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Insolvenz: Alles muss raus

Bei Quelle beginnt am Sonntag der Ausverkauf von 18 Millionen Restposten. Im Internet gibt es Prozente auf viele Artikel, bei den Angestellten gab es Tränen.

München - Der Ausverkauf bei Quelle kann beginnen. Der insolvente Versandhändler will von diesem Sonntag an noch 18 Millionen Waren an die Kunden bringen. In letzter Minute gelang es, den Paketversender DHL wieder zu beschäftigen. „Wir fahren den Service wieder hoch“, versprach Post-Chef Frank Appel. Nachdem DHL seine Dienste kurzfristig gestoppt hatte, sei nun sichergestellt, dass die Post-Tochter bezahlt werde. Dem in die Kritik geratenen Quelle-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg war es gelungen, die nötigen Gelder zu beschaffen, um die DHL-Rechnungen zu bezahlen.

„Hier wird ein Großkonzern abgewickelt“, sagte der Chef der Nürnberger Regionaldirektion für Arbeit, Rainer Bomba. Bei der größten Entlassungswelle Deutschlands binnen einer Woche hätten sich bis Freitag abend 3550 Menschen arbeitslos gemeldet. Mit weiteren bis zu 600 Nachmeldungen rechnet Bomba in den kommendenTagen. Die eigens im Nürnberger Quelle-Versandzentrum eingerichtete Außenstelle müsse man zum Wochenende schließen.

„Das Gebäude wird geräumt, Licht und Heizung abgestellt“, schilderte Bomba die Lage. Für etwa die Hälfte der Quelle-Beschäftigten sieht er gute Chancen für neue Jobs. Knapp 1000 Vermittlungsvorschläge habe sein Amt bereits gemacht. Nun müssten sich die Arbeitslosen bewerben. Bayernweit und über die Landesgrenzen hinaus gebe es eine Fülle von Angeboten, die allerdings nicht immer zur Nachfrage passten. Allein in der Region um Nürnberg/Fürth gebe es noch rund 10 000 offene Stellen.

Insgesamt hätten die 150 im Quelle- Gebäude zusammengezogenen Mitarbeiter der Arbeitsagentur ein Chaos verhindert. Jeder arbeitslose Quelle-Mitarbeiter werde im November pünktlich seine Lohnersatzleistungen erhalten. Das gekündigte Quelle-Personal sei größtenteils gefasst und gut vorbereitet zur Vermittlung erschienen. Es habe aber auch Tränen gegeben. Auch die fünf Psychologen vor Ort seien gefragt gewesen. „Ganze Familien waren teils bei Quelle beschäftigt und stehen nun zwei Monate vor Weihnachten vor dem Nichts“, sagte Bomba von der Arbeitsagentur.

Unklarheiten über den Abverkauf der 18 Millionen Restposten und die Zahl dafür benötigter Mitarbeiter hat unterdessen die Kritik des Betriebsrats und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi provoziert. Einige Betroffene hätten erst wenige Stunden vor ihrem Ausscheiden erfahren, dass sie ab Montag nicht mehr benötigt würden, sagten Betriebsräte. Andere hätten am Freitagnachmittag noch nichts gewusst, ergänzte Bomba. „Das hätte besser klappen können“, meinte er. Der Insolvenzverwalter ließ indes mitteilen, dass von den rund 7000 Beschäftigten der gesamten Primondo-Gruppe etwa 4300 Mitarbeiter im gesamten Bundesgebiet noch für den Abverkauf nötig seien.

Dieser ist auf vier bis sechs Wochen angelegt, sagte ein Sprecher Görgs. Vertrieben werden die Restposten über das Internet (www.quelle.de), die noch bestehenden Quelle-Technik-Center und in den bundesweit 1200 Quelle-Shops. Am Sonntagmorgen soll der Online-Ausverkauf um 6 Uhr beginnen, dann wird die überarbeitete Internetseite freigeschaltet. Die Rabatte habe man auf 30 Prozent für Mode, 20 Prozent für Möbel und zehn Prozent für Technik festgelegt. „Die Logistik steht“, betonte der Sprecher. Etwa die Hälfte der Restposten besteht aus Bekleidung.

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