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Der Drogerie-Riese Schlecker will sich durch eine Planinsolvenz sanieren - dazu müssen aber die Gläubiger mitspielen.

© dpa

Insolvenz offiziell beantragt: Schlecker will Sanierung in Eigenregie

Die angeschlagene Drogeriemarktkette hat am Montag wie erwartet offiziell Insolvenz beantragt. Einer der wichtigsten Gläubiger hat bereits Bedenken angemeldet, zehntausende Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze.

Schlecker setzt mit seinem Insolvenzantrag auf harte Einschnitte, um das Unternehmen wieder auf gesunde Füße zu stellen. Der am Montag ans Amtsgericht Ulm gefaxte Insolvenzantrag sei als solcher schon wirksam, sagte der Gerichtssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Sämtliche weitere Angaben von Seiten des Unternehmens hätten dem Gericht zunächst noch nicht vorgelegen. Je nachdem, wann Schlecker die fehlenden Unterlagen nachliefere, könne noch im Laufe des Montags über den Antrag entschieden werden.

Dem Papier zufolge plane Schlecker, seine Insolvenz „offensichtlich in Eigenverwaltung“ zu durchlaufen, sagte der Gerichtssprecher weiter. Ein Insolvenzverwalter solle dann nur begleitend tätig werden. Bei einem solchen, „Planverfahren“ genannten Vorgehen können Gesellschafter und Management weiter über das Unternehmen bestimmen. Die Gläubiger müssten freiwillig auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Das Unternehmen hatte bereits am Freitag mitgeteilt, einen Antrag auf eine solche Planinsolvenz stellen zu wollen. Mit dem Einkaufsverbund Markant hegt laut einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ (Montagsausgabe) jedoch einer der wichtigsten Gläubiger Vorbehalte gegen die Insolvenz in Eigenverwaltung. Der Verbund habe dem Ulmer Gericht bereits seine Bedenken signalisiert, berichtete die Zeitung.

Die Gewerkschaft Verdi sprach sich hingegen für ein solches Verfahren aus. Eine Planinsolvenz sei „möglicherweise besser, weil sie auf den Fortbestand des Unternehmens ausgerichtet ist“, sagte die Verdi-Handelsexpertin Stefanie Nutzenberger der „Passauer Neuen Presse“ (Montagsausgabe). „Ziel ist auf jeden Fall der Fortbestand des Unternehmens und daran ausgerichtet der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze“, sagte Nutzenberger der Zeitung.

Zwei führende deutsche Insolvenzverwalter äußerten sich laut „FTD“ jedoch skeptisch. „Die Gläubiger werden nur zum Verzicht bereit sein, wenn auch die Eignerfamilie einen erheblichen Beitrag leistet“, sagte einer der beiden Juristen, die anonym bleiben wollten. Die Eignerfamilie Schlecker könnte somit die Kontrolle über das Unternehmen verlieren - im Extremfall könnte es zerschlagen werden.
Die Drogeriemarktkette hatte am Freitag angekündigt, Insolvenz zu beantragen, um damit unter Gläubigerschutz den laufenden Unternehmensumbau fortzusetzen. Der Geschäftsbetrieb solle unverändert weiterlaufen, die Zahlung der Gehälter für die Mitarbeiter sei über das Insolvenzausfall-Geld gesichert.

Schlecker macht seit mindestens drei Jahren Verluste. Zuletzt hatte der Drogerie-Rise weit mehr als 1000 Filialen geschlossen und mit sinkenden Umsätzen und Verlusten zu kämpfen. Mitte 2011 verfügte die Kette nach eigenen Angaben noch über rund 7500 Drogeriemärkte in Deutschland. In ganz Europa gab es demnach etwa 11.000 Filialen. Die Zahl der Mitarbeiter gab Schlecker europaweit mit rund 47.000 an, davon laut der Gewerkschaft Verdi mehr als 30.000 in Deutschland.

Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist, hat Schlecker weitreichende Möglichkeiten, etwa auf Mietminderungen und den Abbau von Stellen hinzuwirken. Allerdings gibt es aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi offene rechtliche Fragen. (AFP, dpa)

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