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Das Geschäft mit dem "Willkommen": Die ITB 2015 startet in Berlin und das diesjährige Partnerland Mongolei will sich gut präsentieren.

© DPA

Internationale Tourismusbörse 2015: Die Reisebranche sucht nach neuen Zielen

Der Umsatz ist hoch, das Wachstum ordentlich, dennoch schauen sich die Tourismusunternehmen auf der ITB nach neuen Absatzmärkten um. Das Geschäft wird vielleicht nicht ewig so gut laufen.

Am Horizont der Internationalen Tourismusbörse soll es liegen, das „next big thing“ im weltweiten Reisegeschäft. Eine Branche begibt sich wie jedes Jahr nach Berlin, doch 2015 muss eine zündende Idee her, wenn es weiterhin so gut laufen soll im Geschäft mit der Erholung und Abwechslung. Auf der weltweit größten Tourismusmesse bieten sich da laut Organisatoren einige Themen an. Doch mit „Tourismus in Slums“ steht zum Beispiel ein nicht ganz neues und umstrittenes Produkt auf der Innovationsliste der ITB 2015. 3D-Reisen, bei denen man den Urlaubsort per virtueller Projektion vor der Buchung erkunden kann, sollen Reisewillige noch stärker in Reisebüros locken, von denen im letzten Jahr 100 neue in ganz Deutschland eröffnet wurden. Reisebüros bieten ähnliche Preise wie im Internet an, persönliche Beratung inklusive. Die Branche sucht also nach neuen Absatzmärkten. Gefunden hat sie diese noch nicht.

Auch die Digitalisierung ist wieder ein großes Thema auf der ITB, doch wie können Smartphones, Apps und Co dafür sorgen, dass Reisende mehr Geld ausgeben?
Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin, sieht in diesem Zusammenhang auch in der Sharing Economy einen potenziellen neuen Markt. Die Vermittlung von Privatwohnungen oder Mitfahrgelegenheiten, egal ob lokal oder über größere Distanzen, stelle die Branche vor neue Herausforderungen. „Dieser Teil des Marktes muss aber reguliert werden“, sagte Michael Frenzel vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der ITB am Dienstag. Es könne nicht sein, dass Hotels zum Beispiel auf Brandschutz achten müssen, halbprivate Anbieter auf Plattformen im Internet aber nicht. Hier sei der Gesetzgeber gefragt. Ein Verbot dieser Angebote sei aber nicht die Lösung.

„Die Badewanne Europas“

Noch sind Airbnb, Wimdu, Uber und Co keine große Gefahr für die etablierten Anbieter rund um Reisen und Urlaub. Die Entwicklung in der Reisebranche ist solide. Laut Welttourismusorganisation haben im Jahr 2014 rund 1,14 Milliarden Menschen Urlaub gemacht. Das sind 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr. In Deutschland wächst der Markt ebenfalls, wenn auch langsamer. Mit 1,6 Milliarden privaten Reisetagen hatten die Deutschen im zurückliegenden Jahr immerhin 1,2 Prozent mehr Zeit in Erholung und Abenteuer investiert. Gutes Geld machen die Reiseunternehmen mit gutbetuchten Kunden. Bei Reisepaketen über 3000 Euro verzeichneten sie ein Plus von rund zehn Prozent.

Am häufigsten fahren europäische Touristen ans Mittelmeer, für Norbert Fiebig vom Deutschen Reiseverband bleibt es „die Badewanne Europas“. In den südeuropäischen Krisenländern sind dementsprechend hohe Wachstumsraten im letzten Jahr registriert worden: 17 Prozent mehr Urlauber in Griechenland, in Spanien waren es sechs Prozent, in Italien fünf Prozent mehr. Die Türkei wuchs auf einem hohen Niveau um rund zwei Prozent. Signifikant weniger Touristen entschieden sich dagegen für Ägypten als Reiseziel. Dort brach der Markt um rund 15 Prozent ein. Im Jahr 2013 buchten wegen der anhaltenden politischen Krise und den Anschlägen im Land viele Urlauber lieber eine andere Destination. Schlecht für die Anbieter von Reisepaketen, die eher über die Masse ihr Geld auch am Nil machen.

Profitable Pauschalreisen

Auf der Auftaktpressekonferenz ging es aber ganz woanders hin. Die mongolische Tourismusministerin Oyunkhorol Dulamsuren erläuterte, wie schön das diesjährige Partnerland der ITB sei. Und die Mongolei hat so viele schöne Dinge zu bieten, dass der Übersetzer fast kapitulieren musste: Jurten, Musik, Pferde. Dennoch bleibt die Mongolei ein relativ kleiner Markt mit rund 450 000 Besuchern im Jahr 2014. Den Status als Partnerland muss sich eine Regierung kaufen. Es lohnt sich, denn die ITB bietet eine gute Werbeplattform.

Die Vertreter der Tourismusindustrie sprechen auf der ITB auch von großen Risiken für ihre Branche. Eine hohe Steuerlast, Streiks von Spartengewerkschaften an Flughäfen und Bahnhöfen und der Mindestlohn knabberten an ihren „bescheidenen Margen“, erläuterte zum Beispiel der Präsident der deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel. Wechselkursschwankungen bergen für das Geschäft mit dem Tourismus ebenfalls eine Last, wenn potenzielle Kunden vor den hohen Preisen im Ausland vor allem in der Schweiz oder in den USA zurückschrecken. Und da schaut die Branche dann nicht mehr konsequent nach vorne. Denn das klassische Geschäft mit den Pauschalangeboten preisen die Manager als unschlagbar an. Für die Reiseveranstalter sind es sichere Geschäfte. Und die Reisenden könnten sich all inclusive unter Palmen legen. Ohne auf Dollar und Franken zu achten.

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