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Wirtschaft: Infineon streicht 3000 Stellen

In Deutschland baut der Chiphersteller jede fünfte Stelle ab/Konzern macht 592 Millionen Euro Verlust

Berlin - Erneut hat ein großer deutscher Konzern einen massiven Stellenabbau angekündigt. Der mit Verlusten kämpfende Münchner Halbleiterkonzern Infineon verschärft seinen Sparkurs und streicht binnen eines Jahres weltweit 3000 seiner knapp 30 000 Arbeitsplätze. In Deutschland, wo das Unternehmen 10 000 Mitarbeiter beschäftigt, sollen 2000 Stellen eingespart werden. Betroffen sind vor allem die Standorte Dresden, Regensburg und München mit jeweils um die 600 Stellen. Mit dem Sparprogramm will Infineon binnen eines Jahres die jährlichen Kosten um 200 Millionen Euro senken, kündigte Infineon-Chef Peter Bauer am Freitag an. Die Kürzungen träfen alle Standorte, Funktionen und Hierarchieebenen.

Im abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres machte der Konzern einen Verlust von 592 Millionen Euro. Das ist zwar besser als das Minus von 1,37 Milliarden Euro im Vorquartal. Analysten hatten jedoch mit einer deutlicheren Erholung gerechnet. Der Umsatz sank leicht von 1,05 Milliarden auf 1,03 Milliarden Euro.

Vor allen zwei Dinge belasteten das Ergebnis. Erstens musste das Unternehmen erneut Abschreibungen von 411 Millionen Euro auf die kriselnde Speicherchiptochter Qimonda vornehmen. Qimonda kämpft nicht nur mit weiterhin niedrigen Preisen für Speicherchips, sondern auch mit hohen Restrukturierungskosten. Noch hält Infineon 77,5 Prozent an Qimonda. Doch diesen Anteil will Infineon-Chef Bauer spätestens bis zur Hauptversammlung im Frühjahr auf einen Minderheitsanteil reduzieren. Notfalls will er die Beteiligung als Sachdividende an die Aktionäre verschenken. Zweites Sorgenkind ist das Geschäft mit Chips für die Kommunikationsindustrie und hier insbesondere das mit Bauteilen für Handys.

Auch Bauers Ausblick auf das vierte Quartal fiel eher düster aus. Er erwartet, dass die Marktrisiken eher steigen. Als Beispiel nannte er Chips für die Automobilindustrie. Da etwa in den USA die Nachfrage nach großen Fahrzeugen sinke, in denen mehr Halbleiter verbaut würden als in kleineren Fahrzeugen, sei hier auch mit einer schwächeren Nachfrage zu rechnen. Hinzukomme die Schwäche des Dollars im Vergleich zum Euro, die den ohnehin bestehenden Preisverfall in den Absatzmärkten noch verstärke.

Das Kostensenkungsprogramm umfasse neben dem Personalabbau und der Bereinigung des Produktportfolios auch eine Reorganisation, kündigte Bauer an. Infineon soll mit Beginn des neuen Geschäftsjahres im Oktober in die fünf Bereiche Automobil, Industrieelektronik, Sicherheitsprodukte und drahtgebundene und drahtlose Kommunikation unterteilt werden. So will Bauer das Unternehmen flexibler und effizienter machen.

Beim Stellenabbau will Bauer zunächst auf freiwillige Maßnahmen setzen und auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Ausschließen wollte er diese jedoch nicht. Darüber werde im Oktober entschieden. Bayerns IG Metall kritisierte die Pläne als Kahlschlag auf Kosten der Beschäftigten. „Eine schier endlose Serie von Managementfehlern hat Infineon in die schwerste Krise der Unternehmensgeschichte geführt“, sagte Bezirksleiter Werner Neugebauer. „Ausbaden sollen das jetzt wieder einmal die Beschäftigten.“

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