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Zukunft mit Wiese - The Crystal heißt das Siemens-Schauprojekt zum Städtebau.

© promo

Infrastruktur: Siemensstadt in London

Vor einem Jahr gründete Siemens den Bereich Infrastruktur und Städte. Der futuristische Bau „The Crystal“ zeigt die Zukunft der Metropolen. London hat der Technologiekonzern mit gutem Grund gewählt.

Der Kristall mit den scharfen Kanten glitzert in der Sonne. Er ist 18 Meter hoch, 45 Meter breit, 88 Meter lang und auf seiner silbernen Glasfront spiegelt sich die Themse. Das Dach ist bedeckt mit Solarmodulen. Der futuristische Bau im Londoner Eastend, dessen Architektur einem Kristall nachempfunden ist, beherbergt das erste Zentrum für nachhaltige Stadtentwicklung, das Siemens-Chef Peter Löscher am Mittwoch eröffnet hat.

„The Crystal“ soll ein Schaufenster sein, Treffpunkt, Technologie- und Innovationszentrum. Hierher will Siemens Bürgermeister, Stadtplaner und Architekten aus aller Welt einladen, um ihnen Lösungen für ihre Probleme anzubieten – und mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Gemeinsam mit seinen Kunden will das Unternehmen hier Konzepte für die Zukunft von Städten entwickeln – vor allem für eine umweltverträgliche Zukunft.

Vor knapp einem Jahr gründete Siemens den neuen Bereich Infrastruktur und Städte, in dem das Unternehmen all die Geschäftsfelder zusammengefasst hat, die für Städte relevant sind, darunter: Gebäudetechnik, Verkehrs-, Transport- und Logistik-Management sowie Schienenfahrzeuge. Mit etwa 87 000 Mitarbeitern machte der Bereich zuletzt einen Jahresumsatz von 16 Milliarden und einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro.

Und das Unternehmen sieht noch viel Potenzial: Städte seien die Motoren der Weltwirtschaft, sagte Siemens-Chef Löscher. Sie stehen für rund 80 Prozent der weltweiten Wertschöpfung, aber hier entstehen auch bis zu 70 Prozent der Treibhausgase. 2030, so schätzen Experten, werden fünf Milliarden Menschen in Städten leben. Der weltweite Markt, der für Siemens relevant ist, hat nach Einschätzung des Unternehmens ein Volumen von 300 Milliarden Euro pro Jahr.

„Weltweit investieren Städte in die Verbesserung ihrer Wasserversorgung, ihrer Stromnetze, Verkehrssysteme und Gebäude-Infrastrukturen“, sagte Siemens- Vorstand Roland Busch, der den Bereich führt. „,The Crystal' wird uns in diesem Wachstumsmarkt dabei unterstützen, den Dialog mit unseren Kunden noch intensiver zu führen.“

„The Crystal“ sei eines der grünsten Gebäude der Welt, sagt das Unternehmen. Demnach verbraucht es 50 Prozent weniger Energie und stößt 65 Prozent weniger Kohlendioxid aus als vergleichbare Bürokomplexe. Beheizt und gekühlt wird der Bau mit erneuerbaren Energien, die Fotovoltaikanlage auf dem Dach deckt rund 20 Prozent des Strombedarfs, daneben gibt es Erdwärmepumpen, für die Wasserversorgung wird Regenwasser genutzt. „Im gesamten Gebäude geht kein einziger Tropfen Wasser verloren, alles kann wiederaufbereitet oder wiederverwendet werden“, wirbt Siemens. Autark ist das Gebäude allerdings nicht, gibt Siemens-Vorstand Busch zu. „Das hätte das Budget gesprengt.“ Im Gebäude sind ein Konferenzzentrum, Büroräume und eine Ausstellung untergebracht, letztere ist auch für das Publikum zugängig.

Bürgermeister Boris Johnson nennt „The Crystal“ in seiner Video-Botschaft eine neue Attraktion für London. 35 Millionen Euro hat Siemens investiert, das Grundstück von der Stadt geleast. Bis vor wenigen Jahren waren die Royal Docks im Londoner Eastend eine verödete Gegend. Doch Londons Bürgermeister hat sich vorgenommen, hier grüne Technologieunternehmen anzusiedeln. Dem Kristall gegenüber stehen moderne Wohnhäuser und historische Kräne, mitten in der Themse läuft sogar eine Wasserskianlage.

Siemens hat London mit gutem Grund gewählt. Seit mehr als fünf Jahren arbeite das Unternehmen mit der Stadt zusammen, sagt Siemens-Vorstand Busch. „Hier können wir unsere Technologie zeigen.“ Zudem sei die britische Metropole für viele Kunden eine Reise wert. Siemens hat hier unter anderem das Mautsystem für die Innenstadt installiert, Regionalzüge für den Heathrow-Express geliefert sowie Hybridbusse für die City. London ist der größte städtische Kunde von Siemens, dann folgen München, Rhein-Ruhr, Berlin und New York. Insgesamt will das Unternehmen im laufenden Jahr 850 Millionen Euro mit seinen zehn größten Städtekunden umsetzen.

Dass Metropolen überall auf der Welt klamm sind, sieht Busch nicht als Nachteil, sondern als Chance. „Wir zeigen den Städten, wie sie sparen können.“ In Berlin etwa übernimmt Siemens die energetische Sanierung von städtischen Gebäuden und finanziert das auch. Die daraus resultierenden Einsparungen teilen sich Siemens und die Stadt dann auf.

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