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Steve Jobs

© Axel Schmidt/ ddp

Informationstechnologie: Was plant Apple?

Nach der iPhone-Einführung steht der Konzern von Apple-Chef Steve Jobs unter Erfolgsdruck: Wenn der derzeitige Hype am Leben erhalten werden soll, dann braucht die Börse neues Futter.

„Es liegt was in der Luft“ künden geheimnisvolle Plakate am Moscone-Center in San Francisco an. Am Dienstag um neun Uhr Ortszeit wird dort Apple-Chefcharismatiker Steve Jobs die traditionelle Eröffnungsrede der „Mac World Expo“ halten. Gemeinsam mit der Hälfte aller Internetnutzer rätseln nun Wall-Street-Analysten und Fondsmanager, was er dann ankündigen wird. Neue Produkte? Neue Dienste? Neue Geschäftsmodelle? Es geht um einiges: die Apple-Aktie gehörte mit einem Plus von 140 Prozent auf fast 200 Dollar zu den Top-Gewinnern 2007. Die Frage ist, ob Steve Jobs der Börse genug Futter liefern wird, um den Hype, den er im Januar 2007 mit dem iPhone entfacht hat, am Leben zu erhalten.

Ein neues iPhone oder eine ähnliche Sensation wird es am Dienstag nicht geben. Da sind sich die meisten Beobachter einig. Vielleicht ein paar Bemerkungen in Richtung UMTS-iPhone für Europa und Asien. Ansonsten dürften eine Reihe kleinerer Produkt-Ankündigungen und Verbesserungen anliegen. Aber ganz sicher ist man nie. Oft genug dreht sich Jobs praktisch nach Beendigung der Keynote noch mal um, um mit der Bemerkung „one more thing“ (noch eine Sache) eine Überraschung nachzuschieben.

Im Mittelpunkt der Diskussionen in den Medien und unter Analysten auf der Elektronikshow CES Anfang Januar in Las Vegas stand ein neues, besonders kleines Apple-Laptop. Es soll angeblich mit einem Flash-Speicher statt Festplatte kommen und die Bedienung des Mouse-Touchpads (nicht des Displays) soll an die Bedienung des iPhones angelehnt sein. Etwa zum Zoomen von Fotos durch Fingerbewegung. Weiterhin wird nach der in Las Vegas bekannt gewordenen faktischen Niederlage von HD-DVD die Ankündigung des ersten iMac oder iBook mit Blu-ray-Laufwerk erwartet. Apple ist seit zwei Jahren Mitglied des Blu-ray-Konsortiums.

Als heißester Kandidat für eine Generalüberholung gilt zudem das wenig erfolgreiche Fernseh-Empfangsgerät Settop-Box Apple-TV. Gleichzeitig dürfte damit eine Erweiterung der Shop-Software iTunes für Videovermietung einhergehen. Als bislang letztes der großen Filmstudios habe Warner Bros. neben Disney, Twentieth Century Fox, Paramount und Liongate eingewilligt, seine Filme digital über iTunes zu vermieten, heißt es. Kommt die Online-Filmvermietung und wird auch noch ein Fernseh-Tuner in Apple-TV integriert, könnte die Keksdose zum echten Konkurrenten für etablierte Kabel- und Satellitenboxen werden.

Ob das aber reichen wird, ist fraglich. Seit Jahresanfang ist der Aktienkurs von knapp 200 bis auf 172 Dollar weggebrochen. iTunes bekommt zunehmend Konkurrenz durch den Online-Musikshop von Amazon.com mit kopierschutzfreier Musik. Um die zu hören, braucht man keinen iPod mehr, die läuft überall. Eine Preissenkungsrunde beim neuen iPhone nach nur wenigen Wochen hatte viele Kunden schwer verärgert. Apple zahlte daraufhin Altkunden einen Teil des Kaufpreises zurück, aber das Misstrauen ist geblieben.

Die Analysten von UBS sehen auf zwölf Monate ein Kursziel von 235 Dollar und weisen dabei vor allem auf eine drastisch bessere Marktdurchdringung Apples hin. Die Kette Best Buy – sozusagen die „Saturn“-Märkte Amerikas – hatte zuvor auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas angekündigt, die Zahl der Filialen mit Apple-Computerverkauf von knapp 240 bis Februar 2009 auf 500 zu erweitern. Das hilft Apple aus dem Nischenimage zu entkommen. Der Absatz von Mac-Computern wächst bereits wieder stärker als der Gesamtmarkt. (HB)

Axel Postinett

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