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Wirtschaft: Inflation macht Notenbank Sorgen

Europäische Zentralbank lässt die Zinsen stabil, deutet aber eine Erhöhung an

Frankfurt am Main - Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag den Leitzins bei 2,0 Prozent belassen, gleichzeitig aber die Möglichkeit einer Zinserhöhung in absehbarer Zeit angedeutet. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet betonte, dass angesichts der hohen Energiepreise, der wachsenden Geldmenge und des expandierenden Kreditgeschäfts „starke Wachsamkeit erforderlich“ sei. „Wir versprechen niemandem, dass wir uns nicht bewegen. Wir können jederzeit handeln“, sagte Trichet. Ein klares Signal für eine Zinserhöhung gab er allerdings nicht. Eine Konjunkturbremse sei ein höherer Leitzins im Übrigen nicht, meinte der EZB-Präsident.

Trichet wies Vermutungen entschieden zurück, im EZB-Rat gebe es unterschiedliche Auffassungen über die Notwendigkeit einer Zinserhöhung. „Der Rat ist nicht gespalten. Alle stehen zur klaren Botschaft, dass starke Wachsamkeit erforderlich ist.“ Am Donnerstag habe man eine „anspruchsvolle“ Aussprache über alle Argumente für und gegen eine Zinserhöhung geführt und schließlich einmütig entschieden, den Leitzins nicht zu verändern. Er steht seit Juni 2003 bei 2,0 Prozent. Dieses Niveau sei „noch angemessen“, sagte Trichet.

Er betonte, dass der EZB-Rat bereits Anfang Oktober seine Botschaft angepasst und auf die veränderte Inflationsrate reagiert habe. Jetzt müsse genau beobachtet werden, ob sich die derzeitige Preisentwicklung zu einem längerfristigen Trend entwickele und die Inflationserwartung weiter mit der Preisstabilität vereinbar sei. Die EZB sieht das gewährleistet, wenn die Inflationsrate bei rund 2,0 Prozent liegt. Im Oktober waren die Verbraucherpreise in Europa um 2,5 Prozent, im September um 2,6 und im August um 2,2 Prozent gestiegen. Nach Ansicht von Trichet besteht die Gefahr, dass sich die Energiepreise auch langfristig auf die Preisentwicklung auswirken. Gleichzeitig aber sei der Preisdruck aus der Industrie noch gering. Auch so genannte Zweitrundeneffekte durch übermäßige Lohnsteigerungen sind nach Ansicht Trichets derzeit nicht erkennbar.

Der EZB-Präsident trat am Donnerstag auch entschieden der Auffassung entgegen, dass eine Erhöhung des Leitzinses die Wirtschaftserholung in Europa bremsen würde. Die Zinsen seien sehr niedrig, die Finanzierungsbedingungen weiter günstig. Anhaltende Preisstabilität stärke die Wirtschaft. „Es gibt keinen Widerspruch zwischen unserem Mandat, die Preisstabilität zu wahren, und der Unterstützung der europäischen Wirtschaft.“

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