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Inflation: Teures Öl lässt Preise explodieren

Inflation in der Euro-Zone steigt im Juni auf 4,0 Prozent – Schuld ist die Rekordjagd bei den Rohstoffen.

Die enorm hohen Ölpreise haben im Juni für eine Rekordinflation in der Euro-Zone gesorgt. Die Verbraucherpreise waren um 4,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Montag in Brüssel erklärte - das war so viel wie seit Gründung der Währungsunion 1999 nicht. In der nächsten Zeit könnten die Preise noch schneller steigen - denn für Öl mussten am Montag erneut Rekordpreise bezahlt werden. Ein Fass (159 Liter) kostete in New York bis zu 143,67 Dollar. Beide Daten sprechen für höhere Zinsen in der nächsten Zeit.

In Deutschland hatte die Inflationsrate im Juni bei 3,3 Prozent gelegen - in anderen Ländern war sie wesentlich höher: Spanien verzeichnete 5,1 Prozent, Belgien sogar 5,8 Prozent. "Das besorgt uns alle sehr", sagte EU-Währungskommissar Joaquin Almunia. An der deutschen Börse sorgten die Daten für Verstimmung - der Deutsche Aktienindex Dax verlor zeitweise 1,8 Prozent, erholte sich aber später wieder und schloss etwa auf Vortagsniveau.

Die Verbraucher müssen nach Ansicht der italienischen Bank Unicredit mit noch stärker steigenden Preisen rechnen. "Der Ölpreis hat sich nicht stabilisiert - deshalb ist es wahrscheinlich, dass die Inflation in den Sommermonaten noch weiter zunimmt", sagte Aurelio Maccario, Chefökonom für die Eurozone. Experten rechnen mit bis zu 4,25 Prozent. Die Preise steigen derzeit doppelt so stark, wie es die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt - sie sieht Stabilität bei einer Inflationsrate von knapp zwei Prozent gewährleistet. Daher gilt es als fast sicher, dass sie nächsten Donnerstag die Zinsen von 4,0 auf 4,25 Prozent anhebt - dies hatte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet Anfang Juni angedeutet.

Knifflige Situation für die EZB

"Die Daten verschärfen das Dilemma der EZB weiter", sagte Holger Sandte von der West LB. Einerseits stiegen die Inflationserwartungen, andererseits deute vieles auf eine schwächere Konjunktur hin. Der Fokus der EZB liege aber auf der Inflationsbekämpfung, deshalb "sind weitere Leitzinserhöhungen keineswegs auszuschließen". Mit höheren Zinsen will die Notenbank die Nachfrage und damit die Inflation bremsen. Auch die Erwartung weiter steigender Preise wollen die Währungshüter so eindämmen. Kritiker wenden allerdings ein, die Inflation in Europa gehe in erster Linie auf gestiegene Weltmarktpreise beim Öl zurück - hier seien höhere Zinsen das falsche Mittel.

Der jüngste Anstieg der Ölpreise ist Händlern zufolge durch neue Spannungen zwischen dem Iran und Israel ausgelöst worden. Außerdem verwiesen sie auf die Opec-Prognosen, die Ölpreise von bis zu 170 Dollar voraussagen. Angesichts des teuren Öls kostet derzeit ein Liter Super nach Angaben der Mineralölwirtschaft im Bundesschnitt 1,54 Euro, Diesel liegt bei 1,50 Euro. Die großen Ölkonzerne machten derweil deutlich, dass sie vorerst nicht mit nennenswerten Rückgängen rechnen. "Die Ära billiger Energie ist wahrscheinlich zumindest mittelfristig vorüber", sagte Tony Hayward, Chef des britischen Ölkonzerns BP in Madrid auf dem Welt-Erdöl-Kongress. Dort beraten derzeit 3000 Vertreter der Ölbranche über die weitere Entwicklung. Die derzeitigen Preise seien nicht die Folge einer spekulativen Blase, warnte Hayward. Vielmehr gingen sie auf die seit fünf Jahren steigende Nachfrage zurück - die Fördermenge des Förderkartells Opec sei im gleichen Zeitraum um 350 000 Barrel pro Tag gesunken. Die Vertreter mehrerer Regierungen widersprachen dieser Darstellung. Die Verteuerung des Rohöls habe "eine klare spekulative Komponente", sagte Spaniens Industrieminister Miguel Sebastián. mit dpa

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