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Insolvenzen: Mehr Berliner Verbraucher sind pleite

Die Zahl der Insolvenzen in Berlin und Brandenburg ist im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen.

Berlin - Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, gab es im ersten Halbjahr 2010 insgesamt 4003 laufende Insolvenzen in Berlin. Im Vorjahreszeitraum waren es 3765. Dies entspricht einer Zunahme von 6,3 Prozent.

Auch in Brandenburg nahmen die Insolvenzen mit 4,4 Prozent stark zu. Dort wurden 3088 registriert. Im Vorjahr waren es 2959. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen kletterte in Berlin mit 13,5 Prozent besonders auffällig. 2351 Berliner konnten ihre Schulden nicht zurückzahlen. In der Bundeshauptstadt wurden damit zuletzt weniger Bürger zahlungsunfähig als im Bundesdurchschnitt. Hier lag die Wachstumsrate bei 11,6 Prozent. Im Vergleich zu anderen Bundesländern liegt Berlin damit auf dem vierten Platz. Brandenburg ist von Privatinsolvenzen mit einer Zunahme von 2,0 Prozent weniger stark betroffen.

Laut Michael Bretz, Leiter für Wirtschaftsforschung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, ist die Überschuldungstendenz in Städten grundsätzlich höher als in ländlichen Gebieten. Nicht erklären kann er den überdurchschnittlich hohen Anstieg der Verbraucherinsolvenzen in Mecklenburg-Vorpommern, das mit 27,3 Prozent an der Spitze des Ländervergleichs steht. Für Volker Treier, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Berlin, ist die steigende Zahl der Insolvenzen trotz der anziehenden Konjunktur keine Überraschung: „Insolvenzen nehmen immer zu, wenn ein Aufschwung einem Abschwung folgt.“ Vielen Firmen fehle einfach die Liquidität, sie seien „ausgetrocknet“.

Christof Wockenfuß, Konjunkturreferent der IHK Berlin, erklärt den Anstieg der Berliner Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr damit, dass es in Berlin zahlreiche kleinere Unternehmen gebe, die über eine dünne Eigenkapitaldecke verfügten und daher leichter Finanzierungsprobleme bekämen. „Die Zahlen zeigen, dass die Unternehmen nach wie vor Schwierigkeiten haben, Kredite zu bekommen“, so Wockenfuß.

Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes machen Unternehmern jedoch auch Hoffnung. So war die Gesamtzahl der Insolvenzen in Deutschland im Juni mit minus 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Im April sank die Zahl sogar um 6,2 Prozent. Christof Wockenfuß wertet dies als „gutes Zeichen“. Das Statistische Bundesamt weist jedoch darauf hin, dass man erst die Zahlen der kommenden Monate abwarten müsse, bevor man von einer Trendwende sprechen könne. sjk

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