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Wirtschaft: Insel in Not

Zypern fehlt das Geld für die Bankenrettung.

Athen - Zypern gerät immer stärker in den Strudel der Griechenland-Krise. Da die zyprischen Banken wegen des Schuldenschnitts im benachbarten Griechenland Milliardenverluste erlitten haben, muss die Regierung in Nikosia nun wahrscheinlich unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen. Ein entsprechender Antrag könnte schon am Wochenende kommen. „Die Sache ist dringend“, stimmte Zyperns Finanzminister Vasos Shiarly jetzt die Öffentlichkeit auf den bevorstehenden Notruf ein.

Nach einer Vorgabe der Europäischen Bankenaufsicht müssen Zyperns Banken bis Ende Juni rekapitalisiert werden. Mit eigenen Mitteln wird das Land diesen Kraftakt aber nicht stemmen können: Der Kapitalaufwand ist zu groß. Neue Schulden kann Zypern zudem nur schwerlich aufnehmen: Wegen schlechter Ratings ist das Land bereits seit über einem Jahr praktisch von den Finanzmärkten ausgeschlossen.

Bisher zögerte Präsident Dimitris Christofias EU-Hilfskredite zu beantragen. Er fürchtet, dass die EU im Gegenzug von ihm Einsparungen im aufgeblähten, zyprischen Beamtenapparat und Korrekturen in der Steuerpolitik verlangt. So besteuert Zypern Unternehmensgewinne mit niedrigen zehn Prozent.

Ende 2011 nahm Christofias bereits einen russischen Rettungskredit von 2,5 Milliarden Euro auf. Das Geld deckt nur den laufenden Finanzbedarf dieses Jahres und reicht nicht für die Bankenrettung. 2013 muss Zypern überdies weitere 2,2 Milliarden Euro auftreiben, um fällige Staatsanleihen zu tilgen. Am Gang unter den EU-Rettungsschirm dürfte deshalb kein Weg vorbeiführen. Es sei denn, Finanzminister Shiarly kann sich das Geld anderweitig besorgen. Es gibt Gerüchte, dass Nikosia mit China über einen Kredit verhandelt. Gerd Höhler

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