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Wirtschaft: Insolvenz …

Eine Sanierung im Insolvenzverfahren ist schwierig. Spielt General Motors mit und gibt es einen Investor? Wie verhalten sich Kunden, Lieferanten und Händler?

Ein Insolvenz kann eine Chance sein, sagen manche Politiker. Wirklich? Die meisten Firmen überleben das Insolvenzverfahren nicht, eine erfolgreichen Sanierung ist die Ausnahme. Doch der Reihe nach. Im konkreten Fall wären vom Insolvenzverwalter erstmal die Fakten zu klären: Was gehört Opel? Fabriken? Patente? Sind Löhne und Gehälter gezahlt worden und die Sozialversicherungsbeiträge für die 26 000 Opel-Mitarbeiter? Dann wird Insolvenzgeld bei der Bundesagentur für Arbeit beantragt; die BA übernimmt für drei Monate die Lohnkosten, damit die Firma weiterarbeiten kann. Diese drei Monate sind entscheidend: Wenn in der Zeit kein Investor gefunden wird und überhaupt die Sanierungsfähigkeit nicht festgestellt wird, dann ist das Überleben kaum noch zu schaffen. Nach den drei Monaten wird dann normalerweise das Insolvenzverfahren eröffnet und das Unternehmen zerlegt.

Bei Opel hängt viel von der weiteren Entwicklung der Mutter General Motors (GM) ab. Solange die Mutter solvent ist, kann auch Opel seine Verbindlichkeiten zahlen. Doch wenn GM das amerikanische Insolvenzrecht („Chapter 11“) in Anspruch nimmt, „hat Opel sofort kein Geld mehr“, sagt Christian Köhler-Ma, Insolvenzverwalter in Berlin. Spätestens, wenn GM unter Chapter 11 saniert wird, muss Opel von der Mutter getrennt sein, sonst kommen Sanierungshilfen hierzulande eher der Mutter in den USA zugute. Es kann sein, dass GM auch im Rahmen des Chapter-11-Verfahrens bereit ist, Opel zu helfen. Das ist sogar naheliegend, denn GM wird voraussichtlich bei Opel beteiligt bleiben. Im Gespräch sind Anteile von 20 bis 50 Prozent. Die Mehrheit an Opel müsste der neue Investor übernehmen. So läuft es idealtypisch im Insolvenzverfahren: Ein Investor kommt, bringt frisches Geld mit, übernimmt die Firma. Und saniert.

Das Trio aus Insolvenzverwalter, Investor und Betriebsrat stellt das Unternehmen neu auf. In der Regel über ein verändertes Geschäftsmodell und mit reduzierten Kapazitäten. Konkret heißt das womöglich Werksschließungen, fast immer steht der Abbau von Arbeitsplätzen auf dem Programm. Bis das Verfahren komplett abgeschlossen ist, können viele Monate vergehen.

Im Fall Opel ist aber keine Zeit da. Bei einem sensiblen Konsumgut wie dem Auto würde im Insolvenzfall mit Sicherheit der Absatz abstürzen. Und damit die Grundlage für eine erfolgreiche Sanierung entfallen. „Dann schickt man die Leute nach Hause“, sagt Köhler-Ma. Und die Vermögenswerte werden versteigert. Das war’s dann.

Von einem „Sterben auf Raten“ spricht Aleksej Wunrau von der BHF Bank. Spätestens nach dem Auslaufen des jetzigen Modellzyklus sei Opel tot. Denn das Geld für Neuentwicklungen fehlt; auch deshalb, weil Opel nicht groß genug ist. „Zwei Millionen Autos reichen nicht, um die Kosten zu verteilen“, sagt Wunrau. Opel baut weniger als zwei Millionen Autos. Wenn die Insolvenz läuft, befürchten die Kunden womöglich den Ausfall von Garantien und kaufen andere Autos. Das verschärft die Lage.

Und was ist mit dem Investor? Wunrau kann keinen entdecken. Wegen der Überkapazitäten, die auf rund 20 Prozent geschätzt werden, dürfte sich kaum jemand die Opel-Werke ans Bein binden wollen. Schließlich die Händler und Zulieferer. Wenn Opel im Insolvenzverfahren steckt, gibt es die Teile von den Lieferanten nur noch gegen Vorkasse. Und die Händler werden womöglich versuchen, auf andere Marken umzusteigen, also andere Autos zu verkaufen. Das wird aber auch schwierig, weil es zu viele Händler gibt. Überall Überkapazitäten. Das Ende von Opel wäre also eine „Marktbereinigung“ – zur Freude der Konkurrenten.

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