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Wirtschaft: Ins Labor oder die Politik

Naturwissenschaftler sind in vielen Branchen geschätzt. Als Physikerin kann man es sogar bis zur Bundeskanzlerin schaffen, wie Angela Merkel gezeigt hat

Die gute Nachricht zuerst: Die Jobchancen für Naturwissenschaftler sind sehr gut. Und der Bedarf an Fachleuten aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) wird in den nächsten 15 Jahren noch kräftig steigen, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt.

Wer Chemiker oder Biologe werden will, hat dennoch keinen leichten Weg vor sich: Das Studium ist hart, und viele brechen ab. Danach heißt es, bei der Jobsuche flexibel zu sein. Denn die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.

Viele haben ein falsches Bild von Naturwissenschaftlern – sie sehen sie als „einsame, etwas verwirrte Forscher, die alleine in ihren Laboren wirken“, sagt Frank Stäudner vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft in Essen. Auch Forscher seien jedoch Teamplayer. Vor allem aber gebe es zahlreiche Beschäftigungsfelder für solche Fachkräfte. „Sie arbeiten im Marketing, in Unternehmensberatungen, als Journalisten, in Kanzleien oder im Controlling“, erklärt Stäudner, der selbst promovierter Physiker ist. Bei Absolventen in seinem Fachgebiet ist das besonders auffällig: Nur ein Viertel von ihnen arbeitet tatsächlich als Physiker, erklärt Lutz Schröter, Vorstandsmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Bad Honnef. Er ist nach vielen Stationen inzwischen im Finanzcontrolling bei Volkswagen gelandet.

Bei der Stellensuche haben Naturwissenschaftler eher wenige Probleme: „Unter den MINT-Fachkräften herrscht praktisch Vollbeschäftigung“, sagt Stäudner. Fachidioten sind allerdings auch in diesem Bereich nicht gefragt – beim Berufseinstieg ist es daher wichtig, neben dem Abschluss zum Beispiel Praktika vorweisen zu können. Sie gehörten in etlichen Studiengängen aber ohnehin mittlerweile zum Standard, erläutert Kerstin Elbing vom Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland.

Zudem sollten sich die Studenten auf Job- und Fachmessen umsehen, rät Elbing. An größeren Universitäten gebe es ebenfalls Veranstaltungen für Absolventen auf Stellensuche. Wer eher im wissenschaftlichen Bereich arbeiten will, sollte sich Fachverbänden anschließen und dort Kontakte knüpfen. „Bis vor einigen Jahren wurden die Physikabsolventen noch von den Unis abgeworben“, erklärt Schröter. Das sei zwar inzwischen nicht mehr der Fall. Leer gehen dennoch nur wenige Absolventen aus: Die Arbeitslosenquote liege bei zwei bis vier Prozent.

Auch sonst sprechen die Zahlen für ein naturwissenschaftliches Studium: Laut dem Hochschul-Informations-System (HIS) finden je nach Abschlussjahr und Fach zwischen 70 und 90 Prozent der MINT-Absolventen nach spätestens einem Jahr eine reguläre Beschäftigung. Im Schnitt aller Absolventen liegt der Anteil mit 50 Prozent deutlich niedriger.

Der der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat einen hohen Bedarf an Naturwissenschaftlern berechnet: Danach verlassen derzeit jedes Jahr gut 20 000 weniger von ihnen die Hochschulen in Deutschland als nötig. So sei bis 2020 mit jährlich etwa 90 000 Absolventen in diesen Fächern zu rechnen – bis zu 113 000 würden aber gebraucht. dpa

www.mintzukunftschaffen.de

www.dpg-physik.de

http://dpaq.de/i2WeV

Britta Schmeis

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