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Infineon

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Insolvenz: Qimonda-Pleite trifft auch Infineon

Die Pleite des Speicherchipherstellers Qimonda bringt offenbar auch die bisherige Konzernmutter Infineon in Schwierigkeiten. Das Unternehmen werde Rückstellungen über einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag bilden.

Die Pleite des Speicherchip-Herstellers Qimonda trifft auch den Mutterkonzern Infineon. Durch die Notlage seines Ablegers mit dem Hauptwerk in Dresden drohen dem tief in der Verlustzone steckenden Münchner Halbleiterkonzern nach Informationen des "Spiegels" weitere Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe, so für Abfindungen, Kartellverfahren oder die Rückzahlung von öffentlichen Fördermitteln. Dies dürfte die ohnehin angespannte Finanzlage bei Infineon weiter verschärfen. "Die Belastungen treffen uns, sie sind aber nicht bedrohlich", sagte ein Infineon-Sprecher.

Die vergangene Woche besiegelte Insolvenz der Speicherchip-Tochter Qimonda könnte nach einem Bericht des "Spiegels" mittelfristig auch die Mutter Infineon ins Trudeln bringen. Trotz wochenlanger Rettungsbemühungen musste Qimonda mit weltweit rund 12.000 Beschäftigten am Freitag Insolvenz beantragen. In Deutschland sind durch die Pleite 3200 Arbeitsplätze im größten Werk in Dresden und weitere 1400 Jobs am Firmensitz in München in Gefahr. Die gesamte Chip-Branche leidet unter starkem Preisverfall und spürt voll die Wirtschaftskrise.

Ruhe soll in die Belegschaft kehren

Die Dresdner Mitarbeiter des zahlungsunfähigen Chipherstellers Qimonda sollen an diesem Dienstag auf einer Betriebsversammlung über das Insolvenzverfahren informiert werden. Es solle wieder Ruhe in die Belegschaft gebracht werden, bestätigte der Sprecher von Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Samstag in München einen Bericht der "Sächsischen Zeitung". Dem Sprecher zufolge hat Jaffé drei Monate Zeit, ein Konzept für die Restrukturierung des Unternehmens vorzulegen. In der kommenden Woche seien auch Gespräche mit der sächsischen Regierung geplant.

Infineon werde Rückstellungen über einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag bilden, hatte das Unternehmen am Freitag mitgeteilt. Ein Teil der Lasten soll bereits im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal, das bis Ende Dezember lief, verbucht werden. Der Konzern fürchtet Kartell- und wertpapierrechtliche Verfahren, die eventuelle Rückzahlung öffentlicher Fördermittel sowie Forderungen von Qimonda-Mitarbeitern. Analysten schätzen die Schadenssumme auf bis zu 280 Millionen Euro.

Vor allem durch die hohen Verlusten bei seiner Ex-Sparte Qimonda war das Eigenkapital des Konzerns im vergangenen Geschäftsjahr ohnehin schon um mehr als die Hälfte auf nur noch knapp zwei Milliarden Euro geschrumpft.

Infineon muss Anleihen zurückzahlen und Kredite verlängern

Nach Angaben des Infineon-Sprechers muss das Unternehmen bis 2010 zudem zwei Anleihen zurückzahlen, die insgesamt knapp 700 Millionen Euro ausmachen. Der "Spiegel" berichtete zuvor von insgesamt über 900 Millionen Euro. Zudem müssten Kredite in Höhe von rund 300 Millionen Euro verlängert werden, wie der Sprecher bestätigte.

Das Infineon-Management will die Aktionäre des im Deutschen Aktien-Index (DAX) notierten Unternehmens bei der Hauptversammlung am 12. Februar um eine Kapitalaufstockung bis zu 450 Millionen Euro zu bitten. Doch die dürfte nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei Qimonda vorerst kaum möglich sein, so der "Spiegel". Denn die neuen Hiobsbotschaften haben den Kurs der Infineon-Aktien in den vergangenen Tagen auf unter einen Euro - und damit deutlich unter den für die Kapitalerhöhung nötigen Wert von zwei Euro gedrückt. Am Freitag fielen die Infineon-Papiere am DAX-Ende um fast fünf Prozentt auf lediglich noch 0,68 Euro.

"Bei Qimonda muss es schnell zu einer Lösung kommen", drängte Torsten Thieme vom Vorstand des Halbleiternetzwerks "Silicon Saxony" in Dresden. In dieser Branche werde Vorsprung oder Rückstand in der Entwicklung in Monaten oder gar Wochen gemessen. Die Pleite des Unternehmens könne eine Lawine auslösen. "Qimonda ist ein Knotenpunkt. Da gibt es viele Zulieferer." Er habe von vielen dieser Firmen gehört, dass Entlassungen geplant seien. Im "Silicon Saxony" sind rund 270 Betriebe mit rund 35.000 Beschäftigten zusammengeschlossen, die eigenen Angaben zufolge zusammen rund vier Milliarden Euro jährlich umsetzen. (sgo/dpa)

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