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Wirtschaft: Internationaler Fusionsprozeß bei den Banken erst am Anfang

FRANKFURT (MAIN)Rolf E.Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, bastelt an den letzten Feinheiten der größten Übernahme seines Hauses.

FRANKFURT (MAIN)

Rolf E.Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, bastelt an den letzten Feinheiten der größten Übernahme seines Hauses.Daß der rund 15 Mrd.DM teure Kauf von Bankers Trust der Schlußpunkt im Streben nach Größe ist, sieht er nicht."Der Konsolidierungsprozeß steht erst am Anfang." Den unbedarften Zuhörer mag dies angesichts der seit Jahren anhaltenden Fusionswelle im Bankensektor erstaunen.Aber Breuer hat offenbar Recht.Nicht nur, weil fast täglich Meldungen über neue Übernahmen oder Fusionen eintrudeln.Sondern auch, weil sich die Konzentration in der Finanzbranche bisher in erster Linie auf nationaler Ebene vollzieht.Die Übernahme von Bankers Trust ist eine Ausnahme.Große grenzüberschreitende Transaktionen im Finanzsektor sind Zukunftsmusik.

Galten schon in den vergangenen Jahren Übernahmen, Fusionen oder Allianzen unter Banken als wegweisende Problemlösung, so hat der Euro den Druck weiter verstärkt.Nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) müssen die Geldhäuser bestehende (Über-)Kapazitäten abbauen.Wer im Ausland im normalen Filialgeschäft expandieren will, wird eher auf das bestehende Netz von Konkurrenten zurückgreifen und auf den elektronischen Vertriebsweg Internet setzen.Im Firmenkundengeschäft sinken die Zinsmargen, viele Unternehmen gehen ohne Hilfe der Banken an den Kapitalmarkt.Die Geldhäuser müssen sich neue Konzepte ausdenken, um ihre Firmenkunden zu halten.Große können das besser, heißt es.Für das Investmentbanking, das die dicksten Gewinne verspricht, gilt Größe als wichtige Voraussetzung.Und im Asset Management müssen die Chancen angesichts steigender Vermögen und des Trends zur privaten Altersvorsorge über Investitionen in Research und Informationstechnologie erst eröffnet werden.Schließlich kann auch im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr nur der das dicke Geld verdienen, der groß ist.Heißt es.

Der Trend zur Größe in der Bankenwelt ist offenbar ungebrochen.Doch "Größe ist nicht der alleinige Erfolgsfaktor", heißt es in einer Studie des Bundesverbandes Deutscher Banken.Man muß sich nur die Unregelmäßigkeiten bei der Schweizer UBS oder bei der Münchener HypoVereinsbank anschaulich machen.Commerzbank-Chef Martin Kohlhaussen glaubt, daß die "Mode" von Fusionen und Übernahmen bald kippen wird.Grund: Bei vielen Zusammenschlüssen gehe Know-how verloren, und die erwarteten Renditen stellten sich, wenn überhaupt, später ein als erwartet.Gleichwohl kann sich auch Kohlhaussen den Zusammenschluß seines Hauses mit einer anderen Bank vorstellen.Die Gerüchtebörse tippt derzeit auf den Crédit Lyonnais.

Größe sei keine Garantie für Profitabilität, heißt es auch in einer Studie der Deutsche Bank Research (DB Research) vom Herbst vergangenen Jahres.Probleme mit unterschiedlichen Unternehmensstrukturen und -kulturen, überzogene Erwartungen in Hinblick auf Kostensenkungen, das sind Fragen, die bei Fusionen oft nicht beachtet werden.

Ingo Walter, Professor an der New York University verfolgt die Entwicklung im Bankensektor seit Jahren.Sein Fazit: Wahre Effizienzsteigerungen sind nur bei einem Geschäftsvolumen von unter 100 Mill.Dollar möglich.Rechne man die Vermögensverwaltung dazu, liege die Grenze bei fünf Mrd.Dollar.Nachdem die großen Fusionen der vergangenen beiden Jahre - die UBS in der Schweiz oder Citibank und Travelers zur Citigroup in den USA - den gegenteiligen Beweis noch schuldig geblieben sind, hat die Deutsche Bank gemeinsam mit Bankers Trust die Chance, den möglichen Kostensenkungs- und Ertragssprung zu belegen.Rolf Breuer will alles dafür tun.Und schon in diesem Jahr 680 Mill.DM einsparen.Ab 2001 sollen es 1,7 Mrd.DM sein - jedes Jahr.

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