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Wirtschaft: Infineon rüstet sich für die Krise

Halbleiterhersteller liegt bei Gewinn unter Erwartung und warnt vor Einbruch der Branchenkonjunktur

München - Der neue Infineon-Chef Wolfgang Ziebart musste bei seinem ersten öffentlichen Auftritt am Montag schlechte Nachrichten verkünden. Zwar hat der Halbleiter-Hersteller nach drei Verlustjahren im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/04 wieder einen kleinen Gewinn erzielt. Doch Infineon warnte überraschend deutlich vor dem bevorstehenden Abflauen der Branchenkonjunktur. „Im Geschäftsjahr 2003/04 haben wir unseren Umsatz von Quartal zu Quartal verbessert“, sagte Ziebart. Angesichts steigender Lagerbestände ergänzte er: „Aber nun müssen wir uns auf einen abflauenden Markt einstellen.“

Ziebart wies darauf hin, dass Branchenexperten für 2005 mit einem Rückgang der Wachstumsrate im weltweiten Halbleitermarkt von knapp 30 Prozent auf einen einstelligen Prozentsatz rechnen. Während Konkurrenten wie Samsung im laufenden Jahr deutlich von der letzten Belebung in der Halbleiter-Industrie profitiert haben, hat Infineon nur mit Mühe ein positives Jahresergebnis von 61 Millionen erzielt. „Der Konzern hat viel weniger verdient als er es gemusst hätte, um sich ein solides Polster für die bevorstehende Flaute zu verschaffen“, sagte Analyst Günther Hollfelder von der Hypo- Vereinsbank dem Tagesspiegel. Hollfelder geht zwar davon aus, dass Infineon die kommenden beiden mageren Jahre in der jetzigen Aufstellung überstehen kann. Langfristig sei es aber schwierig, mit dieser Strategie Gewinne zu erzielen.

Der seit September amtierende Infineon-Chef Ziebart sagte, er sei mit dem Ergebnis des Geschäftsjahres nicht zufrieden und werde alle Anstrengungen darauf richten, die Kostenstruktur des Unternehmens zu verbessern. „Unser primäres Ziel für die kommenden Jahre ist die Steigerung von Produktivität und Effizienz, während wir die Kosten kontrollieren“, sagte er. Dass es dabei auch zu Stellenabbau kommen könnte, schloss Ziebart nicht aus. Er kündigte an, sich auf die drei Kerngeschäfte Automobil- und Industrieelektronik, Kommunikation und Speicherprodukte zu konzentrieren und Randaktivitäten abstoßen zu wollen. So soll unter anderem die Risikokapitalgesellschaft Infineon Ventures verkauft werden. Ziebart betonte jedoch, er werde an der volatilen Speichersparte festhalten und plane derzeit keine umfassende strategische Neuausrichtung des Konzerns.

Im Schlussquartal des abgelaufenen Geschäftsjahres blieb Infineon mit einem Gewinn von 44 Millionen Euro weit hinter den Schätzungen von Analysten zurück. Im laufenden Quartal sind nach Konzernangaben als Zeichen für den Abschwung bereits die Lagerbestände gestiegen. In der sonst meist ertragreichen Automobilelektronik-Sparte rechnet Infineon mit einem leichten Umsatz- und Ergebnisrückgang. Die im Dax notierte Infineon-Aktie verlor am Montag 1,39 Prozent auf 8,53 Euro.

Nicole Huss

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