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Wirtschaft: Infineon: Keine Entwarnung

Der Münchner Halbleiterhersteller Infineon hat nach einem verlustreichen dritten Quartal keine Entwarnung für das Geschäftsjahr 2000/2001 gegeben. Wann es am Chip-Markt wieder aufwärts gehe, konnte Infineon-Chef Ulrich Schumacher am Montag bei der Vorstellung des Zwischenberichts in München nicht abschätzen.

Der Münchner Halbleiterhersteller Infineon hat nach einem verlustreichen dritten Quartal keine Entwarnung für das Geschäftsjahr 2000/2001 gegeben. Wann es am Chip-Markt wieder aufwärts gehe, konnte Infineon-Chef Ulrich Schumacher am Montag bei der Vorstellung des Zwischenberichts in München nicht abschätzen. "Wir operieren in einem wankelmütigen Umfeld," sagte er. Nachdem sich die Lage zum Ende des dritten Quartals am Juni 2001 nochmals deutlich verschlechtert habe, sind auch im vierten Quartal und damit im Gesamtjahr hohe Defizite "ausgesprochen wahrscheinlich". Analysten zufolge lagen die Zahlen weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Die Infineon-Aktie legte bis zum Nachmittag um 3,7 Prozent auf 28,30 Euro zu.

Zwar sei der Quartalsverlust zwischen April und Juni 2001 mit einem Minus von 1,2 Milliarden Mark vor Steuern und Zinsen nicht mehr über die jüngste Ergebniskorrektur hinausgegangen, sagte Schumacher. Angesichts der unsicheren Entwicklung des Schlussquartals des laufenden Geschäftsjahrs (zum 30. September) seien aber Entlassungen nicht mehr ausgeschlossen. Entweder würden brach liegende Kapazitäten rasch gefüllt oder es seien "Anpassungen" über den seit kurzem geltenden Einstellungsstop hinaus nötig. Infineon beschäftige weltweit 34 600 Mitarbeiter. Bei Logikbausteinen fertige man derzeit nur noch auf Bestellung.

Wie die Branchenkonjunktur künftig verläuft, hängt stark von der weiteren Entwicklung der Chippreise ab, die teils auf ein Niveau unter ein Dollar und damit unter die industriellen Fixkosten gesunken sind. Der aktuelle Quartalsverlust bei Infineon geht mit 409 Millionen Mark zu gut einem Drittel auf Abschreibungen auf derzeit unverkäufliche Halbleiter zurück. Deren Wert wurde auf Basis aktueller Preise nach unten korrigiert. Auch operativ steckt Infineon tief in roten Zahlen. Den höchsten Verlust nach Steuern und Zinsen weist nach neun Monaten die dominierende Sparte Spreicherchips mit minus 800 Millionen Mark auf. Weitere knapp 200 Millionen Mark Verlust entfallen auf die "Mobile Kommunikation", also die schwache Handy-Nachfrage. Gewinn werfen nur noch Chips für die Autoindustrie ab. Insgesamt summiert sich das nach neun Monaten zu einem Fehlbetrag nach Steuern von 133 Millionen Mark nach 1,07 Milliarden Mark Gewinn im Vorjahreszeitraum.

Die Konzernumsätze sind parallel dazu um sechs Prozent auf knapp neun Milliarden Mark gesunken, wobei die Erlöse allein im dritten Quartal fast um ein Drittel eingebrochen sind. Der Grund waren wiederum Speicherchips, deren Umsatz um 62 Prozent rückläufig war und Logikbausteine für Mobiltelefone mit einem Umsatzminus von zuletzt 41 Prozent.

Auch der schwache PC-Markt lastet auf Infineon. Anzeichen für eine Marktbelebung kann Schumacher für die nächsten Monate nicht erkennen. Für 2001/02 seien bislang keine weiteren Verluste geplant. Für dieses und kommendes Jahr kürzt Infineon die Investitionen um 2,9 Milliarden Mark. Davon nicht betroffen ist die Dresdner Chipfabrik, die mit knapp 1,5 Milliarden Mark aufgerüstet wird, um Fortschritte in der Produktivität zu schaffen. Das Geld stammt aus der jüngsten Infineon-Kapitalerhöhung, die knapp drei Milliarden Mark eingebracht hat und für zwölf Monate die Finanzierung sichern soll.

Angesichts des schlechten Infineon-Ergebnisses dürften auch die mit Spannung erwarteten Quartalszahlen von Siemens schlecht ausfallen, die am Mittwoch veröffentlicht werden. Siemens hält noch gut 50 Prozent an Infineon, will sich aber ganz von der Chiptochter trennen.

tmh

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