zum Hauptinhalt
297766_0_46b45f86.jpg

© dpa

Insolvenzverfahren: Arcandor-Pleite besiegelt – der 15-Millionen-Mann tritt ab

Das Amtsgericht Essen eröffnet das Insolvenzverfahren. Nach nur sechs Monaten verlässt Vorstandschef Eick das Unternehmen - mit dem gesamten Gehalt für fünf Jahre.

Düsseldorf - Schwarzes Hemd, den obersten Knopf geöffnet. Ohne Jackett. Das Gesicht gut gebräunt. Wer Karl-Gerhard Eick am Dienstagmorgen beim Frühstück am Düsseldorfer Flughafen erlebte, konnte den Eindruck bekommen, er genieße bereits seinen Ruhestand. Seit Wochen war berichtet worden, wenn das offzielle Insolvenzverfahren gegen Arcandor eröffnet wird, muss Eick gehen und der bisherige vorläufige Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg übernimmt endgültig den Nachlass des maroden Konzerns. Am Dienstag war es nun so weit.

Damit endet eine kurze Episode an der Spitze von Arcandor. Genau sechs Monate stand Eick dem Konzern vor, vor knapp drei Monaten musste er Insolvenz anmelden. Inzwischen ist klar: Die drei Konzerntöchter werden künftig getrennte Wege gehen (siehe Kasten) und zumindest Karstadt und Quelle stehen schmerzvolle Sanierungen bevor. Der einzige Gewinner, so scheint es, ist Eick selbst: Seinen noch über fünf Jahre laufenden Vertrag bekommt er inklusive der variablen Bestandteile ausgezahlt – insgesamt 15 Millionen Euro. Die Privatbank Sal. Oppenheim hatte ihm diese Summe auch für den Fall der nun eingetretenen Insolvenz garantiert.

Dafür hat Eick viel Kritik bekommen. Nach den Arbeitnehmervertretern von Karstadt und Quelle äußerte am Dienstag auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihr Unverständnis. Eick selbst versteht die Aufregung nicht. „Ich habe nie einen Hehl aus meinem Gehalt gemacht“, sagte er am Dienstagmorgen. Über seine Verbindung zu Sal. Oppenheim hatte Eick frühzeitig informiert. Ohne deren Garantie wäre er bei Arcandor gar nicht erst angetreten. „Kein vernünftiger Mensch würde eine so hochriskante Aufgabe ohne Absicherung übernehmen“, erklärte Eick. Am Nachmittag kündigte er dann aber doch an, ein Drittel der Abfindung „zur sozialen Abfederung von Insolvenzfolgen für die Mitarbeiter im Konzern“ spenden zu wollen – ähnlich wie der kürzlich abgetretene Porsche-Chef Wendelin Wiedeking.

In der Essener Konzernzentrale hat seit Dienstag nun endgültig der Kölner Anwalt Görg mit seinem Team das Sagen. Er wird die Verhandlungen bei Quelle und Karstadt koordinieren. Beim fränkischen Versandhaus verhandelt Görg aktuell mit einem Bankenkonsortium um die Finanzierung des überlebenswichtigen Weihnachtsgeschäfts, wie Görgs Sprecher am Dienstag versicherte. Bei Karstadt spreche man mit allen Beteiligten, um Beiträge für eine Sanierung auszuloten. Auch hier drängt die Zeit. Bis zu den Gläubigerversammlungen Mitte November sollen fertige Konzepte für die beiden Handelshäuser vorliegen.

Unterdessen forderte Verdi die Insolvenzverwaltung auf, die Suche nach einem Investor für Karstadt zu beschleunigen. „Bis zum Weihnachtsgeschäft muss klar sein, wo es hingeht, mit wem und wie“, sagte die stellvertretende Verdi- Vorsitzende Margret Mönig-Raane am Montagabend in Berlin. Sie habe die Sorge, dass die Suche nach einem Investor weitere Monate dauern könne.

Zudem kritisierte die Gewerkschafterin, die auch im Aufsichtsrat von Arcandor sitzt, die Einschnitte, die von den Mitarbeitern erwartet würden. „Wir wissen weder etwas über den Sanierungsplan noch über interessierte Investoren außer Metro“, sagte Mönig-Raane. „Wir wissen nur, dass die Insolvenzverwaltung der Meinung ist, dass die Mitarbeiter wieder einen Beitrag leisten sollen.“ Da es aber keinen Plan für die Zukunft gebe und zugleich auch keine Zusagen wie Standort- und Beschäftigungssicherung, „geht der Beitrag, den die Beschäftigten leisten sollen, eher in Richtung Spende als in Richtung Sanierungsbeitrag“. Die Belegschaft habe seit 2004 bereits rund 324 Millionen Euro zur Sanierung des Unternehmens beigetragen.

Auch der scheidende Chef Eick lobte an seinem letzten Tag die Beschäftigten. „Bei Arcandor wurden viele Fehler gemacht, für die die Mitarbeiter überwiegend gar nichts können.“

„Wenn jemand, der ein insolventes

Unternehmen leitet, für sechs Monate Arbeit

das gesamte Gehalt für fünf Jahre bekommt,

wie der Herr Eick in Höhe von 15 Millionen,

dann habe ich dafür absolut kein Verständnis“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false