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Insolvenzantrag: Sinn Leffers bestätigt Pleite

Krise bei ehemaligen Karstadt-Quelle-Töchtern: Mit der Hagener Bekleidungskette Sinn-Leffers kämpft nun bereits die dritte ehemalige Tochter des heutigen Arcandor-Konzerns ums Überleben.

Hohe Mietzahlungen für zum Teil in andere Hände übergegangene Immobilien und die Konsumflaute vor allem bei Modeketten machen den neuen Eigentümern zu schaffen. Jetzt muss auch die Bekleidungskette Sinn-Leffers Insolvenz anmelden. Seit Anfang Juli hatten bereits der Textileinzelhändler Wehmeyer sowie die aus kleinen und mittelgroßen Karstadt-Häusern entstandene Warenhauskette Hertie Insolvenz anmelden müssen. Die Sinn-Leffers-Verantwortlichen treten an diesem Donnerstag den Gang zum Gericht an und beantragen ein sogenanntes Insolvenzplanverfahren.

Auch wenn Sinn-Leffers-Geschäftsführer Patrick Feller am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Dortmund um Zuversicht bemüht war, ist die Lage des Hagener Unternehmens mit seinen rund 4100 Beschäftigten angespannt. Nach dem separaten Verkauf der Immobilien durch die ehemaligen Eigentümer haben vor allem hohe Mietzahlungen von bis zu 25 Prozent des Umsatzes das Unternehmen in die roten Zahlen gedrückt. Nun könnte nahezu jeder dritte Arbeitsplatz auf der Kippe stehen. "Je mehr sich die Vermieter bewegen, desto mehr Jobs können wir erhalten", sagte Peter Zühlsdorff vom Sinn-Leffers-Eigentümer DIH. Doch die neuen Vermieter seien weit verstreut und säßen zum Teil sogar im Ausland.

Erst am Vortag hatte die Gewerkschaft Verdi im Fall der ehemaligen Karstadt-Quelle-Tochter Hertie Aufklärung über die Immobilienverhältnisse der von dem britischen Investor Dawnay Day übernommenen Warenhauskette gefordert. Nach Informationen der Gewerkschaft soll der Hertie-Haupteigentümer die in diesem Fall mitübernommenen Immobilien in einer eigenen Gesellschaft in den Niederlanden untergebracht haben. Für die aktuelle Schieflage macht die Gewerkschaft nun vor allem auch die geforderten hohen Mietzahlungen verantwortlich.

Besonders der Textil-Markt steckt in der Krise

Aber auch die sinkende Kauflust vieler Verbraucher und der Konkurrenzkampf mit Discountern sowie Luxus-Anbietern macht vielen der traditionellen Warenhäusern zu schaffen. Vor allem das Geschäft mit Textilien steckt tief in der Krise. In den vergangenen 15 Jahren sei der Umsatz im deutschen Textileinzelhandel um 30 Prozent zurückgegangen, klagte das Sinn-Leffers-Management. Während der Metro-Konzern seine Tochter Kaufhof komplett zum Verkauf gestellt hat, ist auch bei Arcandor die Zukunft von elf weiteren Warenhäusern ungewiss. Bis Ende September soll dort eine Entscheidung fallen.

Bereits vor drei Jahren hatte Sinn-Leffers nach dem Verkauf durch Karstadt-Quelle einen ersten Sanierungsplan beschlossen. Die Beschäftigten erklärten sich zum Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld bereit. Ob die im Gegenzug ausgehandelte Beschäftigungsgarantie bis 2009 Bestand hat, steht nun laut Betriebsrat in den Sternen. Alle Hoffnungen ruhten nun bald auf dem Insolvenzverfahren.

Die Probleme von SinnLeffers sind indes seit Jahren kein Geheimnis mehr: "Es ist nicht so, dass wir nicht gewusst hätten, was wir von Karstadt-Quelle übernehmen", sagte DIH-Chef Zühlsdorff. Mit hochwertigen Marken und einer Reduzierung des Warenbestands um 25 Prozent sei bereits eine neue Strategie entwickelt worden. Bei Musterhäusern im ostwestfälischen Bielefeld und im sauerländischen Menden seien auf diese Weise bereits deutliche Umsatzzuwächse erzielt worden. Bis Frühjahr kommenden Jahres soll die Sanierung geschafft sein. "Wir gehen mit unserem Insolvenzplan davon aus, dass die Firma im Kern gesund ist", sagte Zühlsdorff.

Uta Knapp, Johannes Wagemann[dpa]

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