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Wirtschaft: Internationale Aktienmärkte: Die Börsen finden keinen Halt

Die Zinssenkung in den USA konnte auch am Donnerstag den Abwärtstrend an den internationalen Börsen nicht aufhalten. Sowohl in Europa als auch in den USA brachen die Kurse ein.

Die Zinssenkung in den USA konnte auch am Donnerstag den Abwärtstrend an den internationalen Börsen nicht aufhalten. Sowohl in Europa als auch in den USA brachen die Kurse ein. Getrübt wurde die Stimmung noch von schlechten Nachrichten europäischer Unternehmen wie Zurich Financial Services, Siemens oder France Télécom. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) forderte eine Verschärfung der Börsenregeln.

Der Dow-Jones-Index verlor in der ersten Handelsstunde 129,74 Punkte auf 9357,26 Zähler. Die Technologiebörse Nasdaq verlor dagegen lediglich 2,19 Punkte auf 1828. Der deutsche Aktienindex Dax musste bis zum Abend fast vier Prozent auf 5400 Punkte abgeben. Am Neuen Markt sackte der Nemax-50 um 7,6 Prozent auf 1435,71 Punkte nach. Ähnlich sah es an den übrigen großen europäischen Börsen aus. Zurich Financial Services hatte am Morgen einen überraschend hohen Gewinnrückgang um 29 Prozent ausgewiesen und damit nach Händlerangaben auch Finanzwerte an anderen Börsen belastet. France Télécom verfehlte mit seinen aktuellen Geschäftszahlen die Prognosen von Analysten leicht und wies stark gestiegene Schulden in Höhe von 60 Milliarden Euro aus. Siemens schließlich hatte mitgeteilt, der Konzern sehe erste Hinweise für eine schwächere Entwicklung bei den Hightech-Produkten Halbleiter, Computerindustrie und Mobilfunk in Europa.

Angesichts der dramatischen Kursverluste an der Börse und der zum Teil "kriminellen" Vorgänge vor allem am Neuen Markt rechnet die DeutscheSchutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in den nächsten Wochen mit turbulenten Hauptversammlungen. Dabei will die DSW in einzelnen Fällen die Entlastung von Vorstandsmitgliedern ablehnen und möglicherweise parallel auch Strafanzeigen stellen. Allerdings macht DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker den Anlegern wenig Hoffnung auf schnellen Schadensersatz. Wenn überhaupt werde das etwa fünf Jahre dauern. Das Vertrauen in den Neuen Markt hält er für längerfristig zerstört. Frühestens Ende des Jahres sieht er wieder eine freundlichere Börse. Die Privatanleger sind nach Ansicht von Hocker die größten Verlierer am Neuen Markt und einer Kapitalvernichtung bisher ungekannten Ausmaßes. "Häufig wechselten sie nahtlos vom Sparbuch an den risikoreichen Markt." Einige hätten dabei wohl auch "das Hirn ausgeschaltet". Andererseits hätten auch die laschen Regeln am Neuen Markt solche Engagements befördert. Auch die seit Jahresanfang gültigen, schärferen Vorschriften der Börse halten die Aktionärsschützer von der DSW noch für nicht streng genug. Großaktionären müsse vorgeschrieben werden, dass sie ihre Aktien deutlich länger halten müssten als bis sechs Monate nach dem Börsengang. Vorkäufe sollten sie nicht erst nachträglich melden müssen, sondern schon vorab kundtun, damit auch Kleinanleger reagieren könnten. Schwachpunkt seien auch die viel zu geringen Geldstrafen bei Pflichtverstößen von Emittenten, auch wenn der Höchstsatz jetzt von 10 000 auf 100 000 Euro steige. "Angesichts der 40 Millionen Mark, die Herr Haffa mit seinem Aktienverkauf verdient hat, wirkt dies wie ein lächerliches Taschengeld. Die abschreckende Wirkung muss bezweifelt werden", sagt DSW-Geschäftsführer Hocker.

ro

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