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Wirtschaft: Inflation: Die Teuerung nährt den Euro-Frust

Die Europhorie ist verschwunden. Verblasst der Traum von hohem Wachstum, stabilen Preisen und starker Währung.

Die Europhorie ist verschwunden. Verblasst der Traum von hohem Wachstum, stabilen Preisen und starker Währung. Knapp zweieinhalb Jahre nach Einführung des Euro hat die neue Devise mehr als ein Viertel ihres ursprünglichen Werts eingebüßt. Der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es nicht gelungen, ihr Mandat zur Preisstabilität zu verteidigen. Die Inflation hat die Zielzone von null bis zwei Prozent nach oben durchbrochen. Die europäische Konjunktur ist abgetaucht. Schon hört man die notorischen Euroskeptiker fordern: "Bringt uns die Bundesbank zurück!"

Auch wenn es hinterher alle schon immer gewusst haben: Den Schock bei Nahrungsmittel- und Energiepreisen haben nur wenige kommen sehen. Das ist auch nicht das Problem, denn Schocks sind einmalige Effekte, deren Wirkung nachlässt. Offen ist dagegen die Frage, ob dieser Schock auch zu einem Anstieg der Kerninflationsrate führt und damit eine dauerhafte Preisgefahr bedeutet. Diese Sorge plagt auch die EZB - zu Recht. Ungeachtet der Beteuerungen von Bankern und Politikern fürchten die Deutschen höhere Preise. Ihnen graut vor dem Abschied von der D-Mark, deren Stabilität sie vermissen werden. Ihnen fehlt das Vertrauen, dass die neue Notenbank der Inflation Einhalt gebietet. Gleichzeitig müssen sie höhere Gemüse-, Benzin- und Mietpreise in Kauf nehmen. Die Konsequenz, die alle fürchten: Die Gewerkschaften fordern höhere Löhne. Dann wird es für die EZB noch schwieriger, den Traum vom preisstabilen Euroraum einzulösen und die Schlacht um Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Die Bundesbank hat Jahrzehnte gebraucht, um sich das Vertrauen der Bürger zu verdienen.

Catherine Hoffmann

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