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Insolventes Unternehmen: Arcandor steht vor der Zerschlagung

Der Arcandor-Vorstand sucht nicht mehr nach einem Investor für das insolvente Handels- und Touristikunternehmen. Der Quelle-Betriebsratschef rechnet mit Stellenabbau.

Düsseldorf - Das insolvente Handels- und Touristikunternehmen Arcandor steht offenbar unmittelbar vor der Zerschlagung. Knapp drei Wochen vor der erwarteten Eröffnung des Insolvenzverfahrens beendet der Vorstand die Suche nach einem Investor für den Gesamtkonzern. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Chancen, einen neuen Großinvestor zu finden, der die Fortführung des Konzerns ermöglicht, würden als äußerst gering eingestuft, hieß es zur Begründung. Der Fokus liege jetzt auf der Investorensuche für Karstadt und Primondo mit dem Versandhaus Quelle. Die Touristiksparte Thomas Cook ist nicht von der Insolvenz betroffen.

Mit den angekündigten Einzelverkäufen zerschlägt sich die Hoffnung von Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick, den Gesamtkonzern retten zu können. In einer Pressemeldung versicherte er dennoch, den vorläufigen Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg beim Verkauf der Einzelunternehmen „nach besten Kräften“ zu unterstützen, „solange dies sinnvoll erscheint“. Eick hatte den mehr als 40 000 betroffenen Beschäftigten nach dem Insolvenzantrag im Juni versprochen, bis Mitte August einen Investor suchen. Die Chancen schwanden jedoch zusehends. Deshalb feilte der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg bis jetzt an einem Konzept, das auf eine Einzelverwertung der Tochterfirmen hinausläuft.

Was eine mögliche Zerschlagung von Arcandor für die persönliche Zukunft von Eick bedeutet, ist völlig offen. Ein Vertrauter Eicks sagte der Nachrichtenagentur Reuters: „Wenn man keinen Investor für den Gesamtkonzern findet, hat auch ein Vorstandschef für den Gesamtkonzern keinen Sinn mehr.“

Vor allem bei Quelle drohen nun harte Einschnitte. Während der Hamburger Konkurrent Otto sich für die kleinen Primondo-Töchter und die Filialen von Karstadt-Sport interessiert und der Metro- Konzern rund 60 der 90 Karstadt-Häuser übernehmen würde, hat sich für den Universalversender Quelle, der tief in den roten Zahlen steckt, noch kein Investor offenbart.

Der Chef des Quelle-Betriebsrats, Ernst Sindel, rechnet mit tiefen Einschnitten bei der Belegschaft. „Jeder, der denkt, die Sanierung von Quelle ginge ohne massiven Abbau von Arbeitsplätzen, ist ein Phantast“, sagte Sindel dem Tagesspiegel. Über die Zahl der zu erwartenden Stellenstreichungen äußerte er sich nicht. Heute will Görg die Quelle-Belegschaft in Nürnberg über die Eckpunkte seines Sanierungsplans informieren.

Ohne Partner sieht Sindel keine Chance für das Versandhaus. „Wir brauchen einen Investor zum Überleben“, sagte er. Bisher sei jedoch keiner gefunden worden. Durch eine Abtrennung von Arcandor und Karstadt sieht Sindel keine Nachteile für Quelle – im Gegenteil. „Das hat nie so richtig funktioniert“, sagte der Betriebsrat. Der Zusammenschluss von Karstadt und Quelle im Jahr 1999 sei ein strategischer Fehler gewesen. Das Tagesgeschäft läuft unterdessen nach Sindels Worten wieder weitgehend normal und zufriedenstellend. Allerdings sei der durch die verspätete Katalog-Auslieferung entstandene Rückstand nur schwer aufzuholen. Der Katalog konnte vor gut einem Monat erst mit einem staatlichen Massekredit in Höhe von 50 Millionen Euro gedruckt und damit Quelle vorläufig gerettet werden. David C. Lerch

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