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Frauen fehlen

© Kleist-Heinrich

Innovationskraft: In Deutschland fehlen die Frauen

Die Empfehlung des DIW ist eindeutig: "Frauen entfesseln!". Nur so könne Deutschland innovativer werden. Die Innovationskraft in Deutschland sei nämlich nur mittelmäßig, urteilt das DIW.

"Frauen entfesseln!" So lautet eine Empfehlung der Forscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), um Deutschland innovativer zu machen. Noch gebe es vergleichsweise große Ressentiments gegen berufstätige Frauen, kritisieren sie. "In unserem Land mangelt es an Akademikern, in den Unternehmen herrscht Fachkräftemangel und der Nachwuchs ist zudem auch noch schlechter ausgebildet als in anderen Ländern", schreiben die DIW- Experten im Innovationsindikator Deutschland 2008, den der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Deutsche Telekom Stiftung am Dienstag in Berlin vorstellten.

Das Ranking hat das DIW zum vierten Mal erstellt. Es vergleicht anhand verschiedener Indikatoren wie etwa Forschungsausgaben, Patentanmeldungen oder auch des gesellschaftlichen Innovationsklimas die Innovationskraft der 17 führenden Industrienationen. Maximal konnte ein Land im jeweiligen Teilindikator sieben Punkte erreichen. Im Gesamtergebnis (siehe Grafik) kommt Deutschland erneut auf Rang acht. Um den Wohlstand des Landes zu erhalten, müsse Deutschland um einen Platz in der Spitzengruppe kämpfen, sagte BDI-Präsident Thumann. Doch: "Deutschland hat sich nicht nur nicht verbessert, der Abstand zum Spitzenreiter Schweden hat sich sogar vergrößert", konstatierte der frühere Außenminister Klaus Kinkel (FDP), der jetzt Vorsitzender der Deutschen Telekom Stiftung ist. "Bildung ist erneut die größte Schwachstelle." Deutschland sei hier im internationalen Vergleich vom einem schlechten Platz 13 sogar auf den alarmierenden Rang 15 abgerutscht.

Das DIW bezeichnete das hiesige Bildungssystem als "kaum wettbewerbsfähig". Doch es fehle eben nicht nur an Akademikernachwuchs, es würden auch zu wenige Frauen am Innovationsprozess teilnehmen. Hochqualifizierte Frauen würden vorwiegend im Bereich der weniger innovativen öffentlichen Dienstleistungen (Gesundheit, Bildung, Soziales) beschäftigt, stellte das DIW fest. Daher gebe es erhebliche ungenutzte Potenziale, die es für den Innovationsprozess zu mobilisieren gelte. "Wir spielen mit der Hälfte der Mannschaft auf der Reservebank", kritisierte Kinkel.

Wer innovativ ist und weltweit einzigartige Produkte anbietet, hängt weniger von der konjunkturellen Entwicklung ab und sei befähigt, sich auch im Abschwung zu behaupten. So jedenfalls sieht es BDI-Präsident Thumann. Daher müsse Deutschland deutlich mehr Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben. "Gerade unter den schwieriger werdenden Bedingungen brauchen wir dringend gezielte steuerliche Anreize, damit Unternehmen mehr in Forschung investieren." Nach heutigem Stand werde Deutschland das 2002 auf dem EU-Gipfel beschlossene Ziel, bis zum Jahr 2010 mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung zu investieren, nicht erreichen.

Als weitere gravierende Schwäche neben dem Bildungssystem identifizierten die DIW-Forscher die Finanzierung von Innovationen. Im internationalen Vergleich kämen die Unternehmen hier zu Lande nur schwer an Risikokapital und Gründerkredite. Deutschlands größte Stärke hingegen bleibe die Hochtechnologie. Die Fahrzeug- und Maschinenbauer sowie die Hersteller von Elektrotechnik könnten sich mit ihren Innovationen auf den Weltmärkten häufig gegen die ausländische Konkurrenz durchsetzen.

Gezielte steuerliche Anreize, wie es sie in anderen Industrieländern bereits gebe, seien ein Mittel, Deutschlands Innovationskraft zu stärken, sagte BDI-Präsident Thumann. Sein Vorschlag: Unternehmen sollten zehn Prozent ihrer Ausgaben für Forschung und Entwicklung direkt von der Steuer abziehen können.

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