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Insolvenz: Qimonda macht deutschen Mitarbeitern Hoffnung

Der marode Speicherchiphersteller Quimonda schließt sein Werk in den USA - und stärkt seinen Standort im sächsischen Dresden. Damit steigen die Chancen auf der Suche nach neuen Investoren.

Der insolvente Speicherchip-Hersteller Qimonda opfert im Überlebenskampf sein veraltetes US-Werk in Richmond. Betroffen seien rund 1500 Mitarbeiter, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in München mit. Qimonda setzt damit voll auf den Standort Dresden. Von dort sollen Kunden künftig verstärkt mit Chips beliefert werden. "Dieser Schritt ist unerlässlich, um die Effizienz der Produktion zu verbessern", sagte Qimonda-Vorstand Thomas Seifert. Seiner Ansicht nach steigen mit dem Schritt auch die Chancen bei der Suche nach neuen Investoren.

In Richmond im US-Bundesstaat Virginia produziert Qimonda sogenannte Wafer, aus denen später die einzelnen Chips herausgeschnitten werden. Die dort verwendete Technik ist jedoch überholt. Die Umstellung auf Buried Wordline könne in der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Situation nicht finanziert werden, hieß es. In Dresden dagegen, dem Hauptwerk, hat die Umstellung auf die neue Technologie bereits begonnen. Sie verspricht mehr Leistung bei geringeren Produktionskosten.

Bis März muss ein Investor gefunden werden

Rund 1500 Mitarbeiter sind von der Schließung der 300-mm-Fertigung in Richmond im US-Bundesstaat Virginia betroffen. Bereits Ende letzten Jahres hatte Qimonda das Aus für die noch ältere 200-mm-Fertigung und den benachbarten Forschungsstandorts mit zusammen ebenfalls rund 1500 Mitarbeitern verkündet. Insgesamt arbeiten bei Qimonda derzeit noch 12.200 Menschen.

Qimonda hatte Mitte Januar nach monatelangem Kampf gegen fallende Speicherchip-Preise Insolvenz anmelden müssen. Ein staatliches Rettungspaket, an dem sich auch der Mutterkonzern Infineon hatte beteiligen wollen, war letztlich gescheitert. Bis März muss Insolvenzverwalter Michael Jaffe nun einen Investor finden, sonst droht auch den verbliebenen Standorten das Ende.

Neben Richmond und Dresden mit seinen 3200 Mitarbeitern unterhält Qimonda noch eine Endfertigung im portugiesischen Küstenort Vila do Conde nördlich von Porto mit 1800 Beschäftigten. Dorthin werden die Wafer aus den USA und Deutschland transportiert, zu fertigen Speicherchips verarbeitet, getestet und verpackt. In der Münchner Zentrale sind weitere 1200 Mitarbeiter.

Infineon wäre entlastet

Qimonda-Chef Kin Wah Loh und Insolvenzverwalter Jaffé hatten am Montag von Fortschritten bei der Investorensuche berichtet. Es gebe "einige Interessierte an der Rettung". Für Details sei es aber noch zu früh. Qimonda warnte jetzt jedoch ausdrücklich, dass "die Qimonda AG voraussichtlich liquidiert" würde, sollte kein neuer Geldgeber gefunden werden.

Sollte ein Abschluss erzielt werden, würde das auch Infineon entlasten, die noch 77,5 Prozent an Qimonda halten. Der Mutterkonzern fürchtet bei der endgültigen Pleite der Tochter Regressforderungen von Seiten des Staates, von Geschäftspartnern sowie Qimonda- Mitarbeitern und stellte vorsorglich einen nicht näher bezifferten, niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag zurück. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Qimonda bereits für einen Verlust von rund 3 Milliarden Euro gesorgt. Qimonda selbst hat seit zwei Quartalen keine Bilanz mehr vorgelegt. (nal/dpa)

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