgeben. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung sollen bis zum 13.

Die Infineon AG, München, will 60 Millionen neue Namensaktien ausgeben. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung sollen bis zum 13. Juli Käufer gefunden werden. "Mit den Erlösen werden wir unseren technologischen Vorsprung sichern," begründete Konzernchef Ulrich Schumacher den trotz eines jüngsten Verfalls der Hightech-Aktie angelaufenen Schritt an den Börsen in Frankfurt und New York. Infineon baut derzeit ein neues Werk in Dresden und plant Firmenzukäufe. Gemessen am Ende vergangener Woche erreichten Kurs des Papiers würde das Platzierungsvolumen bis zu 3,32 Milliarden Mark betragen. Infineon müsse die Kapitalerhöhung wagen und in die aktuelle Marktflaute hinein investieren, um für den nächsten Aufschwung gerüstet zu sein, sagte Schumacher. Eine Erholung der Chipmärkte sieht er mit Blick auf den am Boden liegenden Auftragseingang jedoch auch für die nächsten zwei bis drei Monate nicht kommen.

Verschieben wollten die Münchner ihre Kapitalerhöhung aber nicht, weil man sonst im Falle eines weiteren Marktverfalls "noch schlechter dastehen" würde, sagte Finanzchef Peter Fischl. Der Preis für die neuen Aktien wird per Bookbuilding-Verfahren zwischen dem 4. und 12. Juli und auf Basis des am 12. Juli erreichten Kurses festgelegt, teilte der Chiphersteller mit. Schumacher glaubt, dass er dann "in der Gegend des heutigen Kurses" liegt. Mit großer Nachfrage von Privatanlegern rechnet er nicht. Dagegen stimmen ihn Vorgespräche mit institutionellen Anlegern optimistisch, die neuen Aktien voll platzieren zu können.

Bislang kommen die Pläne am Finanzmarkt allerdings nicht gut an. Das Infineon-Papier gab in einer ersten Reaktion auf die angekündigte Kapitalerhöhung um mehrere Prozentpunkte auf teils unter 27 Euro je Aktie nach. Bankanalysten sagen indessen bis Mitte Juli ein weiteres Absacken auf etwa 25 Euro voraus. Altaktionäre sind vom Bezugsrecht der neuen Aktien ausgeschlossen. Dadurch sinkt der Anteil der Münchner Infineon-Mutter Siemens AG von zuletzt 56 auf 51 Prozent. Ferner hält der Siemens-Pensionsfonds derzeit 15 Prozent am Chiphersteller. Beide Großaktionäre haben sich verpflichtet, für die Dauer von 90 Tagen nach Durchführung der Kapitalerhöhung aus ihrem Besitz keine Infineon-Aktien zu verkaufen. Damit seien entsprechende Gerüchte, die den Kurs zusätzlich belasten, nur "Spekulationen ohne Grundlage", betonte Schumacher.

Verwenden will der Chipkonzern das frische Kapital nicht nur zur Finanzierung von Investitionsplänen, unter anderem für die Dresdener Chipfabrik, sondern auch zum Abbau kurzfristiger Schulden und für "kleinere" Zukäufe, sagte Fischl. Im Unternehmen hieß es, Infineon wolle die günstige Marktsituation für Akquisitionen nutzen.

Das Management bekräftigte jedoch auch jüngste Befürchtungen, wonach im dritten Quartal 2001 ein Verlust von bis zu 1,17 Milliarden Mark eingefahren worden sei. "Der Trend läuft gegen Infineon," räumte Schumacher ein. Man habe deshalb nun ein "hartes" Kostensenkungsprogramm gestartet. Dabei seien Entlassungen unter den weltweit 29 000 Mitarbeitern "in Einzelfällen" nicht ausgeschlossen. Wegen der anhaltenden Marktflaute werden branchenweit Chipkapazitäten reduziert.

An dem neuen Werk in Dresden hält Infineon trotzdem weiterhin fest, da sich das Unternehmen durch die Anwendung neuer Technologien eine deutliche Effizienzsteigerung gegenüber älteren Fabriken erwartet. Die dortige Produktion soll im Herbst anlaufen. Bis zu 1100 neue Arbeitsplätze sollen in Sachsen entstehen. Das Vorhaben wird von staatlicher Seite stark unterstützt. Das Land Sachsen gewährt bereits Investitionszuschüsse von rund 180 Millionen Mark. Laut Infineon stehen daneben Verhandlungen über eine 450 Millionen Mark schwere Bürgschaft im Haushaltsausschusses des Bundestages vor dem Abschluss.

tmh, hop

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