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Insider-Verdacht: Disney-Sekretärin verkauft Interna für Handtasche

Der Stoff ist filmreif: Für den Traum von Luxus-Handtasche und teuren Schuhen bietet eine Angestellte Quartalszahlen des Disney-Konzerns vorab zum Kauf an. Statt einem sorglosen Leben könnten sie und ihren Freund nun 20 Jahre hinter Gittern erwarten.

Eine Disney-Sekretärin und ihr Freund sollen versucht haben, Quartalszahlen des Unterhaltungsriesen vorab zu verkaufen. Es geht um Liebe, den Traum von einer Designer-Handtasche und nahezu rührende Naivität. Am Ende geriet das glücklose Pärchen an einen verdeckten Ermittler und wurde nun festgenommen. Den beiden drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis.

Die 33-jährige Frau arbeitete im Büro der Disney- Kommunikationschefin und konnte deshalb an aktuelle Quartalszahlen kommen, bevor sie veröffentlicht wurden. Der sogenannte Insiderhandel, bei dem Aktien auf Grund firmeninterner Informationen gekauft oder verkauft werden, ist streng verboten, kommt jedoch immer wieder vor. Erst vor kurzem flog ein großer Ring von Insiderhändlern um einen milliardenschweren Hedgefonds-Manager auf. Das ungewöhnliche an dem neuen Fall ist jedoch, dass nicht Profis in diskreten Hotelräumen klüngelten, sondern sich blutige Amateure in das fremde Börsen-Milieu wagten.

Die Geschichte fing den Unterlagen der Ermittler zufolge damit an, dass der 29-jährige Freund der Sekretärin Anfang März von einer anonymen E-Mail-Adresse aus 33 Finanzfirmen wie zum Beispiel Hedgefonds die Disney-Zahlen anbot. „Ich werde Zugang zu Disneys Quartalszahlen vor deren Veröffentlichung am 3. Mai haben. Ich kann sie zu einem Preis zur Verfügung stellen, den wir später festlegen können“, schrieb er demnach.

Statt auf das Angebot einzugehen, meldeten zahlreiche Hedgefonds die E-Mail an die Börsenaufsicht SEC. Daraufhin nahmen Agenten der Bundespolizei FBI Kontakt zu dem Freund der Sekretärin auf und tarnten sich als Interessenten. Schließlich gab es ein persönliches Treffen in New York, bei dem der Mann 15.000 Dollar einstrich und den Ermittlern erzählte, dass seine Freundin bei Disney arbeite.

E-Mail-Wechsel, die die SEC ausführlich zitiert, zeichnen ein Bild von kleinen Leuten auf der Suche nach den großen Geld. „Das ist die Tasche, die Du mir kaufen kannst“, schreibt die Sekretärin ihrem Freund mit dem Internet-Link zu einem Bild. Die Tasche ist von Paul McCartneys Tochter Stella entworfen, Preis: Um die 700 Dollar. Er prahlt: „Vielleicht kann ich auch zwei davon kaufen.“ Sie: „In diesem Fall gefallen mir noch diese Schuhe.“

Als sich die Zahlenveröffentlichung näherte, wurde der Mann immer ungeduldiger und bombardierte seine Freundin fast im Stundentakt mit E-Mails. Sie beschwichtigte, warb um Geduld und flötete zwischendurch: „Ich wünschte, Du könntest jeden Tag mit mir zur Arbeit kommen.“ Ein Nebeneffekt der Affäre sind Spekulationen, Disney-Chef Robert Iger habe den Verkauf der Fernsehkette ABC sondiert. Das hatte jedenfalls der Mann den verdeckten Ermittlern als weiteren Schnipsel vertraulicher Informationen erzählt. Disney wies das am Mittwoch zurück.

Die Sekretärin wurde US-Medienberichten zufolge am Mittwoch gegen eine Kaution von 50.000 Dollar auf freien Fuß gesetzt, ihr Freund blieb in Untersuchungshaft. (sf/dpa)

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